Am 9. September 1970 verabschiedete sich eine Ikone von der internationalen Bühne. Beim 3:1-Erfolg gegen Ungarn stellte Uwe Seeler in seinem letzten Länderspiel gleichzeitig einen Rekord auf.

Der souveräne Sieg der deutschen Elf durch den Führungstreffer von Klaus-Dieter Sieloff und zwei weitere Tore von Gerd Müller war im Nürnberger Frankenstadion nur Nebensache. Dieser Abend gehörte 'Uns Uwe', dem beliebtesten Fußballer der Republik. Schon vor dem Anpfiff wurde dem Kapitän eine besondere Ehre zuteil: Als erster Sportler überhaupt bekam Seeler das Bundesverdienstkreuz erster Klasse verliehen.

Als nach dem Schlusspfiff die Nationalmannschaftskollegen Horst-Dieter Höttges und Klaus-Dieter Sieloff den 33-Jährigen auf den Schultern unter Standing Ovations der 67.000 Zuschauer vom Platz trugen, endete eine 16-jährige Ära mit dem 72. Länderspiel. Erstmals hatte Seeler wenige Wochen nach dem Wunder von Bern bei einer 1:3-Niederlage gegen Frankreich am 16. Oktober 1954 das Adlertrikot getragen. Der Mittelstürmer vom HSV stieg mit seinem Abschiedsspiel zum alleinigen Rekordspieler des DFB auf. Bis dahin hatte fast drei Jahrzehnte Paul Janes die Bestmarke gehalten, der es zwischen 1932 und 1942 auf 71 Einsätze für den DFB gebracht hatte. Auch seine 43 Tore für die deutsche Nationalmannschaft waren bis dahin unerreicht.

Einst Rekordhalter, heute auf Position 27

So ganz mochte der Mann mit der Halbglatze die Fußballschuhe nach dem Rücktritt aus dem Nationalteam dennoch nicht an den Nagel hängen. Der Hamburger SV, dem Uwe Seeler seine ganze Karriere über die Treue gehalten hatte, durfte sich noch bis zum Ende der Saison 1971/1972 über Tore seines Idols freuen.

Die Rekordmarken Seelers in der Nationalelf hatten allerdings nicht lange Bestand. Am 24. November 1973 absolvierte Franz Beckenbauer sein 73. Länderspiel und löste den Hamburger damit als Rekordinternationalen ab. Dass Seeler heute in der Liste der Rekordspieler der deutschen Nationalelf nur noch an Position 27 geführt wird, hängt vor allem mit der Inflation an Länderspielen zusammen. Während in den 1960 Jahren die DFB-Elf zu durchschnittlich 7,8 Länderspielen antrat, sind es seit Beginn der 2000er Jahre 14,2. Als Rekordtorschütze wurde Seeler bereits am 26. Mai 1972 abgelöst, als Gerd Müller beim 4:1-Sieg gegen die UdSSR alle vier Tore erzielte und sein persönliches Konto auf 47 Länderspieltore aufstockte.

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