05.05.2015 09:50 Uhr

Morata: Schlüsselfigur gegen die alte Liebe

Den Ball im Blick: Juves Álvaro Morata
Den Ball im Blick: Juves Álvaro Morata

Álvaro Morata wechselte im Sommer von Real Madrid zu Juventus. Am Dienstag trifft er im Hinspiel des Champions-League-Halbfinals (ab 20:45 Uhr im weltfussball-Liveticker) ausgerechnet auf seinen Ex-Klub. Nicht nur sportlich könnte der 22-Jährige in diesem Duell eine wichtige Rolle spielen.

Cristiano Ronaldo, Lionel Messi, Diego Costa – so prominent liest sich die Top 3 der Torschützenliste in der spanischen Primera División 2013/2014. 31 Treffer erzielte der amtierende Weltfußballer, 28 Mal traf der vierfache Sieger des Ballon d'Or und 27 Tore markierte der spanische Nationalspieler, der nach seinem Wechsel zu Chelsea inzwischen auch auf der Insel für Furore sorgt.

Überraschend sein dürfte für viele, dass ein Spieler in La Liga den großen Drei in der vergangenen Saison in Sachen Effizienz deutlich voraus war: Álvaro Morata, damals noch in Diensten von Real. Acht Treffer gelangen dem Stürmer in 23 Einsätzen, bei denen er allerdings 20 Mal ein- und einmal ausgewechselt wurde. Unter dem Strich traf Morata damit alle 70 Minuten. Zum Vergleich: Ronaldo brauchte 81, Messi 89 und Costa sogar 110 Minuten pro Tor.

"Nur zu Juve"

Mit seiner Rolle als Edeljoker bei den Königlichen war Morata deshalb verständlicherweise nicht zufrieden. "Ich spielte oft gut und musste danach trotzdem wieder auf die Bank. Ich habe keine Stammplatzgarantie verlangt, aber wollte einfach besser behandelt werden", erinnerte er sich später im Interview mit dem spanischen Radiosender "Onda Cero". Der im Norden Madrids aufgewachsene und in Atléticos, Getafes und Reals Jugendakademien ausgebildete Hochbegabte forcierte seinen Abschied.

Die Interessenten standen Schlange für den Torschützenkönig der U21-Europameisterschaft 2013, auch der VfL Wolfsburg streckte seine Fühler nach Morata aus. Den Zuschlag bekam letztlich Juventus – für eine Ablösesumme von 20 Millionen Euro und gegen den Willen der Königlichen. "Real wollte ihn erst gar nicht verkaufen, dann zu anderen Klubs, die mehr Geld boten. Aber Álvaro ist ein Dickkopf. Er wollte nur zu Juve und so wurde es auch Juve" erklärte Moratas Berater Giuseppe Bozzo der "Tuttosport".

Das große Glück gefunden

Zwar verletzte sich Morata im Sommer gleich während seiner ersten Trainings mit den neuen Teamkollegen, stand aber entgegen erster Prognosen schnell wieder auf dem Platz. Spätestens seit dem Jahreswechsel zählt er nun zum Stammpersonal des italienischen Serien-Titelträgers.

Immerhin elf Treffer hat der spielerisch starke Angreifer wettbewerbsübergreifend bereits auf dem Konto. Nicht nur in den Champions-League-Achtelfinalspielen gegen Borussia Dortmund überzeugte Morata zudem als kongenialer Nebenmann von Topscorer Carlos Tévez. Beide glänzen besonders beim schnellen Umschaltspiel der Alten Dame, das auch gegen Real eine der wichtigsten Waffen des Außenseiters sein wird.

Auf und neben dem Platz hat Morata bei Juventus sein Glück gefunden. "Letztes Jahr hatte ich überhaupt kein Selbstvertrauen mehr, der Klub hat mich ins Leben zurückgebracht", schwärmt er. "Hier in Turin sind wir kein Team, wir sind eine große Familie."

Wichtig auch als "Maulwurf"

Wenn er in der Königsklasse nun auf den ehemaligen Arbeitgeber trifft, werden nicht nur Moratas fußballerische Fähigkeiten gefragt sein. Der Real-Insider dürfte im Vorfeld auch äußerst wertvoll als Tippgeber für Juves Trainer Massimiliano Allegri und die Mitspieler gewesen sein.

Morata kennt den Fußball von Real-Coach Carlo Ancelotti in- und auswendig, kann vielleicht sogar die taktische Marschroute des Italieners für die Halbfinalpartien vorausahnen. Aus zahlreichen Trainingseinheiten mit Cristiano Ronaldo, Gareth Bale und Co. ist der Spanier zudem bestens mit den persönlichen Stärken und Schwächen der Gegenspieler vertraut.

Keine Rückkehr nach Madrid

An Ansporn wird es Morata in den beiden Duellen mit dem Titelverteidiger ohnehin nicht mangeln, gilt doch besonders das Verhältnis zum Ex-Trainer als belastet. "Ich hatte kaum Verbindung zu Ancelotti", sagt er. "Ich bin fokussiert auf meinen Job und nicht interessiert an Real Madrid."

Auch Ancelotti dementierte kürzlich im Gespräch mit der "Gazzetta dello Sport" eine mögliche Wieder-Verpflichtung des Angreifers – trotz Reals Rückkaufklausel, die für die kommenden beiden Sommertransferperioden gilt. Stattdessen könnte der ehemalige Madrilene in zweierlei Hinsicht zur Schlüsselfigur für Juventus gegen den Favoriten werden und seiner alten Liebe auf dem Weg zum elften Triumph in der Königsklasse kräftig in die Suppe spucken.

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Tobias Knoop