12.09.2015 10:00 Uhr

Atlético vs. Barça: Nicht mehr unwichtig

Lionel Messi (l.) will gegen Atlético wieder Glanzpunkte setzen
Lionel Messi (l.) will gegen Atlético wieder Glanzpunkte setzen

Unter dem Strich zählt in Spanien nur der Clásico? Aus Prestigesicht ist diese Aussage sicherlich zu halten. Sportlich haben die Duelle der beiden Riesen mit Atlético durch den Aufstieg der Rojiblancos zur dritten Macht in den letzten Jahren spürbar an Bedeutung gewonnen. weltfussball blickt auf die jüngere Geschichte des "kleinen Clásico".

 

Die Serie reißt (Champions League: Viertelfinale 2014)

Ein Königsklassen-Halbfinale ohne den FC Barcelona? Nicht vorstellbar! Seit dem Achtelfinalaus 2007 gegen Liverpool hatten die Katalanen sechsmal in Folge die Runde der letzten Vier im wichtigsten europäischen Klubwettbewerb erreicht. Und noch mehr: In allen sechs Fällen gewann Barça oder das Team, das die Katalanen ausschaltete, auch den Pott!

Mit dem Viertelfinale 2014 sollte diese Serie reißen: Nach einem 1:1 im Hinspiel reiste Atlético als krasser Außenseiter ins Camp Nou – und schaffte es dort, die frühe Führung von Koke (5. Minute) mit aller Macht zu verteidigen. Nach 40 Jahren standen die Rojiblancos erstmals im Halbfinale der Königsklasse.

 

Das Meisterstück des Underdogs (Primera División: 38. Spieltag 2013/2014)

Von solch einer Dramturgie träumt wohl jeder Ligaverband beim Erstellen des Spielplans: Am letzten Spieltag der Saison trafen der FC Barcelona und Atlético im Camp Nou aufeinander und spielten im direkten Duell um die spanische Meisterschaft. Die Ausgangsposition: Gewinnt Barça, bleibt der Titel in Katalonien, bei einem Remis oder einem Auswärtssieg ist Atlético erstmals seit 18 Jahren Meister.

Durch einen Treffer von Alexis Sánchez gingen die Hausherren in Führung und griffen nach dem Titel. Doch kurz nach der Pause schraubte sich Diego Godín nach einer Gabi-Ecke hoch und köpfte zum Ausgleich ein. Es sollte das goldene Tor werden. Das 1:1 hatte Bestand, die große Zweifaltigkeit des spanischen Fußballs war durchbrochen: Erstmals nach neun Jahren war nicht der FC Barcelona oder Real Madrid Meister.

 

Die Trendwende und die Geburt des Trio Infernale (Primera División: 18. Spieltag 2014/2015)

Bei einem Blick auf die vergangene Saison des FC Barcelona überstrahlt das Triple alles. Unter anderem auch die Tatsache, dass es zu Beginn des Jahres ganz schön knirschte.

Nach einer 0:1-Niederlage gegen Real Sociedad musste Sportdirektor Andoni Zubizarreta gehen und Trainer Luis Enrique stand massiv in der Kritik. Zwischen dem Trainer und den Superstars Lionel Messi und Neymar herrschte angeblich Eiszeit, sogar ein Abgang von La Pulga stand im Raum. Alles deutete auf eine Trennung von Luis Enrique hin, denn eines ist beim FC Barcelona klar: Die Frage "Trainer oder Messi" stellt sich nicht...

Ausgerechnet in dieser kritischen Phase empfing Barça den amtierenden Meister. Es sollte ein Wendepunkt werden: Das Trio Infernale Messi/Suárez/Neymar spielte sich erstmals in einen Rausch und das Atlético-Bollwerk schwindelig. Alle drei trafen und jubelten gemeinsam. Es war die Geburt eines Teamgeists, der den FC Barcelona wenige Monate später zum Triple tragen sollte.

 

Der Stresstest und der Zauberkünstler vom Zuckerhut (Copa del Rey: Viertelfinale 2015)

Nur wenige Tage nach der Trendwende in der Liga mussten die Katalanen auch im Pokal zeigen, wie gefestigt sie als Team sind. Nach einem 1:0-Heimsieg im Hinspiel wurde das Rückspiel zum echten Stresstest für die Mannschaft von Luis Enrique, denn schon nach knapp 40 Sekunden egalisierte Fernando Torres das Hinspiel-Ergebnis mit seinem Führungstreffer für Atlético.

Doch dann schlug die große Stunde des Neymar: Der Brasilianer provozierte in einer Auseinandersetzung mit Gabi dessen Platzverweis und erzielte zwei ganz wichtige Treffer. Am Ende siegte Barcelona mit 3:2 und zog ins Halbfinale ein.

 

Das Meisterstück der Übermannschaft (Primera División: 37. Spieltag 2014/2015)

Und wieder wirkt es, als sei es das Drehbuch eines großartigen Dramas: Auf den Tag genau ein Jahr nach der Meisterschaft von Atlético im Camp Nou hatte Barça die Möglichkeit, sich im Vicente Calderón zu rächen und sich den Titel zurückzuholen.

Protagonist dieser beinahe kitschigen Geschichte war natürlich Lionel Messi: Der Argentinier versenkte den Ball rechts unten im Eck, entschied die Partie und den Titelkampf. Der Auswärtssieg bedeutete einen Spieltag vor Schluss einen Vorsprung von vier Zählern auf Real.

 

Mehr dazu:
>> Der Direkte Vergleich zwischen Atlético und Barça
>> Die Partie am Samstag ab 20:30 Uhr im weltfussball-Liveticker

 

Jochen Rabe