26.06.2015 14:53 Uhr

Heribert Weber feiert 60. Geburtstag

Niemand absolvierte mehr Bundesliga-Spiele als Heribert Weber
Niemand absolvierte mehr Bundesliga-Spiele als Heribert Weber

Dem Fußball ist Heribert Weber auch abseits des grünen Rasens treu geblieben. Als TV-Experte verfolgt der Bundesliga-Rekordmann seit über zehn Jahren das Geschehen intensiv und manchmal schonungslos. Am Sonntag feiert der einstige Libero seinen 60. Geburtstag. Ins Trainergeschäft will er im "stolzen Alter" nicht mehr einsteigen.

"Wenn ich der einen oder anderen Mannschaft auf dem Spielfeld zusehe, würde ich manchmal schon gerne sehen, wie sie unter mir spielen würde. Wenn ich dann die Kollegen in der Coaching-Zone sehe, wie sie arbeiten und ständig mit Kritik leben müssen, sage ich, ich habe einen super Job erwischt", meinte Weber.

Angebote habe es zwar immer wieder gegeben, wirklich gereizt hätte ihn die Rückkehr an die Seitenlinie aber nicht. "Ich habe mich vor längerer Zeit entschlossen, einen anderen Weg zu gehen. Weil ich dafür Interesse entwickelt habe, es macht mir Spaß", betonte Weber. Er sei in seiner Aufgabe mit Eifer am Werk: "Ich war immer Perfektionist und versuche auch jetzt, den Menschen Fußball näher zu bringen. Das werde ich so lange tun, so lang es geht."

Die Liebe zum Spiel samt einer gewissen Dickköpfigkeit - eine dritte WM-Teilnahme blieb ihm nach einem Streit mit dem damaligen Teamchef Josef Hickersberger verwehrt - begleitete Weber seine ganze Karriere. Dank 572 Einsätzen in der höchsten Spielklasse darf sich der Steirer Rekordhalter der 1974 gegründeten Bundesliga nennen. Offiziell nennt die Liga beachtliche 56 Tore als Ausbeute des langjährigen Liberos des SK Rapid und Austria Salzburg. Der in Pöls bei Judenburg geborene Weber verdankte seine Entdeckung ohnehin seinen Qualitäten in der Offensive.

Verletzung bringt den Stürmer in die Defensive

Der gelernte Buchdrucker stürmte bis zu seinem 18. Lebensjahr beim kleinen Heimatverein FSC Pöls. Nach drei Toren in einem Spiel gegen die U20 von Sturm Graz holte ihn der damalige Sturm-Trainer Karl Schlechta in die Landeshauptstadt. Auch bei den Grazern stellte Weber seine Qualitäten als Mittelstürmer unter Beweis, es folgte 1976 das Debüt in der Nationalmannschaft.

Bei Sturm wechselte Weber aber auch erfolgreich die Position. Nach einer Verletzungspause gab er sein Comeback in der Defensive und spielte Vorstopper. "Mein ursprünglicher Platz war besetzt, Schlechta hat praktisch krampfhaft nach einem neuen Job für mich gesucht", schmunzelt Weber noch heute darüber.

Als der heute 93-jährige Schlechta - mit seinem Ex-Coach steht Weber immer noch in Kontakt - im Jänner 1978 zu Rapid ging, holte er im darauffolgenden Sommer auch den damals 23-Jährigen zu den Hütteldorfern. Mit Rapid sollte Weber vier Mal den Meistertitel holen, nachdem er von Peter Persidis die Rolle des Liberos übernommen hatte. Als 34-Jähriger ging er schließlich zu Austria Salzburg, wo noch der Titel 1994 folgte und Weber seine zweite Europacupfinalteilnahme nach 1985 schaffte.

Schleichend zum Trainer

Schon damals agierte Weber auf dem Spielfeld wie ein Trainer. Gemeinsam mit anderen erfahrenen Profis wurde die Taktik von Erfolgscoach Otto Baric dann schon einmal adaptiert. "Wenn es geklappt hat, hat Baric die Mannschaft gerne gelobt", erinnert sich Weber. Heutzutage wäre dies freilich nicht mehr vorstellbar.

Unmittelbar nach dem Ende seiner Laufbahn begann Weber 1994 als Trainer des FC Puch, wechselte danach als zum ÖFB. Von 1996 bis 1998 betreute er die Salzburger Austria, die er 1997 auch als Betreuer zum Titel führte. Im April 1998 nahm der ins "Rapid-Team des Jahrhunderts" gewählte einzige Ehrenkapitän der Grün-Weißen auf deren Trainerbank Platz. Nach zwei Vizemeistertiteln musste er nach Platz drei in der Saison 1999/2000 gehen.

Ein Jahrzehnt im TV

Als Cheftrainer arbeitete Weber zuletzt bei Untersiebenbrunn bis 2004. Seit seinem Abschied von den Niederösterreichern fungiert er als Experte beim Pay-TV-Sender Premiere, später Sky. Nur einmal erfolgte ein neuerlicher Abstecher ins Vereinswesen: 2008 bis 2010 als Sportdirektor bei der Admira.

Im TV-Studio erlebt Weber die aktuellen Geschehnisse weiter genau mit. Vergleiche zu damals zu ziehen, ist jedoch nicht sein Metier. Kritik sachlich anzubringen, laute ein Motto. Mit der Zeit mitgehen das andere. Weber: "Man muss mit der Generation, die momentan am Werk ist, mitleben. Tattoos, besondere Frisuren - jede bringt etwas mit sich. Wir hatten eben lange Haare und Schnurrbart."

Mehr dazu:
>> Profil Heribert Weber 

apa/red