30.05.2015 14:41 Uhr

Blatter erwartet keinen Bruch mit UEFA

Sepp Blatter trotzt seinen Kritikern
Sepp Blatter trotzt seinen Kritikern

Trotz seiner umstrittenen Wiederwahl als FIFA-Chef erwartet Joseph Blatter keinen endgültigen Bruch mit der UEFA. "Die UEFA gehört zur FIFA, sie brauchen die FIFA und die FIFA braucht die UEFA", sagte der Präsident des Weltverbands am Samstag in Zürich.

Auf der Sitzung des FIFA-Exekutivkomitees habe einer der europäischen Vertreter zuvor erklärt, die beiden Dachverbände müssten sich "zusammenraufen". Die UEFA hatte sich vor dem FIFA-Kongress klar gegen Blatter positioniert und dessen Herausforderer Prinz Ali bin al-Hussein unterstützt. UEFA-Präsident Michel Platini hatte Blatter nach dem jüngsten Korruptionsskandal zum Rücktritt aufgefordert und sogar mit einem WM-Boykott gedroht. "Wir müssen die WM immer schützen", sagte Blatter dazu. Die Weltmeisterschaften seien eine Haupteinnahmequelle.

Kritik übte Blatter am Verzicht des Engländers David Gill auf den Sitz in der FIFA-Exekutive. Der frühere Club-Direktor von Manchester United war als FIFA-Vize gewählt worden, tritt das Amt aber aus Protest gegen Blatter nicht an. "Wenn man gewählt ist, muss man Verantwortung übernehmen", sagte Blatter. Es gehe nicht an, dass man einfach nicht erscheine. Über seine Gründe habe ihn Gill nicht informiert, erklärte der Schweizer.

Gill hatte nach der Wiederwahl Blatters seinen sofortigen Rückzug aus dem FIFA-Exekutivkomitee erklärt. "Dieser Schritt fällt mir nicht leicht, aber die fürchterlich beschädigenden Ereignisse der letzten drei Tage haben mich überzeugt, dass es nicht angemessen ist, unter der aktuellen Führung ein Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees zu sein", sagte Gill.

Der frühere Club-Direktor von Manchester United gab seine Entscheidung am Samstag in Zürich bekannt. Er hatte den Platz als FIFA-Vizepräsident übernehmen sollen, der laut Statuten für die vier britischen Verbände reserviert ist. Wer sein Nachfolger werden soll, steht noch nicht fest.

Gill galt gemeinsam mit dem deutschen Verbandspräsidenten Wolfgang Niersbach als europäische Speerspitze in dem FIFA-Gremium gegen Blatter. Niersbach hat noch nicht endgültig entschieden, ob er sein Mandat ausüben wird. Erste Anzeichen deuten jedoch daraufhin, dass der 64-Jährige nicht aus dem FIFA-Gremium austreten wird. Endgültig soll über die europäische Strategie bei einem UEFA-Treffen in der kommenden Woche in Berlin beraten werden.

Blatter sieht sich selbst nicht in Gefahr

Im Zuge der Ermittlungen gegen Fußball-Spitzenfunktionäre sieht Blatter sich nicht selbst in Gefahr. "Wenn jemand Untersuchungen anstellt, dann hat er gutes Recht, dies anzustellen. Wenn es nach Völkerrecht getan wird, habe ich keine Sorgen, insbesondere nicht zu meiner Person", sagte der Schweizer. Vor dem FIFA-Kongress waren in Zürich sieben Top-Funktionäre wegen Korruptionsverdachts festgenommen worden, darunter Blatters Ex-Stellvertreter Jeffrey Webb und Eugenio Figueredo. Blatter betonte erneut, es handle sich um Einzeltäter. "Ich war nicht beteiligt", sagte der 79-Jährige.

Die US-Justizbehörden schreiben in ihrer Anklageschrift gegen 14 Personen, dass im Zuge der Bewerbung Südafrikas für die WM 2010 ein hochrangiger FIFA-Funktionär angewiesen hätte, dass zehn Millionen Dollar von einem FIFA-Konto in der Schweiz auf ein US-Konto fließen. Das Geld landete auf Konten, die vom damaligen FIFA-Vizepräsidenten Jack Warner kontrolliert worden sein sollen.

"Ich nehme keine Stellung zu den Anklagen. Wenn das jetzt irgendwo untersucht wird, sollen die Untersuchungen abgeschlossen werden", sagte Blatter auf die Frage, ob er die Identität des FIFA-Funktionärs kenne. "Ich kann nur sagen, dass ich es nicht war." Auf eine Nachfrage, ob er selbst Sorge habe, verhaftet zu werden, antwortete er lapidar: "Verhaftet, wofür? Nächste Frage."

