05.08.2015 15:06 Uhr

Check: Fliegende Adler und besorgte Katzen

Mile Jedinak (Nr. 15) und seine Eagles auf dem Höhenflug
Mile Jedinak (Nr. 15) und seine Eagles auf dem Höhenflug

Am Wochenende startet die englische Premier League in die neue Saison. weltfussball nimmt die 20 Mannschaften ins Visier. Dieses Mal im Check: Fliegende Eagles, besorgte Black Cats und optimistische Villans.

Crystal Palace:

Die ersten Spiele: Norwich City (A); Arsenal FC (H); Aston Villa (H)

Top-Neuzugänge: Yohan Cabaye (Paris Saint-Germain/17,5 Mio.); Connor Wickham (Sunderland/10 Mio.); Alex McCarthy (Queens Park Rangers/5 Mio.)

Obwohl auf der Trainerbank der Eagles im letzten Jahr Chaos herrschte und vier verschiedene Manager in der Verantwortung waren, landete Palace dank einer sensationellen Rückrunde auf dem zehnten Platz. Erfolgscoach Alan Pardew (seit Januar im Amt) hat an den richtigen Stellschrauben gedreht und brachte das Team mit seiner Kontertaktik auf Kurs. Zudem waren die Standards eine echte Waffe: 24 Tore nach ruhenden Bällen bedeuteten den zweitbesten Wert der Liga.

Durch die spektakulären Verpflichtungen von Yohan Cabaye und Connor Wickham ist der Kader auf dem Papier noch stärker geworden und gilt als der beste der Vereinsgeschichte. Genau darin liegt aber auch die Gefahr. "Wir machen uns schon Gedanken", erklärt Mit-Besitzer Steve Parish. "Alle sagen: Jetzt müsste ihr euch keine Sorgen mehr machen. Doch genau dann ist man im Fußball am verwundbarsten."

Entscheidend wird deshalb sein, dass Pardew seine Elf fußballerisch und taktisch weiterentwickelt. Die Rolle des Underdogs, der tief steht und auf Konter lauert, werden nun viele Gegner einnehmen. Der Trainer muss Lösungen finden, die sein Team aus dem Spiel heraus unberechenbarer und torgefährlicher machen. Gelingt das, spricht nichts gegen eine weitere Saison im sicheren Fahrwasser.

Player to watch: Mile Jedinak.

Der Kapitän der australischen Nationalmannschaft ist seit zwei Jahren die unumstrittene Führungsfigur der Eagles. Mit Yohan Cabaye bekommt der 31-Jährige einen echten Hochkaräter an seine Seite. Die Aufgaben in der Zentrale werden sich ändern, weniger lange Bälle, mehr Kontrolle und Übersicht gefordert sein. Jedinak nimmt dabei eine Schlüsselrolle ein.
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West Bromwich:

Die ersten Spiele: Manchester City (H); Watford FC (A); Chelsea FC (H)

Top-Neuzugänge: James Chester (Hull City/11,3 Mio.); Rickie Lambert (Liverpool FC/4,2 Mio.); James McClean (Wigan Athletic/2,1 Mio.)

Dank der One-Man-Show von Saido Berahino beendete der Klub aus den West Midlands die letzte Spielzeit im gesicherten Mittelfeld. Der 22-jährige Stürmer erzielte 37 Prozent aller Treffer und avancierte zum Shootingstar der Liga. Der Rest des Kaders verkörpert bis auf wenige Ausnahmen jedoch nicht mehr als Durchschnitt.

Immerhin gelang Coach Tony Pulis mit der Verpflichtung von Rickie Lambert ein kleiner Coup. Für eine Schnäppchensumme kam der Stürmer aus Liverpool zu den Baggies. "Er ist ein guter Junge und wird uns weiterhelfen", ist der Trainer sicher. Der 33-Jährige könne so "eine Art Mentor" für Berahino und die anderen werden.

Nichtsdestrotrotz wird West Brom auf dem Transfermarkt noch einmal zuschlagen müssen, um eine relativ stressfreie Saison zu haben. Serge Gnabry und Matt Phillips sind zwei mögliche Kandidaten, die das Team spielerisch voranbringen würden. Ohne weitere kreative Elemente dürfte es West Brom schwer haben, den 13. Platz aus der Vorsaison zu bestätigen.

Player to watch: Brown Ideye.

