Trotz seiner fast 39 Jahre ist Timmy Simons immer noch einer der wichtigsten Akteure beim belgischen Europapokalteilnehmer Club Brügge. Im Spätherbst der Karriere stehen für den früheren Nürnberger noch einmal zwei ganz große Spiele an: die Champions-League-Qualifikationsduelle mit Manchester United.

Wenn man Michel Preud'homme auf Timmy Simons anspricht, kommt der frühere Weltklasse-Torwart und jetzige Trainer von Club Brügge ins Schwärmen. Wörter wie "Phänomen" oder "Vorbild" fallen dann.

Auf einer Pressekonferenz in der vergangenen Saison erzählte Preud'homme eine Anekdote: "Einmal hat Timmy abends ausnahmsweise Pommes Frites in einem Restaurant gegessen. Seine Frau und er sind dann mit dem Auto nach Hause gefahren. Vier Kilometer vor dem Ziel hat er sie gebeten, das Steuer zu übernehmen, ist ausgestiegen und die restliche Strecke gejoggt."

Musterprofi und Dauerbrenner

Es ist wohl vor allem diese höchst professionelle Lebensweise, die es Simons erlaubt, auch in seinem für einen Fußballer schon fast biblischen Alter konstant auf hohem Niveau zu spielen. Unglaubliche 63 Pflichtspiele absolvierte der Musterprofi in der vergangenen Saison für Brügge, davon gerade einmal drei nicht über die volle Distanz. Zwei Jahre nachdem er den 1. FC Nürnberg als unumstrittener Führungsspieler Hals über Kopf verlassen hat und zu seinem Herzensklub in die Heimat zurückgekehrt ist, ist der zentrale Mittelfeldmann dort nicht wegzudenken.

Neben seiner immensen Erfahrung machen Zweikampfstärke, nimmermüde Laufarbeit und große strategische Fähigkeiten Simons unverzichtbar für den 13-fachen belgischen Meister. Zudem glänzt er als sicherer Elfmeterschütze. 2014/2015 traf er sechsmal vom Punkt. Auch dank ihres Kapitäns stießen die Blau-Schwarzen in der Europa League bis ins Viertelfinale vor und scheiterten im Kampf um den Meistertitel erst in den Liga-Playoffs knapp.

Besonderes Spiel in Manchester

Wenn der momentan von zahlreichen Verletzungen geplagte Außenseiter versucht, sich am Dienstag beim Favoriten in Manchester (ab 20:45 Uhr im weltfussball-Liveticker) eine gute Ausgangslage für den Einzug in die CL-Gruppenphase zu sichern, wird Simons besonders gefragt sein - in erster Linie als ruhender Pol für seine allesamt deutlich jüngeren und international weitgehend unerfahrenen Kollegen.

Ein normales Spiel ist der Auftritt beim englischen Rekordmeister allerdings auch für den mit allen Wassern gewaschenen Routinier nicht. "Natürlich ist es eine großartige Erfahrung, im Old Trafford zu spielen", sagt Simons, der zwischen 2002 und 2009 für den PSV Eindhoven 41 Mal in der Königsklasse auflief und für den die beiden Partien gegen United - wenn alles normal läuft und Brügge wie erwartet ausscheidet - so etwas die das letzte Hurra in seiner inzwischen 18. Spielzeit als Profi sein könnten.

Das Ende ist in Sicht

Denn ewig wird der Fußball-Methusalem nicht mehr ohne Leistungseinbußen kicken können."Ich bin noch motiviert und physisch und mental auf einem hohen Level", erklärt er in einem Interview auf der Klubhomepage: "Aber ich habe sicherlich nicht mehr drei oder vier Saisons vor mir."

In Brügge werden die Verantwortlichen Simons nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn aller Voraussicht nach in den Verein einbinden. Einen großen Traum hat er bis dahin aber noch: Er will seine dritte Meisterschaft mit dem Klub aus der Hauptstadt Westflanderns gewinnen. Die ersten beiden datieren aus den Jahren 2003 und 2005, während seines ersten Engagements in Brügge.

Über United zum Ziel

Auf dem Weg zum angepeilten Ziel würde Simons jedoch natürlich gerne einen Sensationserfolg gegen Manchester United mitnehmen. Ganz ohne Optimismus geht der Leader der Belgier nicht in die Mammutaufgabe auf der Insel: "Wir müssen alles geben und unser eigenes Ding machen. Dann schauen wir, mit welchem Resultat wir nach Brügge zurückkehren."

Dort steigt in einer guten Woche das Rückspiel. Selbstverständlich wird Simons auch dann wieder in der Startelf stehen und exakt 107 Tage vor seinem 39. Geburtstag die Knochen für Club Brügge hinhalten.

Mehr dazu:
>> Die Karriere von Timmy Simons in Zahlen
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Tobias Knoop