05.10.2015 15:17 Uhr

Können statt Müssen: Die letzte Quali-Etappe

Teamchef Marcel Koller hört zu, wie Julian Baumgartlinger betont:
Teamchef Marcel Koller hört zu, wie Julian Baumgartlinger betont: "Der Siegeswille ist ungeborchen"

EM-Teilnahme - check. Gruppensieg - check. Österreichs Nationalteam wird vor den beiden abschließenden EM-Qualifikationsspielen in Montenegro (Freitag, ab 20:45 Uhr im weltfussball-Liveticker) und gegen Liechtenstein (Montag, ab 18:00 Uhr im weltfussball-Liveticker) die Sinnfrage gestellt. Die von Teamchef Marcel Koller implementierte ÖFB-Mentalität lässt eigentlich nur eine Antwort zu.

Österreichs Teamchef Marcel Koller muss dieser Tage einmal mehr in die Rolle des Mahners schlüpfen. "Es ist schon wichtig sich zu freuen auf Frankreich. Aber man muss auch wieder zum Tagesgeschäft kommen." Die volle Konzentration habe daher den beiden letzten EM-Qualifikationsspielen zu gelten. "Es gibt keinen Grund nachzulassen."

Nach vier Jahren mit Marcel Koller ist diese Sicht der Dinge im Team verankert. "Der Siegeswille ist ungebrochen", bekräftigte auch Julian Baumgartlinger. "Wenn man ein Zwischenziel erreicht, dann freut man sich noch mehr." Vor den letzten zwei Spielen gilt: "Wir müssen nicht, wir können."

Österreichs Mittelfeld-Laufmaschine unterstrich zudem die Bedeutung der Partie in Podgorica. "Das Spiel gegen Montenegro ist für den Gruppenausgang wichtig. Wir wollen nicht das Zünglein an der Waage sein", so Baumgartlinger. Die weiteren EM-Tickets in der Gruppe G sind noch nicht vergeben, der Vierte Montenegro hat noch Chancen.

Drei Tage nach dem Auswärtsspiel in Montenegro folgt dann der Kehraus gegen Liechtenstein. 48.000 Fans werden mit den Spielern die EM-Feilnahme feiern. Ausverkauftes Haus ist beim ÖFB bereits Gewohnheit, an einem Montag ist eine neue Steigerungsstufe. "Schön, was wir ausgelöst haben", freute sich auch Baumgartlinger.

Team fast vollständig versammelt

Bis auf David Alaba, Aleksandar Dragović und Kevin Wimmer sind bereits alle Teamspieler in Wien eingetroffen. Aus Trainersicht gelte es laut Koller, sie nun noch einmal voll zu begeistern. Große und kleine Ziele werden gesetzt. "Wir haben uns auf die Fahnen geschrieben, dass wir eine gute Ausgangsposition für die EM-Auslosung wollen", erklärte Baumgartlinger.

Österreich liegt in der FIFA-Weltrangliste auf Platz elf so gut wie noch nie. Wichtiger als für die monatliche Jubelmeldung ist diese Tatsache für die Auslosung der EM-Gruppen am 12. Dezember. Aktuell wäre Österreich in Topf zwei zu finden. Dort will man bleiben. Mit zwei Siegen wäre sogar der Vorstoß in die Top-Ten der Welt möglich. "Platz elf ist eine Duftmarke, aber nicht das wichtigste, worauf wir schauen" so Koller. 

Keine Versuche zum Abschluss

Experimente wird es seitens Kollers jedenfalls keine geben. "Wir werden nicht alles auf den Kopf stellen. Die besten Elf werden auf dem Platz stehen."  Schon gar nicht wird David Alaba wie zuletzt bei Bayern München in die Innenverteidgung rücken. "Als Trainer mag man Spieler, die man überall einsetzen kann, aber ich sehe ihn im Mittelfeld. Es wäre auch für uns besser, wenn er bei Bayern im Zentrum spielen würde", so Koller

Beim 1:0-Heimerfolg gegen Montenegro haben die rot-weiß-roten Kicker die Chance auf einen höheren Sieg vergeben. Auf die leichte Schulter wird die Neuauflage des Duells nicht genommen. "Sie können individuell nach vorne immer gefährlich sein. Dann kommt die Stimmung und die Tatsache dazu, dass sie in der Quali noch etwas erreichen können. Aber wir haben schon gezeigt, dass wir auch auswärts vor lauten Fans bestehen können." 

Die Mannschaft von Teamchef Branko Brnović besteht durchwegs aus "Lackln", wie man umgangssprachlich sagt. "Allgemein ist der Kader sehr robust. Sie haben eine gute Größe drinnen. Für uns gilt es flach zu spielen", erklärte Marcel Koller. Aber Kombinationsspiel sei immer das Ziel, "weil wir gute Fußballer in unseren Reihen haben."

In der Tat reüssieren die rot-weiß-roten Kicker nun regelmäßig in internationalen Topligen. Baumgartlinger, mittlerweile zum Kapitän bei Mainz avanciert, erklärte seinen Werdegang seit dem Wechsel von der Austria zum deutschen Bundesligisten. "Es war eine riesige Umstellung. Ich musste mich vom ersten Tag an beweisen, zuerst im Training, dann im Spiel. Das ist nicht despektierlich gemeint. Ich habe diese Entwicklung gebraucht, damit ich den nächsten Schritt in der Nationalmannschaft machen konnte."

Auch WM-Quali mit Koller als Teamchef?

Die Entwicklung soll weitergehen. Seitens des ÖFB wurden nach oben ja dezidiert keine Grenzen gesetzt. Der nächste große Schritt heißt EM, danach wartet die Qualifikation für die WM 2018 in Russland.

Dass der Teamchef dann auch Marcel Koller heißt, gilt als allgemeiner Wunsch. Zum Thema Vertragsverlängerung sagte der Schweizer nur: "Wir haben gesagt, dass wir die zwei Spiele mal durchgehen lassen und uns dann zusammensetzen und das besprechen."

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Sebastian Kelterer