17.04.2015 13:55 Uhr

Austria Wien beschäftigt die Einserfrage

Wachablöse im Austria-Tor: Heinz Lindner (r.) geht, Osman Hadžikić (l.) kam zum Debüt
Wachablöse im Austria-Tor: Heinz Lindner (r.) geht, Osman Hadžikić (l.) kam zum Debüt

Nachdem Heinz Lindner nun seinen definitiven Abschied im Sommer offiziell gemacht hat, ist die Wiener Austria auf der Suche nach einem neuen Tormann. Das 19-jährige Talent Osman Hadžikić profitierte vorerst von der Lindner-Verletzung. Für die kommende Saison sucht Austria-Sportdirektor Franz Wohlfahrt nach einem routinierten Goalie.

Die Entscheidung, wer letztlich am Sonntag (ab 16:30 Uhr im weltfussball-Liveticker) im wichtigen Duell mit dem Wolfsberger AC das Tor der Veilchen hüten wird, dürfte Andreas Ogris abgenommen werden. "Ob er fit ist", gibt laut Austria-Interimstrainer den Ausschlag über den Einsatz von Lindner. "Für mich habe ich das Gefühl, dass ich zwei Einsergoalleute zur Verfügung habe", stellte Ogris jedenfalls gelassen fest.

Lindner ist nach seinen muskulären Problemen im Hüftbeuger fraglich und wurde zuletzt von Osman Hadžikić solide vertreten. Darüber hinaus wurde unter der Woche der Abschied von Lindner bekannt gegeben. Nach fünf Jahren im Austria-Tor fühlt der 24-Jährige sich bereit für neue, höhere Aufgaben. "Wir wissen um die Klasse von Heinz Lindner, er ist ein verdienstvoller Spieler und wir wissen auch was wir haben an ihm", so Ogris.

Hadžikić war bisher weitgehend jenem Teil des Austria-Anhangs ein Begriff, der in der Vergangenheit auch Spiele der Amateure in der Regionalliga Ost oder der U19 in der Youth League verfolgte. Ist der gebürtige Bosnier, der mittlerweile auch im ÖFB-Nachwuchs zwischen den Pfosten steht, reif für die Aufgabe Bundesliga?

Mit 19 im Bundesliga-Tor?

Einer, der es beurteilen kann, ist Franz Wohlfahrt. Der Austria-Sportdirektor debütierte 1983/84 ebenfalls 19-jährig in der Bundesliga. "Ich hab das Glück gehabt, dass ich einmal spielen durfte. Dann bin ich aber wieder zwei Jahre schön auf der Bank gesessen", erinnerte sich Wohlfahrt auf weltfussball-Nachfrage zurück. "Mit Friedl Koncilia war ja ein Welttormann da."

Ob ein Spieler soweit ist, sei aber weniger Frage des Alters sondern eine eher situationsbedingte Angelegenheit. "Mit Osman Hadžikić haben wir auch aus meiner Sicht einen Tormann, der schon die Stärke und Robustheit hat, auch die mentale Kraft, über längere Distanzen zu spielen", war sich Wohlfahrt aber sicher. "Für die Zukunft lassen wir es uns offen, aber wir haben mit Osman einen Mann mit hohen Qualitäten und Talent, der fleißig arbeitet", erklärte der frühere ÖFB-Teamtormann und -Trainer weiter. Klar sei jedenfalls: "Wenn wir uns für so einen jungen Torhüter entscheiden, dann werden wir ihm auch vertrauen, wenn es mal nicht so läuft."

Hadžikić, der mit der Matura 2016 auch abseits des Rasens gefordert ist, bleibt jedoch bescheiden. "Ich bin einfach nur froh, dass ich Teil dieser Mannschaft bin", wird er auf der Austria-Homepage zitiert.

Handlungsbedarf

"Wir werden aber handeln müssen", versprach Franz Wohlfahrt dennoch einen Neuzugang, der schon bald feststehen könnte. "Wir wissen es ja auch nicht erst seit dem letzten Gespräch mit Heinz. Daher sind wir schon recht weit", so der Sportdirektor. Auch das Anforderungsprofil ist klar: "Es würde einen Sinn machen, wenn wir jemanden holen, der schon ein paar Spiele auf dem Buckel hat. Mit zwei jungen Torhütern würde ich nicht in die Saison gehen", legte er sich auf die Suche nach Routine fest.

Wohlfahrt spricht von mehreren Optionen. Eine davon ist Robert Almer. Österreichs Nummer eins ist bei Hannover 96 nur Reservist und sehnt sich seinerseits nach Spielpraxis. "Das ist kein Geheimnis", ließ sich Wohlfahrt immerhin entlocken. "Spieler aus der deutschen Bundesliga nach Österreich zu bekommen - vor allem in der Qualität - das ist nicht einfach", verwies Wohlfahrt auf die wirtschaftliche Machbarkeit.

Am Transfermarkt in unsicheren Zeiten

Grundsätzlich stehen über der violetten Kaderplanung gleich mehrere Fragezeichen. Mangels Trainer für die neue Saison darf bei Spielern auch Interimstrainer Andreas Ogris seine Meinung einbringen. Außerdem ist die Teilnahme am Europacup alles andere als fix.

Wohlfahrt gab sich daher kämpferisch: "Ich möchte klar sagen, wenn ein Spieler nicht zu uns kommt, weil wir unter Umständen nicht im Europacup dabei sind, dann ist das nicht der richtige Spieler für Austria Wien. Weil wir längerfristig planen, und ich wünsche mir daher Spieler, die da mit durchgehen."

Austria-Finanzvorstand Markus Kraetschmer hat in den vergangenen Jahren aber auch leidvolle Erfahrungen machen müssen. "Wir brauchen Spieler, die sich identifizieren. Aber vielleicht kommen andere Spieler oder ihre Manager gar nicht auf die Idee, über Austria Wien nachzudenken, weil wir diese Plattform nicht bieten können. Das haben wir letztes Jahr schon erlebt und das würde in diesem Sommer wieder das Thema sein", so Kraetschmer.

Mehr dazu:
>> Lindner verlässt die Austria zu Saisonende 

Sebastian Kelterer