03.05.2015 10:00 Uhr

MLS: Ankunft im Alltag

So voll kann die Citrus Bowl, das Stadion Orlandos, sein
So voll kann die Citrus Bowl, das Stadion Orlandos, sein

Während sich Europas Ligen auf der Zielgerade befinden, sind die Teams der MLS erst vor wenigen Wochen in der Saison angekommen. Zeit für weltfussball, die ersten Gehversuche der neuen Teams genauer unter die Lupe zu nehmen.

Es ist der 8. März 2015. Der Orlando City Soccer Club trifft in seinem ersten Match in der Major League Soccer auf den anderen Newcomer der Liga, den New York City Football Club. Das Stadion ist bereits im Vorfeld ausverkauft, 62.510 Zuschauer haben sich voller Vorfreude in die Citrus Bowl in Orlando begeben, um die Neulinge zu begrüßen.

Sie sehen eine durchwachsene Partie, in der die Gäste aus dem Big Apple in der 76. Minute in Führung gehen. Orlando tut sich bis zum Ende schwer, hat Mühe mit dem Gegner, Probleme mit sich selbst. Dann wird den Hausherren in der 90. Minute ein Freistoß in zentraler Position vor dem gegnerischen Kasten zugesprochen. Natürlich tritt Kaká, Star des Teams, selbst an. Der Brasilianer zieht ab, trifft die Mauer und das Leder springt ins linke Eck. Kein schöner Treffer, trotzdem ist der Jubel im Stadion nach dem ersten Punktgewinn riesig.

NYCFC-Coach Jason Kreis schien nach der Begegnung nicht zufrieden. "Ich denke beide Teams haben gezeigt, dass sie noch keine fertigen Produkte sind. Die Spieler waren nicht so stark, wie man es gerne hätte, aber es war die Saisoneröffnung und jedes Team muss dadurch", meinte der US-Amerikaner mit Blick auf die nächsten Spiele.

Durchwachsene sportliche Bilanz

In der Tat zeichneten sich in den ersten 90 Minuten der MLS-Geschichte beider Mannschaften schon Schwierigkeiten ab, die sich später fortsetzten. Von den folgenden sieben Partien gewann Orlando nur zwei. Zuletzt verloren die Löwen gegen Columbus und Toronto - ein Saisonverlauf, der so nicht geplant war.

Auf Superstar Kaká ruhen zwar die Hoffnungen der Fans, aber auch der ehemalige Weltfußballer kann Spiele nicht alleine gewinnen. "Wir haben eine gute Mannschaft, das merkte ich schon beim ersten Training", meinte der ehemalige Mailänder noch vor der Saison. Aktuell ist der 33-Jährige mit drei Toren in acht Spielen aber der beste Knipser seiner Mannschaft, die insgesamt überhaupt erst sechs Treffer erzielt hat.

Mit dieser Bilanz rangieren die Violetten aktuell auf dem sechsten Rang der Eastern Conference, der am Saisonende gerade so für die Playoffs reichen würde. Und damit stehen sie immer noch besser da als der zweite Liganeuling. Für New York sieht es sportlich noch düsterer aus. Das Franchise der City Football Group hat bislang durch einen Sieg und drei Unentschieden nur sechs Zähler gesammelt und belegt den drittletzten Platz der Conference.

Die Zuschauer

Während sich die sportliche Bilanz eher durchwachsen liest, können die Geldgeber mit den Zuschauerzahlen noch zufrieden sein. Die große Kulisse aus dem ersten Match der Saison erreichen beide zwar nicht mehr, dennoch gehören sie zu den drei Klubs mit den besten Besucherzahlen. Einzig die Seattle Sounders begrüßen bei Heimspielen mehr Fans.

Die Bilanz zeigt aber auch, dass der hohe Schnitt vor allem aus den ersten gut besuchten Partien resultiert. Speziell in New York scheint die Anfangseuphorie verflogen zu sein. Kamen zum ersten Match im heimischen Yankee Stadium noch 43.507 Zuschauer, waren es gegen Portland nur noch 21.891. Der NYCFC hat mit den New York Red Bulls allerdings einen Konkurrenten in der eigenen Stadt, der ebenfalls Soccer-Fans anzieht. Orlando bleibt der einzige Fußballklub der MLS in Florida und kann auch deswegen weiter auf höhere Zuschauerzahlen hoffen.

Im Alltag angekommen

Es liegt allerdings auf der Hand, dass der ausbleibende schnelle Erfolg und das mitunter nicht gerade ansehnliche Spiel Schuld am Rückgang der Besucherzahlen sind. Auch Stars wie Kaká oder David Villa locken nur kurzfristig Fans an, New Yorks Neuzugang Frank Lampard wird im Sommer vielleicht den gleichen Effekt auslösen.

Die neuen Franchises sind im Alltag der Liga angekommen, in dem Ergebnisse und keine Namen von Fußballrentnern zählen. Allerdings sollte man den neu zusammengestellen Teams auch Entwicklungszeit lassen, um sich in der Major League Soccer zu akklimatisieren.  Ob das optimistische Ziel von Orlandos Eigner Flavio Augusto Da Silva ("Die MLS wird in den nächsten zehn Jahren die größte Liga der Welt sein") mit den neuen Franchises irgendwann erreicht wird, bleibt jedoch fraglich.

Mehr dazu:
>> Alle Infos zur Major League Soccer
>> Die Zuschauerzahlen der MLS im Überblick

Florian Pütz