23.04.2015 13:51 Uhr

Lienen vermisst Trainer-Gewerkschaft

Ewald Lienen beklagt das Fehlen einer Gewerkschaft für die Trainerzunft
Ewald Lienen beklagt das Fehlen einer Gewerkschaft für die Trainerzunft

Trainer-Routinier Ewald Lienen vom FC St. Pauli wünscht sich eine Gewerkschaft für Fußball-Lehrer.

"Die Manager, die Schiedsrichter, sogar die Greenkeeper der Bundesligisten haben einen Sprecher! (...) Nur wir Trainer sind anscheinend zu unsolidarisch und zu geizig, das Geld auszugeben, das so eine Vertretung kosten würde", sagte der Coach des Zweitligisten der Wochenzeitung "Die Zeit". Sein Berufsstand werde kaum gewürdigt, der Respekt sei nicht da, aber daran seien die Trainer auch selbst schuld, meinte er.

Der 61-Jährige, der in den 1980er Jahren als politisch links galt, sieht in seiner Vergangenheit einen Grund für sein heutiges Wirken beim Kiez-Klub. "Ich will nicht sagen, dass mein ganzer Lebensweg darauf ausgerichtet war, bei St. Pauli zu landen. Aber man könnte auf die Idee kommen. Ich kann mich mit dem Verein identifizieren, weil ich die Philosophie des Klubs zu hundert Prozent unterstütze", meinte der ehemalige Stürmer.

Lienen lüftet "Zettel-Geheimnis"

So findet es der einstige Linksaußen gut, dass sein Klub sich gegen Homophobie engagiere und zum Antifaschismus bekenne: "In einer Demokratie sollten das Selbstverständlichkeiten sein, aber das ist leider nicht so. Mich irritiert, dass es außer dem FC St. Pauli so wenige Klubs gibt, die sich klar positionieren."

"Zettel-Ewald" erklärte auch, was er während der Spiele alles vermerkt: "Große Chancen für uns, große Chancen der Gegner. Immer mit den Minutenangaben dabei. Das war's." Seit seiner Kindheit notiert er fleißig: "Schon in der Schule habe ich immer mitgeschrieben, was der Lehrer erzählt hat. Von jeder Schulstunde hatte ich meine Notizen."

Verbleib auch im Falle eines Abstiegs

Auch zu seiner persönlichen Zukunft äußerte sich der Fußballlehrer konkret: "Mein Vertrag gilt auch für die 3. Liga. Selbst wenn wir absteigen sollten, ginge das Leben weiter. Sportlich müssten wir mit weniger Geld zurechtkommen, an der Philosophie aber ändert sich gar nichts."

Fünf Spieltage vor Saisonschluss nimmt der Traditionsklub in der Tabelle Relegationsplatz 16 ein, nur durch einen Punkt von Schlusslicht VfR Aalen getrennt. Der Rückstand auf den rettenden 15. Rang beträgt ebenfalls einen Zähler.

dpa/sid