28.06.2015 14:09 Uhr

Virusgeplagte Seleção auf der Heimreise

Durchschnaufen: Carlos Dunga muss eine herbe Niederlage verkraften
Durchschnaufen: Carlos Dunga muss eine herbe Niederlage verkraften

Aus im Elfmeterschießen, raus im Viertelfinale: Die Seleção muss fast genau ein Jahr nach dem 1:7-Debakel gegen Deutschland die nächste Schmach ertragen.

Zum zweiten Mal nacheinander scheiterte der Rekordweltmeister bei der Copa América im Elfmeterschießen am kleinen Paraguay. Erstmals wird Brasilien damit nicht beim Confederations Cup spielen, der 2017 im kommenden WM-Land Russland steigt. Der Skandal um Superstar Neymar, der schon längst aus Chile abgereist war, und die bittere Copa-Bilanz: Der Neuaufbau unter dem neuen und alten Trainer Carlos Dunga ist wieder ins Stocken geraten.

"Es soll keine Entschuldigung sein, aber 15 unserer Spieler haben diese Woche unter einem Virus gelitten", sagte Dunga nach der 3:4-Niederlage im Elfmeterschießen im chilenischen Concepción. Er habe das Training stark einschränken müssen, einige seiner Spieler hätten sich sogar übergeben müssen. Gegen Paraguay sei es aufs Tempo angekommen, und das habe seiner Mannschaft am Ende gefehlt. "Sie hatten den Virus, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Schmerzen am ganzen Körper. Jedem ging es noch schlechter als dem anderen", klagte der 51-jährige Dunga.

Keine Ausreden

Mit einer Serie von zehn Siegen war er mit seinem Team nach Chile gereist. Doch die magere Bilanz mit nur zwei Siegen in vier Spielen bei der Regionalmeisterschaft hat dem Selbstbewusstsein wieder einen Knacks verpasst. Während Paraguay im zweiten Halbfinale auf den Favoriten und brasilianischen Erzrivalen Argentinien trifft, muss die Dunga-Elf die Heimreise von der West- an die Ostküste Südamerikas antreten.

Die Mannschaft wollte keine Ausreden gelten lassen. "Wir hätten das Spiel gewinnen können - mit oder ohne Virus", sagte Robinho. Torwart Jefferson pflichtete ihm bei: "Wir können das nicht als Ausrede nehmen, auch wenn es der ein oder andere noch in den Knochen gespürt hat. Ich denke, es hat das Ergebnis nicht beeinflusst."

So wird vor allem Dunga nun wieder im Fokus stehen, wurde er doch schon seit dem Start seiner neuen Mission kritisch beäugt. Allein auf das Talent von Neymar kann sich der Coach nicht verlassen. Das wurde nach der vorzeitigen Abreise des Barça-Stars wegen seines Ausrasters im Turnier mal wieder deutlich. Durch das Viertelfinal-Aus muss der Triple-Sieger vom FC Barcelona nun auch noch zwei Spiele bei der WM-Qualifikation pausieren.

Ungeduld im eigenen Land

"Die anderen Teams haben erhebliche Fortschritte gemacht. Wir müssen demütig bleiben und weiter arbeiten, um Kontinuität zu bekommen", sagte Dunga. Schon bei der Pressekonferenz vor der Partie hatte der Weltmeister-Kapitän von 1994 die Ungeduld im WM-Gastgeberland von 2014 angeprangert. "Das ist neu in Brasilien: Ein Spieler ist ein Star oder ein Flop nach nur zwei Partien", mahnte er und erkannte zugleich: "Es gibt immer Druck in Brasilien, egal ob wir verlieren oder gewinnen."

Auch wenn Danilo, Marcelo sowie Luiz Gustavo bei der Copa fehlten: Dunga hat noch nicht bewiesen, wie er es ohne das individuelle Talent einiger Stars aus der Vergangenheit schaffen will, das Team zu entwickeln und ihm das brasilianische "Jogo bonito", das "schöne Spiel", wieder einzuimpfen.

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dpa