18.09.2015 00:29 Uhr

Rapid: Berechenbar unberechenbar

Nimmermüder Steffen Hofmann: Ein Tor und ein Assist
Nimmermüder Steffen Hofmann: Ein Tor und ein Assist

"Wir haben Rapid stark erwartet. Allerdings habe ich nicht erwartet, dass wir verlieren", musste Villarreal-Trainer Marcelino nach dem 2:1-Sieg der Grün-Weißen am Donnerstagabend zum Auftakt der Europa League zerknirscht zugeben. Der Jubel bei Rapid war groß, dennoch stieg man mit beiden Beinen auf die Euphorie-Bremse.

"Wir müssen auf dem Boden bleiben. Egal ob um uns gerade ein Hype herrscht, oder ob man auf uns eintritt", wusste Zoran Barišić. Ersteres ist jetzt eben wieder angesagt. "Das war ein super Start gegen den Gruppenfavoriten. Nicht mehr und nicht weniger", sprach der Rapid-Coach. "Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft. Aber wir haben noch nichts erreicht", meinte auch Kapitän Steffen Hofmann.

Immer wenn man es den Grün-Weißen eigentlich nicht zutraut, dann überraschen sie - im positiven und im negativen Sinn. Denn gegen scheinbar übermächtige Gegner laufen die Exil-Leopoldstädter in dieser Saison zu Höchstformen auf. Die Favoritenrolle wird auf der anderen Seite gegen vermeintlich kleinere Gegner auch schon einmal zum Stolperstein. Villarreal, am Papier weitaus stärker, musste diese Regel zur Kenntnis nehmen.

Als Schönheitsfehler könnte durchgehen, dass die Spanier nicht in Bestbesetzung antraten. Diesen Vorwurf entkräftete aber Marcelino gleich: "Wir haben keine B-Elf. Ich würde mein Team genauso wieder aufstellen."

Fehlenden Einsatz und Willen ortete Torschütze Leo Baptistão bei seinem Team nicht: "Wir haben gut gespielt und uns reingehängt. Uns hat es nur an der Effizienz vor dem Tor gefehlt und zudem hatten wir Pech bei Standardsituationen." Bis auf seinen Treffer hatte er gegen die disziplinierte Rapid-Hintermannschaft aber nur selten einen Auftrag: "Sie sind gut und gehen ordentlich zur Sache."

Novota bleibt cool

In der Schlussphase wurde es aber doch noch hektisch. Mit ein Grund für den Sieg war deswegen zweifelsfrei Ján Novota. "Mit einem überragenden Torhüter wurde der Ausgleich verhindert", wusste Barišić. Der Slowake hat unter Kritikern den Ruf, dass er zwar ein solider Schlussmann ist, aber keiner, der Spiele entscheiden kann. Nun entschärfte er in den letzten Minuten drei heikle Bälle.

Nach den Niederlagen gegen Mattersburg und Altach war es schnell vorbei mit der Euphorie vom Saisonstart und den starken Spielen in der Qualifikation der Champions League. Die Lücke, die Robert Berić hinterließ, war keine kleine. Das Thema will der Rapid-Trainer aber nicht mehr hören: "Wir werden noch immer tagtäglich mit dem Namen Berić konfrontiert. Ich hoffe, wir haben damit abgeschlossen." Ersatzmann Philipp Prosenik löste seine Aufgabe gut. "Er hat sich heute für das Team phantastisch eingesetzt und richtig Schläge eingesteckt."

Geprügelt wirkte der Stürmer nach dem Spiel aber nicht. "So ein Erfolg schmeckt richtig gut", grinste Prosenik. Der Strafstoß, den er herausholte, war für Barišić vertretbar: "Den Elfer kann man geben, muss man aber nicht."

Gewohnt cool wurde er von Steffen Hofmann verwandelt. "Heute haben wir das überragend gemacht. Kämpferisch war es eine ganz große Leistung und spielerisch phasenweise richtig toll", analysierte der Rapid-Kapitän. Eine ähnliche Leistung wird in zwei Wochen gegen Dinamo Minsk benötigt. Dann aber als Favorit, nicht als Außenseiter. 

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Johannes Sturm