28.05.2015 11:59 Uhr

Bacca: Vom Fischverkäufer zum Finalhelden

Carlos Bacca war im Europa-League-Finale an allen drei Toren beteiligt
Carlos Bacca war im Europa-League-Finale an allen drei Toren beteiligt

Viele Topklubs haben Carlos Bacca auf dem Einkaufszettel - seit seiner Gala im Europa-League-Finale weiß jeder auch warum. Der Spätstarter läuft im Herbst seiner Karriere zu großer Form auf.

Sicher musste Carlos Bacca auch an seinen steinigen Weg zum Fußballprofi denken, als er nach dem Schlusspfiff des Europa-League-Endspiels allein auf der Auswechselbank hemmungslos weinte. Er, der im Alter von 20 Jahren noch Fische verkauft und Busfahrkarten kontrolliert hatte, um über die Runden zu kommen, hat es nach ganz oben geschafft.

"Ich widme den Sieg meiner Familie, meinen Kindern und Gott. Das ist etwas Einmaliges, ich will den Moment so lange es geht genießen", sagte der sichtlich ergriffene Kolumbianer nach dem Spiel seines Lebens. Mit einem Doppelpack (31. und 73.) und der Vorarbeit zum zwischenzeitlichen 1:1 durch Grzegorz Krychowiak (28.) hatte der Stürmer den Titelverteidiger FC Sevilla fast im Alleingang zum 3:2-Finalsieg gegen Außenseiter Dnipro Dnipropetrovsk geschossen.

Einer der begehrtesten Spieler

Sevilla stieg mit dem vierten Triumph im vierten Endspiel zum Rekordgewinner des zweitwichtigsten Europapokal-Wettbewerbs auf - und Bacca zu einem der begehrtesten Spieler weltweit. Schon vor seiner Gala im Warschauer Nationalstadion hatten unter anderem Manchester United, der FC Arsenal und der FC Liverpool ein Auge auf den 28-Jährige geworfen.

Für eine im Vertrag bis 2018 festgeschriebene Ablöse von 30 Millionen Euro könnte Bacca, der 20 Ligatore und sieben Treffer in der Europa League erzielte, im Herbst seiner Karriere bei einem ganz großen Klub landen. Damit hatte Carlos Arturo Bacca Ahumada vor ein paar Jahren nicht einmal im Traum gerechnet. "Ich stamme aus einer armen Familie. Die Tür zum Profifußball schien verschlossen, bis ich ein Probetraining bei Junior de Barranquilla machen durfte. Gott sei Dank akzeptierten sie mich", hatte Bacca einmal berichtet.

Jedes Jahr ein Leistungssprung

Von da an kämpfte sich der schnelle und technisch starke Angreifer nach oben. Erst in Kolumbien, dann in Belgien beim FC Brügge, jetzt beim FC Sevilla. Und jedes Jahr machte Bacca einen Leistungssprung. "Immer wenn er auf dem Platz steht, will er wachsen. Er will mehr und mehr und mehr", schwärmte Sevilla-Trainer Unai Emery über den Ehrgeiz seines Matchwinners: "In der nächsten Saison will er zum Beispiel der beste Spieler überhaupt werden."

Lionel Messi, Cristiano Ronaldo - mit diesen Kalibern wird sich Bacca bald auch in der Champions League messen dürfen. Sevilla erhält als erster Klub durch den Europa-League-Sieg ein Startrecht in der Königsklasse für die kommende Saison.

Nächstes Jahr noch bei Sevilla?

Ob Bacca dann noch im Kader der Andalusier steht oder dem Lockruf der Insel gefolgt ist, bleibt abzuwarten. Angesichts seiner hervorragenden Perspektiven dürfte es Bacca egal gewesen sein, dass die UEFA nicht ihn, sondern Teamkollege Éver Banega zum "Man of the Match" gewählt hat.

Während die spanischen Finalhelden noch im Stadion mit den eigenen Fans den Party-Marathon starteten, verließen die Spieler von Dnipropetrovsk mit hängenden Köpfen die Arena. Sie waren mit ihrer Mission knapp gescheitert, der vom Krieg zerrütteten Heimat einen Moment der Freude zu schenken.

Die Sporttageszeitung Segodnya schrieb dennoch: "Es war ein besonderer Tag für den ukrainischen Fußball, an dem selbst Menschen, denen Fußball gleichgültig ist, zu leidenschaftlichen Fans wurden." Und selbst Staatspräsident Petro Poroschenko ließ wissen: "Heute haben unsere Jungs bewiesen, dass sie ein Team mit Charakter sind."

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>> Am Ziel! Sevilla verteidigt die Europa League!

sid