04.09.2015 15:53 Uhr

Trotz "nasser Hände": ÖFB-Team konzentriert

Teamchef Marcel Koller sorgt dafür, dass das Nationalteam den Fokus bewahrt
Teamchef Marcel Koller sorgt dafür, dass das Nationalteam den Fokus bewahrt

Selten war die Vorfreude auf ein Länderspiel der österreichischen Nationalmannschaft so groß wie vor dem Duell mit der Republik Moldau am Samstag (ab 20:45 Uhr im weltfussball-Liveticker) in Wien. Im größten anzunehmenden Glücksfall darf mit dem Schlusspfiff bereits die fixierte EM-Teilnahme gefeiert werden.

Die Euphorie rund um das österreichische Nationalteam hat neue Höhen erreicht. Ein ausverkauftes Ernst Happel-Stadion ist in der Ära Marcel Koller schon fast selbstverständlich. Die Fußballfans zwischen Neusiedler- und Bodensee haben für ihre Jubelsprünge zumindest schon die Beinmuskeln angespannt.

"Nichtsdestotrotz brauchen wir Konzentration", mahnte der ÖFB-Teamchef ebendiese ein. "Wir müssen noch über diese Linie treten. Wir brauchen ja noch Unterstützung von anderen Teams, damit das überhaupt möglich ist", erinnerte Koller. Daher legt das ÖFB-Team den Fokus einmal auf sich selbst. "Deswegen ist für uns wichtig, dass wir unsere Aufgabe erledigen. Ob wir das große Ziel nun erreichen können oder nicht, wir wollen gewinnen", so Koller.

Österreich hat in der EM-Qualifikation bisher nur beim Auftaktremis gegen Schweden Punkte abgegeben und führt die Gruppe G souverän an. Sollte Russland daheim gegen Schweden (ab 18:00 Uhr im weltfussball-Liveticker) kein Sieg gelingen, reicht den Österreichern ihrerseits ein voller Erfolg gegen Moldau um als zweiter EM-Teilnehmer nach Gastgeber Frankreich festzustehen.

Unkompliziert ist angesichts der Ausgangslage der Umgang des Schweizers mit der Konstellation. Modernste Kommunikationsmittel würden jede Heimlichtuerei ohnehin absurd erscheinen lassen. "Wenn sie rausgehen zum Aufwärmen werden wir den Spielern das Ergebnis mitteilen", kündigte Koller an. Er darf auf eine professionelle Einstellung seiner Spieler zu vertrauen.

Rückblick macht Mut für den Ausblick

"Für mich war das wichtigste Spiel das Auswärtsspiel in Liechtenstein. Da wurde in der Öffentlichkeit gesagt, da muss man gewinnen. Wenn man da überheblich ist, dann ist die Konzentration nicht die gleiche", führte Koller aus. Auch wenn der Erfahrungsschatz der Spieler diesbezüglich größer geworden ist, bleibt es ein stets zu wiederholender Prozess. "Darum ist es wichtig, jetzt in der Vorbereitung diese Konsequenz umzusetzen und nicht nur darüber zu sprechen."

Daher gilt: Das Spiel gegen Moldau ist ein schwieriges. Bereits das 2:1 in Chisinau im Herbst 2014 war eine knappe Angelegenheit. "Wir haben im Hinspiel auch in Unterzahl dagegen halten können", blickte Kapitän Christian Fuchs auf die gelernte Lektion zurück. Für Koller war der erste Sieg im zweiten Qualifikationsspiel "ganz wichtig, weil es nicht so einfach ist, auswärts zu gewinnen, auch bei den so genannten kleinen Teams."

Der Sieg in Moldau war der erste von fünf Pflichtspielsiegen in Folge, die letzten vier davon wurden ohne Gegentor eingefahren. Tormann Robert Almer kratzt damit am Rekord von Friedl Koncilia aus der Saison 1982/83. Auf dessen 458-minütige Torsperre fehlen Almer nur noch 36 Minuten. Ob der Rekord nun falle sei "zweit- oder drittrangig". Es gäbe schließlich höhere Ziele.

Reifeprozess

Das Team wirkt gefestigt und hat gewiss eine große Entwicklung hinter sich. Positive und negative Erlebnisse in der Vergangenheit haben den Charakter geformt. Teamchef Marcel Koller weiß, dass er nicht nur auf einen, sondern viele Spieler mit Führungsqualitäten setzen kann. Sie alle seien nun gefordert. "Wir reagieren auf gewisse Situationen recht gut", erklärte Christian Fuchs auf die mannschaftsinterne Kommunikation angesprochen, "hinten bei ihm (deutet auf Almer) fängt es an. Keiner ist mundfaul."

Eine Situation ist freilich neu. Christian Fuchs kann seine persönlich zweite EM-Teilnahme nach 2008, als Österreich mit der Schweiz als Ausrichter fix dabei war, selber besiegeln. "Jeder brennt drauf. Wir können es nicht erwarten am Platz zu stehen und drei Punkte zu holen. Sollte das Russland-Spiel dementsprechend verlaufen, dann setzt das Kräfte frei. Man kriegt nasse Hände, wenn man daran denkt."

Das garantiert jedoch noch nicht den Sieg. "Der Teufel schläft nicht", wusste auch Fuchs. Über eine Freudenfeier wird deshalb noch nicht nachgedacht. Der ÖFB verweist bei der Frage nach etwaigen Planungen auf das letzte Spiel der Qualifikation am 12. Oktober gegen Liechtenstein. "Warten wir einmal das Spiel ab", so Koller nachdrücklich, "wenn Russland gewinnt, ist das alles ohnehin Makulatur." 

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Sebastian Kelterer