31.08.2015 13:55 Uhr

Bochum jagt den Startrekord

Gertjan Verbeek (r.) peilt mit seinem VfL Bochum den Startrekord an
Gertjan Verbeek (r.) peilt mit seinem VfL Bochum den Startrekord an

Mit fünf Siegen aus fünf Pflichtspielen hat der VfL Bochum einen perfekten Start in die Zweitligaspielzeit hingelegt. Am Montagabend soll das halbe Dutzend vollgemacht werden.

Sechs Siege (fünfmal zweite Liga, einmal DFB-Pokal) würden einen neuen Startrekord für den Klub bedeuten. Zuletzt war der VfL 1993/1994 mit vier Siegen in die Meisterschaft gestartet, an dessen Ende übrigens der Aufstieg in die 1. Bundesliga stand.

Gertjan Verbeek blickt mit einer Mischung aus Gelassenheit und Vorfreude der Montagabend-Partie gegen den TSV 1860 München (ab 20:15 Uhr live im weltfussball-Liveticker) entgegen. Und dass, obwohl die Münchner Löwen zuletzt so etwas wie der Angstgegner seines VfL Bochum waren. Die letzten vier Vergleiche gingen allesamt an die Süddeutschen, ganz unabhängig von der jeweiligen Tabellenkonstellation. Doch Statistiken dieser Art interessieren den niederländischen Coach des VfL nicht: "Die Bilanz gegen München spielt gar keine Rolle. Die haben eine andere Mannschaft, wir haben eine andere Mannschaft..."

Erste Elf bislang in Stein gemeißelt

Die Bochumer haben nicht nur eine andere Mannschaft, sondern vor allen Dingen eine wunderbar harmonierende erste Elf. Bislang schickte Verbeek in allen Meisterschaftsspielen exakt dieselbe Anfangself ins Rennen. Mit großem Erfolg: Bei den vier Siegen fielen besonders der Offensivgeist und die Angriffslust ins Auge. Gepaart wird die auf Dominanz ausgerichtete Spielweise mit einer neuen Abwehrstärke. Bochum stellte auch schon in der Vorsaison die treffsicherste Angriffsreihe der 2. Bundesliga, war mit 55 Gegentoren aber auch gleichzeitig die Schießbude der Liga.

Jetzt fing sich die neue, alte Nummer Eins Andreas Luthe in viermal 90 Minuten in der Liga erst zwei Gegentreffer – Ligabestwert. Kein Wunder also, dass der Coach des Spitzenreiters gerne auch das fünfte Spiel mit der Erfolgself bestreiten will. Fragezeichen standen zuletzt hinter den Verteidigern Stefano Celozzi und Felix Bastians, die angeschlagen waren und nicht voll mittrainierten. Beim Fitness-Fanatiker Gertjan Verbeek könnte das zu Änderungen in der Startformation führen. Jan Simunek und David Niepsuj wären hier mögliche Alternativen.

Terodde-Verbleib wichtiger Baustein

In der Sturmreihe stand außerdem tagelang der Einsatz von Simon Terodde auf der Kippe. Dies allerdings nicht aus gesundheitlichen Gründen, sondern weil sein Verbleib an der Castroper Straße äußerst fraglich war. Der Top-Torjäger der Westfalen ließ seine Zukunft zuletzt offen und hielt sich einen Wechsel in die Bundesliga oder ins Ausland offen.

Zuletzt deutete aber nach Aussage von Manager Christian Hochstätter nichts darauf hin, dass Bochum seinen Torgaranten und Publikumsliebling noch am letzten Tag der Transferperiode verlieren würde. "Ich gehe davon aus, dass die Mannschaft so wie jetzt auch bis in den Winter spielen wird", meinte Hochstätter vor dem Spiel gegen die Sechziger.

Haberer hat das Potenzial zum Fan-Liebling

Neben der bislang besten Abwehrreihe der zweiten Liga und einem der torgefährlichsten Stürmer überzeugen bei den Blau-Weißen auch die Neuen. Tim Hoogland wurde von Verbeek als Sechser installiert und funktioniert hier blendend. Im Gespann mit Anthony Losilla überzeugt der 30-jährige Ex-Schalker in den ersten vier Spielen mit vorbildlichen Zweikampf- und Passwerten.

Eine Reihe weiter vorne gilt Janik Haberer bislang als der Shootingstar im VfL-Dress in dieser Saison. Die Leihgabe aus Hoffenheim absolviert seine erste Spielzeit im deutschen Fußball-Unterhaus und steuerte schon vier Scorerpunkte zur Tabellenführung bei. Sein Spielwitz und seine Unbekümmertheit hat den Bochumern, die mittlerweile ihre sechste Zweitligasaison in Folge absolvieren, sehr lange gefehlt und wird vom Publikum entsprechend honoriert.

Hochstätter: "Ohne mich wird es kein Ziel geben!"

Selbst bei einer Heimniederlage am Montagabend bliebe Bochum in jedem Falle auf dem zweiten Platz stehen. Doch auch der jüngste Positivtrend hat die Vereinsführung noch nicht dazu bewogen, Erwartungen und Saisonziele nach oben zu korrigieren. Im Gegenteil: Ein konkretes Saisonziel haben bislang Verbeek noch Hochstätter noch gar keines abgegeben. Und das wird die nächsten Tage auch noch so bleiben: "Wir werden uns mit den Spielern und dem Vorstand zusammensetzen, und dann werden Sie irgendwann eine Aussage bekommen. Aber das wird nicht am Montag sein. Und auch nicht am Dienstag", meinte der Chefcoach gewohnt wortkarg. Manager Hochstätter ergänzte: "Es wird diese Woche nicht passieren, da bin ich im Urlaub. Ohne mich wird es kein Ziel geben!"

Bis dahin steht ja eh noch die Aufgabe gegen 1860 München vorne an. Coach Verbeek nimmt seine Akteure im Vorfeld mit klaren Worten in die Pflicht: "Wir sind nicht in der Lage zu sagen, wir sind der Favorit und wir machen das. Wir müssen immer 100 Prozent geben, vielleicht können wir dann gewinnen. Die Spieler müssen verstehen, dass es nur mit harter Arbeit geht."

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Mats-Yannick Roth