25.06.2015 07:53 Uhr

Chinas Wang lebt ihren WM-Traum

Chinas Torhüterin Fei Wang (r.) hat ihren WM-Traum erfüllt
Chinas Torhüterin Fei Wang (r.) hat ihren WM-Traum erfüllt

Mit Chinas knapper Final-Niederlage gegen die USA bei der Frauenfußball-Weltmeisterschaft 1999 setzte sich bei Fei Wang ihre Vision fest.

Gerade einmal neun Jahre alt war die kleine Fei damals, doch das grandiose Ereignis in der Rose Bowl von Pasadena, dieser riesigen mit 90.185 Zuschauern gefüllten Schüssel in den USA, brannte sich in ihr Gehirn ein und eroberte ihr Herz. "Als Kind habe ich davon geträumt, für China bei einer WM zu spielen. Meiner Mama und meinem Papa habe ich nichts davon gesagt", erzählt die Torhüterin von Turbine Potsdam. "Aber ich habe diesen Gedanken immer in meinem Herzen behalten."

Dass ihre Idole seinerzeit dem US-Team um Superstar Mia Hamm nach 120 torlosen Minuten am Ende 4:5 im Elfmeterschießen unterlagen und "nur" WM-Silber bekamen, schmälerte Feis Wunsch keineswegs. In Kanada geht ihr Traum gerade in Erfüllung, für den sie lange und hart geschuftet hat. Die 25 Jahre alte Lehramtsstudentin der Universität in Peking ist nicht nur dabei, sondern Stammtorhüterin des chinesischen Teams. Dass sie einmal Torfrau werden würde, war zu Beginn ihrer Laufbahn nicht absehbar. "Damals habe ich im Mittelfeld gespielt. Doch mein Trainer in der Schule meinte, dass ich im Tor großes Potenzial hätte und recht groß wachsen würde. So wurde ich Torhüterin."

Großer Rückhalt

Bereut hat es die 1,79 Meter große Frau nicht. In den vier bisherigen WM-Spielen war sie ein großer Rückhalt des Teams von Trainer Wei Hao, kassierte nur drei Treffer. Im Viertelfinale am Freitag in Ottawa schließt sich der Kreis endgültig: Wenn Fei zum 52. Mal für das Reich der Mitte aufläuft, trifft sie auf einen der Favoriten, die USA.

"Ich habe 1999 das Finale mit meiner Familie gesehen. Das war ein großer Augenblick für den chinesischen Fußball. Die Männer hatten damals noch an keiner WM teilgenommen, und so wurde der chinesische Frauenfußball noch viel populärer", erinnert sich Fei.

Erste Chinesin in der Bundesliga

Seit Januar dieses Jahres spielt sie als erste Chinesin in der Bundesliga für Potsdam. Sie kam von Chinas Meister Dalian Shide und erhielt einen Vertrag bis Sommer 2016. Turbine-Trainer Bernd Schröder war sofort beeindruckt angesichts Feis körperlicher Präsenz und ihres technischen und taktischen Könnens. Inzwischen ist Schröder fast ein richtiger Fan seiner Torfrau. "Wir haben endlich unsere neue Nadine Angerer gefunden", schwärmt der knorrige Coach. "Fei gehört für mich zu den besten Torhüterinnen der Welt. Sie kann noch sehr viel erreichen."

Schröder lobt auch das angenehme Wesen Feis. Sie sei eine tolle Teamplayerin. Aus der Ferne drückt der 72-Jährige ihr für ihren weiteren WM-Weg die Daumen. "Wenn China weiter kommt, kann ich mir durchaus vorstellen, dass Fei neben Angerer und Hope Solo eine heiße Kandidatin auf den Goldenen Handschuh als beste Torhüterin ist. Bisher war sie fehlerlos und absolut souverän."

"Wie Manuel Neuer"

Fei Wang reagiert ein wenig stolz auf so viel Lob. "Ich möchte lernen, meine Füße einzusetzen wie Manuel Neuer", sagt sie und outet sich als Fan des DFB-Keepers. "Ich mag aber auch Hope Solo als hervorragende Torhüterin, und weil sie ein hübsches Mädchen ist."

In Chinas Medien genießt Fei selbst den Status einer Beauty-Queen. So begleiteten zahlreiche Zeitungen ihren Wechsel nach Potsdam mit entsprechenden Bildern. Sie zeigen Fei im Swimmingpool und weisen hin auf ihr hübsches Gesicht und das ausgeprägte Sixpack.

dpa