22.05.2015 12:41 Uhr

Klopp-Abschied: Rührstück in Schwarzgelb

Trainer Jürgen Klopp verabschiedet sich am Wochenende von der BVB-Kultstätte. Foto: Andreas Gebert
Trainer Jürgen Klopp verabschiedet sich am Wochenende von der BVB-Kultstätte. Foto: Andreas Gebert

Tränen, Wehmut, Ovationen - das letzte Saisonspiel des BVB wird zu einem Rührstück in Schwarzgelb. Nach sieben Jahren echter Liebe nimmt Jürgen Klopp ein letztes Mal auf der Trainerbank des Dortmunder Fußball-Tempels Platz.

Dass die Partie gegen Werder Bremen zudem zu einem Endspiel um Europa wird, passt ins Bild von einem denkwürdigen Abschied. Angesichts der sportlichen Brisanz bat der in der Revierstadt als Kultfigur verehrte Coach die Vereinsspitze darum, auf eine offizielle Verabschiedung vor der Partie zu verzichten: "Es gibt am Samstag kein Klopp-Event. Ich empfinde es als meine Aufgabe, vor dem Spiel nicht allzu viel Nostalgie zuzulassen."

"Will mir nicht vorstellen, was in mir abgeht"

Dass Gefühlsmensch Klopp bei aller Professionalität auch nach dem Schlusspfiff die Fassung bewahrt, darf jedoch bezweifelt werden. "Ich will mir nicht vorstellen, was in mir abgeht, wenn das Spiel aus ist", sagte er voller Respekt vor dem wohl emotionalsten Moment seiner Karriere. Wie schon bei seinem Abschied im Sommer 2008 aus Mainz werden Tränen fließen. Denn selbst im Falle einer Niederlage sind dem einst von Sportdirektor Michael Zorc als "Menschenfänger" bezeichneten Coach Ovationen gewiss. Klopp sieht es ähnlich wie die Fans: "Diese Geschichte hier ist nicht zu schmälern durch eine Niederlage am letzten Spieltag."

Gleichwohl könnte ein Sieg den Abschied versüßen und Mut für das Pokalfinale eine Woche später gegen Wolfsburg machen. Selbst ein Remis gegen den Tabellennachbarn aus Bremen garantiert den Einzug in die Europa League. Klopp ist guter Dinge, dass seine Mannschaft für einen standesgemäßen Schlussakt sorgt: "Ich hoffe, dass wir es nochmals schaffen, ein absolutes BVB-Heimspiel daraus zu machen - eine Vollgasveranstaltung."

Nach Einschätzung von Torhüter Roman Weidenfeller werden die Profis alles tun, diesen Wunsch des Trainers zu erfüllen: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir das noch aus der Hand geben. Verspielt der BVB den ersten Matchball, wäre das internationale Geschäft nur noch mit einem Pokalsieg eine Woche später in Berlin zu schaffen.

Aus dem Keller nach Europa

Es grenzt an ein kleines Wunder, dass beide Teams noch auf Europa hoffen können. Schließlich rangierten sowohl die Dortmunder als auch die Bremer beim Hinspiel im Dezember noch in der Abstiegszone. "Wir waren eigentlich schon unter der Erde", kommentierte Werder-Coach Viktor Skripnik die beachtliche Trendwende und erklärte das zweite Saison-Duell mit dem BVB voller Vorfreude zu einem "richtigen Finale". Wie sein Bremer Kollege empfindet auch Klopp den Stress als eher positiv: "Man kann sich nicht vorstellen, wie dankbar ich dafür bin, diesen Abstiegskampf nicht hautnah miterleben zu müssen."

Anders als sein Coach wird Sebastian Kehl schon vor dem Spiel mit Blumen offiziell verabschiedet. Nach über 13 Jahren bestreitet der einstige Kapitän sein letztes Heimspiel für die Borussia. Der Gewinn von drei Meistertiteln (2002/2011/2012) und der Pokalsieg von 2012 macht es für den 35 Jahre alten Routinier einfacher, die Fußball-Schuhe an den Nagel zu hängen: "Sportlich auf höchstem Niveau die Karriere beenden zu können, das ist souverän." Die Pläne von einem kleinen Abschiedsfest des 31-maligen Nationalspielers im Anschluss an die Partie kommentierte Klopp auf die ihm eigene Weise: "Kehli hat tatsächlich am Abend was geplant. Aber klar ist: Wer Pokalsieger werden will, darf Samstag nicht saufen."

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dpa