Der zweitteuerste Einkauf der Vereinsgeschichte (10 Mio.) war im letzten Jahr eine einzige Enttäuschung und traf in 24 Einsätzen lausige vier Mal. Youngster Saido Berahino wird das Team nicht noch einmal allein auf seinen Schultern tragen können. Deshalb muss der 26-jährige Nigerianer endlich beweisen, dass er für die Premier League gut genug ist und den Konkurrenzkampf mit Neuzugang Rickie Lambert aufnehmen kann.
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Aston Villa:

Die ersten Spiele: AFC Bournemouth (A); Manchester United (H); Crystal Palace (A)

Top-Neuzugänge: Jordan Ayew (FC Lorient/12 Mio.); Jordan Amavi (OGC Nice/11 Mio.); Jordan Veretout (FC Nantes/10 Mio.)

Nach den Plätzen 16, 15, 15 und 17 in den letzten vier Jahren scheint klar, wo die Reise für Villa in diesem Jahr hingeht: in den Abstiegskampf. Der Klub aus Birmingham hat im Sommer zwar über 60 Millionen Euro eingenommen, aber auch drei seiner besten Spieler (Benteke, Delph, Cleverly) verloren. Ersatz wurde verpflichtet – allerdings nicht ohne Restzweifel.

Die drei "Jordans" kennen die Premier League bislang nur aus dem Fernsehen, haben lediglich in der wesentlich schwächeren Ligue 1 Erfahrung gesammelt. Ein Eingewöhnungsjahr können ihnen die Villans nicht zugestehen. Dafür ist der sportliche Existenzkampf zu prekär. Viel wird deshalb davon abhängen, wie sich die Neuen in der unbekannten Umgebung zurecht finden.

Trainer Tim Sherwood macht sich darüber eher weniger Gedanken und sagt: "Ich glaube, selbst ohne Neuzugänge werden wir nicht noch einmal in diese Situation kommen." Zweckoptimismus at its best. Am meisten für den Klassenerhalt spricht noch das Gesetz der Serie: Warum soll ein Klub, der den Kopf vier Mal in Folge aus der Schlinge zieht, es nicht auch zum fünften Mal schaffen?!

Player to watch: Jack Grealish.

Im Sommer machte der 19-Jährige mit übermäßigem Alkoholgenuss inklusive Nickerchen auf Teneriffas Straßen Schlagzeilen. In den Wochen davor war der Youngster einer der Eckpfeiler auf dem Weg zum Klassenerhalt. Mit seiner Dynamik und Stärke im Eins-gegen-Eins kann er der gegnerischen Abwehr große Probleme bereiten und einer der Leistungsträger der Villans werden.
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AFC Sunderland:

Die ersten Spiele: Leicester City (A); Norwich City (H); Swansea City (H)

Top-Neuzugänge: Jeremain Lens (Dinamo Kiev/11,4 Mio.); Ricardo Álvarez (Inter Mailand/10,5 Mio.); Younès Kaboul (Tottenham Hotspur/4,5 Mio.)

Den Black Cats fehlte es im Vorjahr vor allem an offensiver Durchschlagskraft. Kein einziger Spieler erzielte in der vergangenen Saison mehr als fünf Tore. Folgerichtig vertrieb man das Abstiegsgespenst auch erst am 36. Spieltag. Wirklich besser ist die Lage im Sommer nicht geworden.

Zwar holte Dick Advocaat seinen Landsmann Jeremain Lens aus Kiev. In der Ukraine überzeugte der 30-fache niederländische Nationalspieler in den beiden letzten Jahren aber nicht unbedingt mit seinem Torriecher (73 Pflichtspiele, 16 Tore). Der Klub aus dem Norden wird um weitere Aktivitäten auf dem Transfermarkt wohl nicht herumkommen.

"Wir stehen, wo wir stehen. Dennoch denke ich, dass unser Chairman einen hervorragenden Job macht", beschreibt Advocaat die Situation so diplomatisch wie nur möglich. Dass er einen weiteren Stürmer und einen defensiven Mittelfeldspieler holen möchte, ist ein offenes Geheimnis. Bekommt Sunderland die dringend benötigen Verstärkungen nicht, droht ein weiteres Jahr in den Niederungen der Tabelle.

Player to watch: Duncan Watmore.

Der englische U20-Nationalstürmer gilt als einer der besten Nachwuchsspieler auf der Insel. In dieser Saison kann er sich endlich in der Premier League beweisen. Watmore wird nicht auf Anhieb zum Leistungsträger, dennoch könnte er den dringend benötigten frischen Wind in die Offensive der Black Cats bringen.
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Mehr dazu:
>> 1. Teil: Leicester, Bournemouth, Watford, Norwich
>> 2. Teil: Crystal Palace, West Bromwich, Aston Villa, Sunderland
>> 3. Teil: Swansea, Stoke, West Ham, Newcastle
>> 4. Teil: Tottenham, Liverpool, Southampton, Everton
>> 5. Teil: Chelsea, ManUnited, ManCity, Arsenal

Christian Schenzel