08.07.2015 08:19 Uhr

"No Names" für den Neuaufbau in Stuttgart

Die Neu-Stuttgarter beim Training. Foto: Daniel Naupold
Die Neu-Stuttgarter beim Training. Foto: Daniel Naupold

Kennen Sie Philip Heise? Oder Jan Kliment? Oder Lukas Rupp? Zumindest VfB Stuttgarts Sportvorstand Robin Dutt sind diese Fußballer schon lange ein Begriff gewesen.

Nun steht dieses junge und weitgehend unbekannte Trio stellvertretend für die modifizierte Transferpolitik beim Fastabsteiger der vergangenen Saison: "No Names" für den Neuaufbau.

Inspiriert ist diese Marschroute von der Dauerkrise des VfB. Latente Finanzsorgen, die wegen des drohenden Absturzes lange herrschende Planungsunsicherheit und eine in der Vergangenheit verfehlte Einkaufspolitik haben die Schwaben in diesem Sommer zu einem schmerzhaften Strategiewechsel gezwungen.

Keine teuren Neuzugänge

Die Erfolgsaussichten dieses Projekts sind nicht absehbar - auch wenn Dutt im Trainingslager in Österreich über den Leistungsstand der aktuellen Mannschaft sagte: "Wir könnten ohne einen weiteren Zugang einen besseren Tabellenplatz als zuletzt erreichen." Zur Erinnerung: Die Saison 2014/15 schloss der VfB als 14. ab. Am Neckar ist längst die Demut eingekehrt, Bescheidenheit ist Trumpf.

Die Zeiten kostspieliger Einkäufe sind erstmal vorbei. Die Erinnerungen an Fehlinvestitionen der jüngeren Vergangenheit wie Ciprian Marica, Zdravko Kuzmanovic oder Mohammed Abdellaoue dürften im Umfeld des Traditionsvereins noch lebhaft sein.

Die "aufregendsten" Neuen beim VfB bislang heißen Mitchell Langerak, der früher Torwart-"Kronprinz" bei Borussia Dortmund war und nun wochenlang verletzt fehlen wird, und Przemyslaw Tyton. Der Schlussmann bewahrte die polnische Nationalmannschaft nach seiner Einwechslung im EM-Auftaktspiel 2012 gegen die Griechen mit einem gehaltenen Foulelfmeter immerhin vor einer Niederlage.

Stürmer müssen gehen

Dutt wird es bei den fünf externen Neuen nicht belassen wollen. Ebenso dürfte der neue Trainer Alexander Zorniger denken. Denn die Schwaben könnten einen Qualitätsschub gut vertragen. Dafür muss Dutt aber nach dem Weggang von Joshua Kimmich und Sven Ulreich (FC Bayern München) noch einen weiteren dicken Millionenverkauf abwickeln.

Der Abgang eines Stürmers würde nur eine geringe Ablöse bringen. Aber dort will der VfB unbedingt abspecken. "Ich werde sicher nicht mit sieben Angreifern in die Saison starten", stellte Zorniger fünf Wochen vor dem Bundesligastart gegen den 1. FC Köln fest.

Zwei sind zu viel - diese zwei heißen Abdellaoue und Vedad Ibisevic. Abdellaoue galt im Sommer 2013 als Königstransfer, konnte auch verletzungsbedingt allerdings nie Fuß fassen. Ibisevic ist seit seinem letzten Bundesligator am 29. Januar 2014 gegen den FC Bayern (1:2) völlig aus dem Tritt geraten. Der 30-Jährige hat jedoch noch einen bis 2017 üppig dotierten Vertrag. China gilt als eine mögliche Karriereausfahrt für ihn.

Rüdiger soll Geld in die Kassen spülen

Dutt kann also im Grunde nur mit einer Personalie richtig Geld machen: Antonio Rüdiger. Mindestens 18 Millionen Euro hätten die Schwaben für den 22 Jahre alten Nationalverteidiger gerne. Das ist aber selbst zu viel für den von VW alimentierten VfL Wolfsburg, der unter Beobachtung der UEFA-Finanzkontrolleure steht. Der englische Meister FC Chelsea dagegen könnte diese Summe stemmen.

"Wir haben keinen Verkaufsdruck", versicherte Dutt vor kurzem und skizzierte mit dieser Aussage auch seine Marschroute. Denn auf dem Transfermarkt herrscht gegenwärtig vergleichsweise viel Ruhe. Das dürfte sich in den kommenden Wochen jedoch noch ändern - und dann könnte der VfB für Rüdiger richtig abkassieren.

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dpa