07.10.2015 09:35 Uhr

Montenegro wittert seine Chance

Montenegros Rekord-Torschütze Mirko Vučinić
Montenegros Rekord-Torschütze Mirko Vučinić

Laut Papierform ist Österreich in der EM-Qualifikation am Freitag (ab 20:45 Uhr im weltfussball-Liveticker) in Podgorica gegen Montenegro Favorit. Allerdings trifft die ÖFB-Auswahl auf eine Truppe, die in den vorangegangenen beiden Qualifikationen einer Turnier-Teilnahme deutlich näher kam als die rot-weiß-rote Equipe und sich noch Chancen auf die Europameisterschaft 2016 ausrechnet.

Die Österreicher, die das erste Kräftemessen vor einem Jahr in Wien mit 1:0 gewannen, sind als Gruppensieger für den derzeitigen Tabellenvierten unerreichbar. Doch auf den Zweiten Russland fehlen zwei Partien vor Schluss drei Punkte und auf den Dritten Schweden gar nur ein Zähler. Mit sechs Punkten aus den Partien gegen das ÖFB-Team und zum Abschluss in Russland könnte es die Truppe von Teamchef Branko Brnović zumindest noch ins Playoff und über diesen Umweg zur ersten Endrunden-Teilnahme schaffen.

Nummer 72 der Welt trifft auf die Nummer 11

Die aktuelle Nummer 72 der FIFA-Weltrangliste - Österreich ist auf Platz 11 zu finden - sorgte vor allem in der Qualifikation für die EM 2012 für Furore. Man startete mit Siegen gegen Wales, Bulgarien und die Schweiz und rang danach England im Wembley-Stadion ein 0:0 ab.

Am Ende reichte es für den Weltmeister von 1966 gerade noch zum Gruppensieg, die Montenegriner wurden aber sensationell vor der Schweiz und Bulgarien Gruppenzweiter und kamen damit ins Playoff. Dort war man jedoch gegen Tschechien mit einem Gesamtscore von 0:3 chancenlos.

Auch in der Qualifikation für die WM 2014 war Montenegro lange im Rennen um einen Playoff-Platz. Erst eine 1:4-Niederlage im vorletzten Gruppenspiel in England ließ die Träume von einem Brasilien-Trip endgültig platzen. In der laufenden Qualifikation setzte es vor allem zwei Rückschläge - in Liechtenstein reichte es nur zu einem 0:0, und das Heimspiel gegen Russland wurde mit 0:3 strafverifiziert, nachdem der russische Torhüter Igor Akinfeev von einem Feuerwerkskörper getroffen worden war und es danach auch Ausschreitungen gegeben hatte

Aus diesem Grund mussten die Montenegriner das darauffolgende Heimspiel gegen Liechtenstein vor leeren Rängen austragen. Gegen Österreich wird das Gradski-Stadion wohl wieder mit rund 11.000 Zuschauern ausverkauft sein.

Die zwei Topstars stehen im Angriff

Ob die Fans Stevan Jovetić zu sehen bekommen, ist noch offen. Montenegros Top-Star blühte zuletzt nach seinem leihweisen Wechsel von Manchester City zu Inter wieder auf, laboriert aber im Moment an einer Oberschenkel-Blessur. Der Einsatz des Stürmers gegen Österreich und drei Tage später in Russland ist fraglich.

Mit 15 Toren in 39 Länderspielen fehlt Jovetić nur ein Treffer auf Montenegros Top-Torschützen Mirko Vučinić, mit dem er jahrelang ein gefürchtetes Sturm-Duo bildete. In seiner Glanzzeit zählte der ebenfalls im aktuellen Teamkader aufscheinende Vučinić zu den besten Stürmern der Serie A, mittlerweile aber hat der zum Al Jazira Club abgewanderte 32-Jährige einiges an Gefährlichkeit verloren.

Seit 2007 bestreitet Montenegro Länderspiele

Sowohl Vučinić als auch Jovetić waren beim ersten Länderspiel des jungen Staates dabei. Am 24. März 2007 gewann Montenegro in Podgorica gegen Ungarn 2:1, das erste Tor für die Gastgeber erzielte Vučinić aus einem Elfmeter. Die Montenegriner waren zu diesem Zeitpunkt zwar schon vollwertiges UEFA-Mitglied, gehörten aber noch nicht der FIFA an. Deswegen sprach der Weltverband diesem Match den offiziellen Status ab. Als erstes anerkanntes Länderspiel wird nun ein 0:2 gegen Japan am 1. Juni 2007 geführt.

Gegründet wurde der montenegrinische Verband, nachdem sich die Föderation Serbien und Montenegro und damit auch die serbisch-montenegrinische Nationalmannschaft 2006 aufgelöst hatten. Bei der WM 2006 ging noch Serbien-Montenegro an den Start - da allerdings Serbien als Nachfolge-Verband gilt, kann sich Montenegro die Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2006 nicht an die eigenen Fahnen heften.

Vučinić brachte es übrigens auch auf drei Länderspiele für Serbien-Montenegro und wäre im Kader für die Endrunde in Deutschland gewesen. Allerdings musste der Angreifer wegen einer Knieverletzung absagen.

Der prominenteste montenegrinische Fußballer hat nie für sein Nationalteam gespielt. Der frühere Milan-Star Dejan Savićević beendete nach einem zweijährigen Engagement bei Rapid 2001 seine Karriere und fungiert mittlerweile als Verbandspräsident Montenegros.

Mehr dazu:
>> Montenegro bangt um Einsatz von Jovetić
>> Ergebnisse und Tabelle in Österreichs EM-Qualifikationsgruppe

apa