22.04.2015 10:29 Uhr

Rampenlicht: Ex-Bayer im Torrausch

Trifft zur Zeit wie am Schnürchen: Takashi Usami
Trifft zur Zeit wie am Schnürchen: Takashi Usami

Viele bekannte Gesichter spielen weitgehend unbeachtet von der deutschen Presse im Ausland. Heute blickt weltfussball auf einen japanischen Torjäger, einen brasilianischen Oldie im zweiten Frühling und einen alten Bekannten aus der Dortmunder Ära Doll.

Klein, flink, wendig, pfeilschnell und obendrein noch brandgefährlich. Wenn er sich das runde Spielgerät schnappt, steigt der Puls der japanischen Fußballfans und der Torjubel ist fast schon vorprogrammiert - Die Rede ist von Takashi Usami. Der 22-Jährige Japaner spielt sich momentan in einen Rausch und ist das Aushängeschild der heimischen J. League: Für seinen Klub Gamba Osaka, den er letzte Saison zum Wiederaufstieg in die erste japanische Spielklasse schoss, erzielte er in den ersten sechs Saisonspielen sieben Tore und bereitete zwei weitere Treffer vor.

Am letzten Wochenende bekam Ligakonkurrent Shonan Bellmare seine Topform zu spüren, als der Shootingstar mit der Rückennummer 39 das erste Tor des Tages per Kopf erzielte. Dem Jungen aus der südjapanischen Stadt Nagaokakyō scheint momentan wirklich alles zu gelingen. Er hat großen Anteil daran, dass der Aufsteiger momentan auf dem zweiten Rang steht.

Ab Sommer 2011 wollte der Nationalspieler auch in den Gefilden der Bundesliga für Furore sorgen: Mitte Juli wechselte er auf Leihbasis von Gamba Osaka zum FC Bayern, der sich zusätzlich eine Kaufoption sicherte. Bereits am zweiten Spieltag der folgenden Saison feierte er sein Debüt, wurde aber in der Folge vor allem in der zweiten Mannschaft des Branchenprimus eingesetzt und kam für das Profiteam lediglich auf fünf Einsätze und ein Tor (im DFB-Pokal).

Der FCB ließ die Kaufoption für den jungen Asiaten verstreichen und gab ihn auf Leihbasis nach Hoffenheim weiter. Trotz 20 Bundesligaeinsätzen und 4 Scorerpunkten ließ auch die TSG eine Kaufoption ungenutzt und Usami kehrte zurück in seine Heimat.

Gut möglich, dass nach den mehr als überzeugenden Leistungen bald wieder ein europäischer Topklub seine Fühler nach dem japanischen Tor-Express ausstreckt.

Brasilianischer Allrounder trotzt dem Alter

Ein weiterer Ex-Bayern-Spieler ist seit 21 Jahren Profi und denkt noch lange nicht ans Aufhören: Zé Roberto wird im Juli 41 Jahre alt und kickt mittlerweile für Palmeiras Sao Paulo. Und das durchaus erfolgreich: Der 84-fache brasilianische Nationalspieler wurde vor kurzem zum besten Linksverteidiger Brasiliens ausgezeichnet.

Der Oldie fühlt sich trotz fortgeschrittenem Alter pudelwohl: "Ich wurde im Alter immer besser, ab 30. Es war unglaublich. Normalerweise geht deine Leistung nach unten. Die Schnelligkeit nimmt ab, die Wendigkeit. Aber bei mir blieb sie stabil oder wurde noch besser." Grund genug, um die Fußballschuhe noch nicht an den Nagel zu hängen. Mindestens zwei Jahre will der Allrounder, der in 336 Bundesligaspielen für Leverkusen, Bayern und Hamburg als linker Verteidiger, linker Mittelfeldspieler und Sechser auflief, noch kicken. Nach eigenen Aussagen vielleicht auch noch fünf. Danach will er zurück nach Deutschland und sich im Land seiner größten Erfolge wieder etwas aufbauen. Einem solchen physiologischen Phänomen scheint dabei nichts im Wege zu stehen.

Ex-Borusse findet sein Glück in Spanien

Es war der 4. Januar 2008: Der BVB unter dem damaligen Coach Thomas Doll spielte sich als Tabellenzehnter durch das Niemandsland der Tabelle und verpflichtete im Winter zwei vielversprechende Verteidiger für die angeknackste Defensive: Mats Hummels wurde vom FC Bayern geholt und entwickelte sich unter Jürgen Klopp zu einem der besten Verteidiger Europas. Der zweite Neuzugang kam als "Serbiens Spieler des Jahres" zur Borussia und sollte auf der rechten Außenbahn für Stabilität sorgen: Antonio Rukavina. Einen Durchbruch wie sein Transferkumpane schaffte er allerdings nicht.

Mit Dortmund zog der Serbe in das DFB-Pokalfinale ein, konnte die Verantwortlichen aber auch nach dem Trainerwechsel von Doll zu Klopp nicht überzeugen und wurde nach 19 Bundesligaspielen in der Winterpause der Saison 2008/2009 an den TSV 1860 München ausgeliehen, der den heute 31-Jährigen fest verpflichtete. Nach drei Jahren im Süden der Republik zog es ihn nach Spanien. Dort kommt seine Karriere nochmal richtig in Schwung: Durch ein überzeugendes Intermezzo bei Real Valladolid wurde Villarreal auf ihn aufmerksam und sicherte sich im vergangenen Sommer für rund vier Millionen Euro die Dienste des Abwehrspielers.

Dort gehört Rukavina zwar nicht zum festen Inventar, wettbewerbsübergreifend kommt er aber auf beachtliche 27 Spielen, in denen das Gelbe U-Boot lediglich fünf Mal als Verlierer vom Feld ging. Gut möglich, dass der alte Bekannte aus grauen Dortmunder Fußball-Tagen im Westen Spaniens noch einmal so richtig in Fahrt kommt.

Lionard Tampier