12.10.2015 15:39 Uhr

Niederlande: Robben zweifelt am Wunder

Arjen Robben glaubt nicht mehr an eine erfolgreiche EM-Qualifikation
Arjen Robben glaubt nicht mehr an eine erfolgreiche EM-Qualifikation

Für Bayern-Stürmer Arjen Robben ist die Sache bereits gelaufen. "Wir müssen realistisch sein", sagte der verletzte Mannschaftskapitän im niederländischen Radio. Die Europameisterschaft 2016 in Frankreich werde wohl ohne die Niederlande stattfinden.

Der Dienstag wird für den WM-Dritten der alles entscheidende Fußballabend. In der Amsterdam Arena müssen die Niederlande Tschechien besiegen. Aber entscheidend ist, dass die Türkei gleichzeitig gegen Island verliert. Nur dann hat Oranje noch eine Chance, sich über die Playoffs für die EM zu qualifizieren. "Dunkle Zeiten für den niederländischen Fußball", prophezeite die Boulevardzeitung "De Telegraaf". Nur Danny Blind, der Trainer, gibt nicht auf: "Ich glaube an eine Niederlage der Türkei."

Robben hält das für unmöglich: "Ich hatte meine Hoffnung auf den letzten Samstag gesetzt, als die Türkei gegen Tschechien spielen musste." Doch die Türken gewannen 2:0. Die Türkei werde auch am Dienstag "nichts weggeben", meinte der Bayern-Stürmer. "Wir müssen tun, was wir können, also gewinnen. Und dann heißt es beten, hoffen und eine Kerze anzünden."

Island mit einer B-Elf?

Nur Island könne Oranje noch retten, schrieb "De Volkskrant". Doch die Isländer haben sich bereits sensationell zum ersten Mal für eine EM qualifiziert, könnten also mit einer B-Elf bei den Türken auflaufen. Schon gegen den Tabellenvorletzten Lettland kam der Tabellenführer nur auf ein mageres Unentschieden.

Zwar hat auch Oranjes Gegner Tschechien bereits sein EM-Ticket sicher. Doch selbst wenn die Tschechen in Amsterdam ebenfalls mit einer B-Elf auflaufen sollten, dürfte es für Oranje kompliziert werden. Denn der WM-Dritte wird vom Verletzungs-Pech verfolgt. In Kasachstan fielen gleich zwei Torhüter aus. Bondscoach Blind muss am Dienstag auf mindestens acht Stammspieler verzichten. Auch auf Superstar Robben.

Miserabler Start für Blind

Erst Anfang Juli hatte Blind den glücklosen Guus Hiddink als Nationaltrainer beerbt, aber einen miserablen Start hingelegt. Nach zwei Pleiten gelang dem 54-Jährigen erst in Kasachstan sein erster Sieg. Und nach gerade mal dreieinhalb Monaten droht dem früheren Ajax-Profi bei einem Scheitern in der EM-Qualifikation schon wieder das Aus.

Auch die Position des Direktors des niederländischen Fußballbundes KNVB, Bert van Oostveen, steht zur Debatte. Er war maßgeblich für die höchst umstrittene Verpflichtung von Hiddink und der anschließenden Beförderung des damaligen Co-Trainers Blind verantwortlich.

Der KNVB-Chef sei ein Mann "ohne Fußball-Knowhow", stellte Hollands Chefkritiker Johan Cruyff im "Telegraaf" fest. Nach dem fast unvermeidlichen Aus müsse der KNVB nach dem Vorbild des DFB einen eigenen Fußball-Direktor anstellen, schrieb Cruyff. "Ein Fußballbund ohne Fußball-Direktor ist und bleibt ein Witz".

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dpa