23.07.2015 12:57 Uhr

Köln: Bescheidenheit statt großer Sprüche

Beim 1. FC Köln ist Ruhe eingekehrt
Beim 1. FC Köln ist Ruhe eingekehrt

Jahrelang galt der 1. FC Köln als Chaosverein, inzwischen aber ist Ordnung und sogar etwas Ruhe bei den Rheinländern eingekehrt. Mit Zurückhaltung statt großer Sprüche wollen Manager Jörg Schmadtke und Trainer Peter Stöger den Geißbock-Klub mittelfristig wieder als feste Größe in der Bundesliga etablieren. Nach Platz zwölf in der Vorsaison haben die beiden Macher erneut den Klassenverbleib zum Ziel erklärt - Bescheidenheit ist seit neuestem die oberste Devise beim dreimaligen deutschen Meister.

"Ich glaube, unsere Fans wissen zu schätzen, dass wir Ziele formulieren, die am Ende auch erreichbar sind", sagte Schmadtke am Rande des Trainingslagers in Kitzbühel. Noch bis zum Sonntag bereitet sich die Mannschaft in der Glitzer-Stadtgemeidne auf die Saison vor - an einem Nobelort, der gar nicht so recht zum neuen Weg der Genügsamkeit passt. "Es nützt nichts, unrealistische Erwartungen zu wecken, denn damit lassen Sie nur enttäuschte und frustrierte Menschen zurück, und die Leistungsfähigkeit der Spieler hemmen Sie auch", betonte Schmadtke.

Mit Enttäuschungen haben die leidgeprüften Kölner Anhänger Erfahrung wie nur wenige andere Fußballfans. Mit spektakulären Verpflichtungen von Stars à la Trainer Christoph Daum (2006-2009), Petit (2008-2012) und Heimkehrer Lukas Podolski (2009-2012) weckten die Kölner im Umfeld riesige Erwartungen, denen das Team nicht standhielt. Immer wieder scheiterte der Verein an viel zu ambitionierten Zielen. Doch aus dem bis dato letzten Zweitliga-Abstieg vor drei Jahren scheint der Klub seine Lehren gezogen zu haben. Nicht zuletzt aus Mangel an Alternativen: Den FC belasten Verbindlichkeiten in Millionenhöhe.

Bewusster Verzicht auf laute Sprüche

Mit Schmadtke und Stöger tragen beim FC inzwischen zwei Typen die sportliche Verantwortung, die bewusst auf laute Sprüche verzichten. Ein neuer Weg, der zum traditionell hohen Anspruchsdenken in Köln eigentlich gar nicht passt. Doch der Verweis auf die wirtschaftlich schwierige Lage macht es ihnen leichter, den Fans auch die pure Mittelmäßigkeit in der Bundesliga als Erfolg zu verkaufen.

Auch deshalb will Schmadtke von großen Zielen weiterhin nichts wissen. "Ich habe nicht den Eindruck, dass bei uns jemand glaubt, es werde im zweiten Bundesligajahr alles wie von selbst laufen - weder in der Mannschaft noch im Klub", meinte der Sport-Geschäftsführer, in Köln bis 2020 (!) vertraglich gebunden. Nach dem Wiederaufstieg 2014 und dem Klassenverbleib 2015 starten die Domstädter mit einer enorm jungen Mannschaft in ihre zweite Bundesligasaison hintereinander. Nur drei Profis im Kader sind 30 Jahre oder älter.

Junge Spieler statt altgediente Stars

Auch in diesem Sommer holte der Klub in erster Linie Spieler unter 25 Jahren - solche wie Milos Jojic (23, Borussia Dortmund) oder Leonardo Bittencourt (21, Hannover 96). "Wir haben uns dazu entscheiden, Spieler zu verpflichten, die noch nicht am Ende ihrer Entwicklung sind - auch mit der Gefahr, dass die hin und wieder ein bisschen unbeständiger sind", erklärte der Sportchef.

Abseits des sportlichen Alltags haben es sich die Kölner zur Aufgabe gemacht, Talente günstig zu locken, weiterzuentwickeln und mit einem saftigen Gewinn wieder abzugeben. Das gelang in jüngster Zeit durch die Verkäufe von Kevin Wimmer (Tottenham Hotspur) und Anthony Ujah (Werder Bremen), für die der FC Schätzungen zufolge insgesamt mehr als zehn Millionen Euro einstrich. "Wenn Spieler in unserem Kader attraktiv sind für andere Klubs, ist das in unserer wirtschaftlichen Situation ein positiver Nebeneffekt", sagte Schmadtke.

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dpa