04.05.2015 08:30 Uhr

Der Spaßfaktor des Rapid-Rohdiamanten

Philipp Schobesberger - der Mann der Stunde beim Rekordmeister
Philipp Schobesberger - der Mann der Stunde beim Rekordmeister

Ausverkauftes Stadion, tolle Stimmung, packende Partie - das 2:2-Remis zwischen Sturm und Rapid zum Abschluss der 31. Bundesliga-Runde am Sonntagnachmittag machte Lust auf mehr. Ebenso wie der überragende Mann auf dem Platz: Philipp Schobesberger.

Mit sechs Toren in den vergangenen sechs Pflichtspielen (fünf in der Bundesliga und einmal im ÖFB-Cup) zeigte der Newcomer im grün-weißen Dress gewaltig auf. Weder ÖFB-Teamchef Marcel Koller, noch den internationalen Scouts sowie ganz normalen Fußballfans in der gerammelt vollen UPC-Arena in Graz-Liebenau blieben die Glanztaten der Nummer 7 im Rapid-Dress verborgen.

Ein Raunen ging durch das Publikum, wenn der 21-jährige Wirbelwind den Turbo einschaltete. "Unglaublich schnell", lauteten die ersten Kommentare auf der Tribüne. "Und kicken kann der auch", lobte sogar der beeindruckte Sturm-Anhang die Galavorstellung des herausragenden Akteurs.

Führungstreffer zum 1:0, dazu zwei Mal im Strafraum nur mit Fouls zu stoppen (wobei beide Male der fällige Elfmeterpfiff ausblieb): Philipp Schobesberger drückte dem Duell um Platz zwei seinen Stempel auf.

Foda: "Der macht sogar dem gegnerischen Trainer Spaß"

Auch Sturm-Coach Franco Foda konnte sich der strahlenden Faszination des Rapid-Rohdiamaten nicht entziehen. Von weltfussball nach der Leistung von Schobesberger befragt, meinte der Deutsche nach einem vielsagenden Lächeln: "Sogar als gegnerischer Trainer macht es Spaß ihm zuzuschauen."

Dabei wäre er fast beim SK Sturm gelandet. Im Jänner 2014 schien sein Transfer von Pasching nach Graz mit Saisonbeginn 2014/15 bereits besiegelt, doch zwei Monate später freute man sich stattdessen in Wien-Hütteldorf über die Vertragsunterschrift des offensiven Mittelfeldspielers. Die Ausbildungsentschädigung von knapp 20.000 Euro war ein echtes Schnäppchen, zumal Schobesberger bereits 2013 durch den sensationellen Cupsieg der Paschinger ins Auge gestochen war.

Auch in der Regionalliga Mitte steuerte er in 30 Partien gleich 14 Volltreffer bei, die Visitenkarte stimmte. Im Rapid-Dress musste er in der Bundesliga jedoch bis zur 25. Runde warten, ehe die Torsperre beim 4:0-Heimsieg gegen Grödig am 14. März 2015 zu Ende ging. Seither ist Schobesberger jedoch "on fire".
>> Übersicht der Vereinsspiele von Philipp Schobesberger

Barisic: "So schnell schießen die Preußen nicht"

Der eigene Trainer war in den vergangenen Wochen bemüht bei seinem Aufsteiger auf die Euphoriebremse zu steigen. "Da kommt ein junger Mensch nach Wien und erkennt, dass in der Großstadt auch nach 20 Uhr viele Lichter leuchten", verwies Rapid-Betreuer Zoran Barisic zuletzt auch auf Verlockungen abseits des grünen Rasens.

Nach der erneuten starken Schobesberger-Vorstellung fragte weltfussball den Rapid-Coach: "Sorgen um Philipp?" Es folgte ein erstauntes: "Warum?" "Weil er in dieser Form nicht mehr lange in Österreich spielen wird?" "Moment. Das wäre zu früh für ihn. So schnell schießen die Preußen nicht!", brachte Zoran Barisic seine Sicht der Dinge auf den Punkt.

Man wird sehen. Philipp Schobesberger hat bei Rapid einen Vertrag bis 2017. Angebote kommen angesichts seiner jüngsten (teamreifen) Leistungen so sicher wie das Amen im Gebet. Dann gilt es für internationale Interessenten die grün-weiße Schmerzgrenze auszuloten.

Schobesberger: "Die Leichtigkeit werde ich nicht verlieren"

Nach nicht einmal einer vollen Oberhaus-Saison ist jeder beim Rekordmeister bemüht, den Youngster nicht abheben zu lassen. Aber was meint eigentlich Schobesberger selbst: "Die Leichtigkeit werde ich nicht verlieren. Das ist eine meiner Stärken, die ich beibehalten will."

Dazu schwärmte er von der Atmosphäre beim Aufeinandertreffen der beiden Publikumsmagneten aus Graz und Wien: "Die Stimmung war für Österreich fast einzigartig - eine super Stimmung und ein super Gefühl." Die Bundesliga braucht einen starken SK Sturm und dazu passende Kontrahenten aus der Bundeshauptstadt. Dann geht es auch mit dem Meisterschaftsalltag wieder bergauf.

Schobesberger sorgte zudem auch kurz vor Schluss für eine bemerkenswerte Szene. Leider von vielen Fans unbemerkt, die sich gerade wieder auf Beschimpfungen der gegnerischen Mannschaft konzentrierten. Als Sturm-Verteidiger Lukas Spendlhofer von Krämpfen geplagt am Boden lag, sprang ihm der Gegenspieler fast wie selbstverständlich bei der Hilfe ein. Eine Aktion, welche seine Sympathie-Werte bei neutralen Beobachtern weiter steigen ließ.

Gratzei: "Da kommt der Konsel, der gescheite Volltrottel"

Die nicht immer druckreife Rivalität zwischen Sturm und Rapid zeigte sich auch beim Sager des Tages in der Mixed Zone. Ex-ÖFB-Teamkeeper Christian Gratzei war wegen seiner unglücklichen Rolle beim 4:4-Remis in der Vorwoche beim SC Wiener Neustadt zuletzt beim TV-Experten und ehemaligen Rapid-Publikumsliebling Michael Konsel in die Kritik geraten.

Die Replik des Sturm-Torhüters fiel eindeutig aus: "Da kommt der Konsel, der gescheite Volltrottel und meint im Fernsehen, wie schlecht ich beim Gegentor ausschaue. Ich hab zuvor noch nie gehört, dass der Handschuh schuld ist, wenn der Ball durch die Mauer geht."

Da wusste Gratzei noch nicht, dass diesmal mit Heribert Weber ein weiterer Sky-Experte über das Weitschusstor von Thanos Petsos zum 2:1 für Rapid sagte: "Den muss Gratzei halten."

Mehr dazu:
>> Remis im Schlager zwischen Sturm und Rapid
>> Bundesliga-Ergebnisse und Tabelle

Christian Tragschitz