Der im Zusammenhang mit der Korruptionsaffäre beschuldigte frühere FIFA-Vizepräsident Jack Warner sieht sich indes als Opfer der USA. Die US-Ermittler werfen ihm organisierte Kriminalität, Korruption und Geldwäsche vor, das US-Justizministerium hat seine Auslieferung beantragt. Warner erklärte am Freitag, dass die Ermittlungen aus "persönlichen" Gründen erfolgen würden.

"Die USA versuchen der FIFA zu schaden, seitdem sie nicht die WM 2022 bekommen haben", erklärte der ehemalige Präsident des Fußball-Verbands von Nord- und Mittelamerika sowie der Karibik (CONCACAF). Warner, der seit Jahren mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert ist, hatte sich am Mittwoch den Justizbehörden in seinem Heimatland Trinidad und Tobago gestellt und ist gegen eine Kaution von 400.000 US-Dollar (364.630 Euro) auf freiem Fuß.

Er ist einer von 14 Verdächtigen, gegen die in den USA Untersuchungen des FBI laufen. Er soll laut Ermittlungsakten zehn Millionen Dollar (9,12 Mio. Euro) aus Südafrika erhalten haben und dafür dem letztlich erfolgreichen Bewerber für die WM 2010 dafür drei Stimmen bei der Wahl des WM-Gastgebers besorgt haben.

Warner war schon im Vorfeld der WM 2006 negativ in die Schlagzeilen geraten, als er die Vermarktung der WM-Tickets in seinem für das Turnier in Deutschland qualifizierten Heimatland Trinidad und Tobago übernahm. Sein Familienunternehmen strich angeblich 900.000 Dollar (820.420 Euro) Provisionen ein. Im Jahr 2011 trat er nach Korruptionsvorwürfen von seinen FIFA-Ämtern zurück. Im Zuge des aktuellen Skandals wurde er von der FIFA für alle Fußball-Aktivitäten gesperrt, seine beiden Söhne Daryan und Daryll haben sich in der aktuellen Causa für schuldig bekannt.

In Argentinien durchsuchte die Polizei am Freitag die Büros von drei argentinischen Geschäftsmännern, die im Zusammenhang mit dem aktuellen Skandal verdächtigt und gesucht werden. Den im Sport-Marketing tätigen Alejandro Burzaco, Hugo Jinkis und seinem Sohn Mariano Jinkis wird von den US-Behörden vorgeworfen, 110 Mio. Dollar (100,27 Mio. Euro) an Bestechungsgeldern gezahlt zu haben, um an lukrative TV-Rechte zu kommen.

Dass der Großteil der von den USA verdächtigten Funktionäre und Personen aus Lateinamerika kommt, "ist eine Schande für die Region", erklärte Ecuadors Präsident Rafael Correa. "Das ist schrecklich und verursacht sehr viel Schmerz", sagte Correa.

Blatter will Image der FIFA verbessern

Der wiedergewählte FIFA-Präsident Blatter kündigte unterdessen überraschende Pläne zur Image-Aufpolierung des Fußballweltverbandes an. Nach den tragischen Ereignissen ermögliche ihm seine Wiederwahl, an seinem Konzept zu arbeiten, sagte der 79-Jährige zu FIFA TV. "Es wurde gesagt, dass ich verantwortlich bin für das, was passiert ist. Ich übernehme die Verantwortung und wir müssen nun ein besseres Image für die FIFA aufbauen und ich weiß auch wie", sagte Blatter.

Näher wollte er sich nicht zu seinen Plänen äußern. Die Arbeit daran sollte aber bereits am Samstag bei der Sitzung des Exekutivkomitees aufgenommen werden. Die Mitglieder sollten dann Informationen erhalten. Dabei werde es auch Überraschungen geben, sagte Blatter.

In dem Korruptionsskandal bei der FIFA stehen einem Medienbericht zufolge weitere Festnahmen bevor. Er sei sich diesbezüglich ziemlich sicher, sagte der Chef der Ermittlungsabteilung der US-Steuerbehörde IRS, Steve Weber, der "New York Times". In dieser Woche wurden kurz vor dem Jahreskongress des Weltfußballverbandes bereits mehrere führende Funktionäre aus dem Umfeld von FIFA-Präsident Blatter wegen Bestechungsvorwürfen festgenommen.

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apa