22.08.2015 10:21 Uhr

NUFC: Aufbruchsstimmung dank Wijnaldum

Georginio Wijnaldum (l.) soll Newcastle in eine bessere Zukunft führen
Georginio Wijnaldum (l.) soll Newcastle in eine bessere Zukunft führen

Aufbruchstimmung im Nordosten Englands: Nach dem Fast-Abstieg steckt Newcastle United mitten im Umbau. Mehr als 70 Millionen Euro wurden im Sommer in den Kader der Magpies investiert. Im St. James' Park wächst die Hoffnung auf bessere Zeiten - nicht zuletzt dank eines niederländischen Neuzugangs, der Verantwortung übernehmen will.

Wir schreiben den 9. August 2015 um 14:34 Uhr britischer Zeit, als ein Urschrei die Tyne and Wear-Region erzittern lässt. Soeben hat der krisengeplagte Traditionsverein Newcastle United das umjubelte 2:1-Führungstor im Duell mit Europacup-Teilnehmer Southampton erzielt. Speziell die Entstehung versetzt die Fans in Ekstase: Ballgewinn nach gegnerischem Eckball, blitzschneller Konter über drei Stationen und als Sahnehäubchen ein Weltklassekopfball der neuen Nummer 5 im schwarz-weißen Dress: Georginio Wijnaldum, 20-facher Nationalspieler der Niederlande und Königstransfer der Magpies.

Ein Einstand nach Maß für den 24-Jährigen, der mit riesigen Vorschusslorbeeren auf die Insel gewechselt war. Kein Wunder: Mit 14 Toren und vier Vorlagen hatte Wijnaldum maßgeblichen Anteil am Titel seines Ex-Clubs PSV Eindhoven, was ihm in der Heimat sogar die Ehrung zum "Spieler der Saison" einbrachte. Branchenüblich hat solche Qualität ihren Preis. Zahlreiche Top-Vereine aus Europa kämpften verbissen um die Dienste des Shootingstars, der sich schlussendlich für einen Wechsel ins Mutterland des Fußballs entschied und ein bis 2020 datiertes Arbeitspapier beim NUFC unterzeichnete.

Kostenpunkt: 20 Millionen Euro! Eine Summe, die einmal mehr deutlich macht, wie der neue TV-Vertrag der Premier League die Transferströme verändert hat. Durch die gewaltige Ablöse wurde der Niederländer zum drittteuersten Transfer der Klubgeschichte nach Michael Owen (25 Mio. €) und Klublegende Alan Shearer (21 Mio. €). Eine lohnende Investition?

Furchtloser Frühstarter

Schon im zarten Alter von 16 Jahren hatte der in Rotterdam geborene Sohn eines Ghanaers und einer Niederländerin im Feyenoord-Trikot sein Debüt in der Eredivisie gefeiert. Neben seinen späteren Oranje-Kollegen Jonathan De Guzmán und Ron Vlaar durfte der dynamische Dribbler früh Profiluft schnuppern. Es dauerte nicht lang, bis Wijnaldum nicht mehr aus der Startelf wegzudenken war. Unbekümmert und schlitzohrig, immer von seinem unbändigen Siegeswillen angetrieben, versetzte er die Experten landesweit in Staunen. Als der PSV Eindhoven im Sommer 2011 anklopfte, war der Weg für den nächsten Karriereschritt geebnet.

Nur wenige Monate später feierte Wijnaldum gegen San Marino sein Debüt für die Elftal. Vier Minuten als Joker reichten ihm, um seinen ersten Länderspieltreffer zu erzielen. Bis heute kamen 19 weitere Einsätze hinzu, darunter alle sieben Spiele der Niederlande bei der WM 2014 in Brasilien. Parallel wuchs der enorm torgefährliche Spielmacher in Eindhoven immer mehr in eine Führungsrolle, was ihm zuletzt sogar das Kapitänsamt im Team von Phillip Cocu einbrachte und seinen Marktwert endgültig explodieren ließ. Durch den besonderen Mix aus Erfahrung und Potenzial gilt der 24-Jährige als Prototyp des modernen Mittelfeldspielers - und damit als genau der Typ Fußballer, die in Newcastle zuletzt jahrelang vermisst wurde.

Das Herzstück der neuen Achse

Gemeinsam mit den Neuzugängen Chancel Mbemba und Aleksandar Mitrovic, die für insgesamt 30 Millionen Euro vom RSC Anderlecht losgeeist wurden, und gestandenen Akteuren wie Moussa Sissoko soll Wijnaldum nun in Zukunft die Achse des Erfolgs unter dem neuen Trainer Steve McClaren bilden. In seiner Rolle als lauf- und spielstarker Offensivallrounder steht er dabei besonders im Fokus. Seine Siegermentalität und seine Geistesblitze sollen in Zukunft den Unterschied machen, er soll das Herzstück der Magpies werden. So könnte seine ohnehin schon beeindruckende Karriere bald den nächsten Wachstumsschub erfahren.

Dabei dürfte dem Antreiber auch sein ausgeprägtes Selbstvertrauen zugutekommen. Schon vor Monaten stellte er gegenüber SkySports seine Ziele klar: "Ich bin ein sehr ambitionierter Spieler. Ich denke, dass ich mit meinen Qualitäten einem Team, dem ich mich anschließen würde, helfen könnte. Ich will es in den großen Ligen zeigen: England, Italien, Spanien, Deutschland und Frankreich." Dazu bietet sich dem Hoffnungsträger der "Toon Army", wie die Newcastle-Anhängerschaft liebevoll genannt wird, von nun an ausreichend Gelegenheit. Schon im schwierigen Auswärtsmatch bei Manchester United können sich Wijnaldum und Co. wieder beweisen – in der Hoffnung, dass die Jubelschreie der Magpies am Ende erneut bis in den Nordosten zu hören sind.

Heiko Lütkehus