18.06.2015 11:55 Uhr

Brasilien hadert mit dem Schiedsrichter

Brasilien braucht im letzten Gruppenspiel eine Steigerung
Brasilien braucht im letzten Gruppenspiel eine Steigerung

Die kolumbianische Nationalmannschaft hat bei der Copa America in Chile überraschend Brasilien mit 1:0 geschlagen. Mit dem ersten Sieg gegen die Selecao seit 24 Jahren brach Kolumbien am Mittwoch gleichzeitig eine elf Spiele andauernde Erfolgsserie der Brasilianer. Viel weniger als die sportliche Leistung beider Teams stand nach der Partie aber jene des Schiedsrichters im Fokus.

Für das Team von Coach Jose Pekerman war der Sieg ein Befreiungsschlag, nachdem es das erste Spiel ausgerechnet gegen den "kleinen" Nachbarstaat Venezuela verloren hatte. "Wir wussten, dass Brasilien eine sehr gefährliche Mannschaft ist, aber wir haben nie an unseren Fähigkeiten gezweifelt", sagte Mittelfeldspieler Carlos Sanchez.

Die Kolumbianer stiegen gleich zu Beginn der Partie hart ein, Brasilien hielt lange entschlossen dagegen. Trotz guter Aktionen von Neymar, Fred, Willian und Firmino kam die Seleçao allerdings nicht zum Abschluss. Das entscheidende Tor gelang Verteidiger Jeison Murillo in der 35. Minute im Estadio Monumental in Santiago de Chile.

Nach dem Führungstreffer dominierten die Kolumbianer das Spiel. Die größte Torchance für die Brasilianer endete mit einem Handspiel von Neymar. Dafür sah er seine zweite Gelbe Karte in dem Regionalturnier und wäre auch ohne die folgende Rote Karte nach Schlusspfiff gesperrt gewesen.

"Brasilien muss spielen, nicht in den Krieg ziehen"

Keine Sekunde nach dem Ende entlud sich bei Neymar der Frust. Der Superstar des FC Barcelona schoss aus kurzer Distanz den jubelnden Pablo Armero um, worauf es zu Handgreiflichkeiten kam. Bacca schubste Neymar, und der revanchierte sich mit einem angedeuteten Kopfstoß. Beide Spieler wurden anschließend vom Referee mit der Roten Karte bedacht.

"Wenn man sich ansieht, was passiert ist, dann kommt man zu dem Schluss, dass es etwas mit dem Schiedsrichter zu tun hat", sagte Dunga nach der ersten Niederlage seit seiner neuerlichen Übernahme als Nationaltrainer. Der 51-Jährige wurde dann noch deutlicher: "Es gab ein ähnliches Problem bei einem Spiel von Corinthians, als derselbe Referee verantwortlich war. Das ist mehr als ein Zufall."

Dunga, selbst als Spieler 1994 Weltmeister, nahm aber auch die eigenen Spieler in die Pflicht: "Brasilien muss spielen, nicht in den Krieg ziehen." Brasilien und Kolumbien stehen nun mit jeweils drei Punkten gemeinsam mit Venezuela an der Spitze der Gruppe C. Am Donnerstag trifft Venezuela zum Abschluss des zweiten Spieltages auf das bisher punktlose Peru.

Auch Neymar beschwerte sich nach dem Spiel über den Schiedsrichter. "Sie wenden die Regeln gegen mich an", protestierte der 23-Jährige. Neymar hatte in der Partie zunächst seine zweite Gelbe Karte des Turniers gesehen, weil er kurz vor der Pause den Ball mit der Hand berührt hatte. Er ist damit für das nächste Spiel gegen Venezuela am Sonntag gesperrt. "Der Ball ist an meine Hand geprallt", verteidigte sich der Star des FC Barcelona. "So etwas passiert, wenn ein schwacher Schiedsrichter eingesetzt wird", kritisierte er die Entscheidung.

Nach dem Schlusspfiff zeigte der chilenische Referee Enrique Osses dann Neymar und dem Kolumbianer Carlos Bacca wegen eines Streits noch die Rote Karte. Der Brasilianer könnte somit noch eine weitere Partie verpassen. "Ich wurde gestoßen", sagte der 23-Jährige. Welche Strafe ihm nun droht, ist noch unklar. Im ersten Spiel gegen Peru hatte Neymar eine Gelbe Karte gesehen, weil er den Schaum des Freistoß-Sprays weggewischt hatte.

Neymar räumte ein, gegen Kolumbien nicht auf der Höhe gewesen zu sein: "Ich habe nicht gut gespielt und übernehme die volle Verantwortung." Trainer Dunga warf den Kolumbianern vor, sein Team gereizt zu haben. "Wir sind auf die Provokationen hereingefallen. Kolumbien ist ein Meister darin, und unsere Spieler haben die Provokationen angenommen." Im Spiel gegen Kolumbien bei der Heim-WM im Vorjahr war Neymar schwer verletzt worden.

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apa