Fenerbahçe: Reif für die Königsklasse?
In der 3. Qualifikationsrunde zur UEFA Champions League steigt Dienstagabend das Hinspiel zwischen Fenerbahçe und Shakhtar Donetsk (live im weltfussball-Liveticker). Besonders die Türken haben in den letzten Wochen für viele Schlagzeilen gesorgt und präsentieren sich in beeindruckender Frühform.
Fenerbahçes neuer Trainer Vítor Pereira lebt das wieder entdeckte Selbstbewusstsein seines Klubs vor: "Wir sind bereit für die Champions League! Ich denke, wir spielen sehr aggressiven Fußball von hoher Qualität", so der Portugiese auf der Pressekonferenz nach einem Testspielsieg gegen Olympique Marseille.
Die Begegnung gewannen die Istanbuler mit 3:1, zuletzt schlug man in der Saisonvorbereitung auch schon Teams wie Olympiakos Piräus oder Vitória Guimarães. Gegen Shakhtar Donetsk wird es nun am Dienstagabend ernst. Eine Rückkehr in die europäische Königsklasse scheiterte bei den letzten drei Anläufen jeweils in der letzten Quali-Runde. Seit 2010 scheiterten die Kanarien an BSC Young Boys, Spartak Moskva und dem FC Arsenal und verpassten so die erste Teilnahme an der Champions League seit 2008.
Zwei Topstars mit Manchester-Vergangenheit
Die Türken haben ihren Kader zur neuen Spielzeit weiter prominent und hochwertig verstärkt. Stolze 18 neue Spieler begrüßte Vítor Pereira seit dem Vorbereitungsauftakt bei Fener. Der 47-Jährige ist selbst erst seit wenigen Wochen im Amt, kam vom griechischen Serienmeister Olympiakos Piräus.
Es sind vor allem die Königstransfers aus Manchester und Lissabon, die für Furore sorgten. Mit Robin van Persie und Nani hat sich Fener zwei internationale Topstars geangelt, die für sechs beziehungsweise rund fünf Millionen Euro an den Bosporus wechselten.
Mit Simon Kjær, Miroslav Stoch, Abdoulaye Ba oder Salih Uçan schlossen sich weitere Nationalspieler von internationalem Format an. Auch sie wollen zu Hause gegen den ukrainischen Vizemeister den Grundstein für ein Einzug in die CL-Gruppenphase legen.
Torjäger Moussa Sow mit sieben Testspieltreffern
Weiterhin stürmt auch der Senegale Moussa Sow für die die Gelb-Marineblauen. Während sich Superstar Robin van Persie zuletzt individuell vorbereitete und kaum Spielpraxis sammelte, trumpft der 29-jährige Sow in der Vorbereitung groß auf und erzielte in den letzten Wochen stolze sieben Tore und gab zwei Assists in acht Spielen.
Auch ein ehemaliger Bundesligastar findet langsam wieder zu alter Stärke zurück: Der ehemalige Bremer und Wolfsburger Diego spielt als offensiver Mittelfeldmann eine zentrale Rolle in den Gedankenspielen von Coach Pereira. Er setzte im Zusammenspiel mit Moussa Sow, Nani und Fernandao zuletzt einige Akzente.
Shakhtar: Pflichtprogramm bislang erfüllt
Auf Seiten des Kontrahenten aus der Ukraine ist man schon einen Schritt weiter. Die Premyer Liga hat bereits angefangen, die ersten beiden Spiele gegen FC Aleksandriya (2:0) und Volyn Lutsk (4:1) wurden souverän gewonnen.
Neben einem weiteren Meisterschaftsrennen mit Dinamo Kiev will die Truppe des Trainer-Urgesteins Mircea Lucescu auch auf europäischer Bühne wieder siegen. Die letzte Partie in der Königsklasse endete mit einem 0:7-Debakel gegen den FC Bayern München.
Rückkehr in Erfolgsstätte von 2009
Der Donetsker Trainer Lucescu wird sich in doppelter Hinsicht auf Fenerbahçe freuen. In seiner Zeit als SüperLig-Coach bei Galatasaray und später Beşiktaş entthronte der Rumäne den amtierenden Meister und Lokalrivalen Fenerbahçe. Dieser musste immerhin zweimal nacheinander den Lucescu-Mannschaften den Vortritt lassen.
Zum anderen feierte Shakhtar mit Lucescu als Coach im Rund des Istanbuler Şükrü-Saracoğlu-Stadions den größten Erfolg der Vereinsgeschichte: 2009 gewann Donetsk nach einem 2:1-Sieg n.V. über Werder Bremen in der Spielstätte von Fener den UEFA Cup.
Neun Brasilianer im Kader
Auch die Mannschaft des neunfachen ukrainischen Meisters ist trotz der politisch weiter unbeständigen Situation im Osten des Landes und der zuletzt ersten titellosen Spielzeit seit 2007 weiter hochkarätig besetzt.
Auch ohne den Neu-Bayer Douglas Costa und den Neu-Mailänder Luiz Adriano haben die Orangefarbenen immer noch neun (!) Brasilianer in ihren Reihen. Mindestens in den Fällen von Alex Teixeira, Bernard, Dentinho und Wellington Nem steht diese brasilianische Fraktion auch für die hohe Fußballkunst. Erstgenannter kommt bereits auf vier Saisontreffer in der Premyer Liga.
Mit dem Heimvorteil im Rücken, der starken Frühform und einem hoch motivierten Robin van Persie im Kader scheint Feners Rückkehr in die Champions League nach sieben Jahren realistisch möglich. Allerdings wirft Donetsk mannschaftlich gesehen mehr internationale Erfahrung in die Waagschale, die auf zwei packende Duelle hoffen lässt.
Das Rückspiel wird übrigens am 5. August um 20:45 Uhr in Lviv stattfinden. Auch in dieser Saison wird Shakhtar aus Sicherheitsgründen alle Spiele auf europäischer Ebene im mehr als 1000 Kilometer entfernten Ukrajina-Stadion von Karpaty Lviv austragen. Der Sieger aus den beiden Duellen steht dann vor der letzten Hürde auf dem Weg in die Gruppenphase: Die Playoffs, in denen auch Teams wie Bayer Leverkusen oder Manchester United einsteigen werden. Diese sind angesetzt für den 18./19. August und den 25./26. August.
Mats-Yannick Roth
