13.10.2015 01:02 Uhr

Quali-Abschluss versetzt ÖFB in Partymodus

Österreichs Nationalteam zwischen Konfettiregen und Bierdusche
Österreichs Nationalteam zwischen Konfettiregen und Bierdusche

Österreich beendete die souverän absolvierte EM-Qualifikation am Montagabend mit einem 3:0-Heimsieg über Liechtenstein. Für das rauschende Fest anlässlich der ersten sportlich fixierten Teilnahme bei einer Europameisterschaft war der Schlusspfiff erst der Anfang.

Herbert Prohaska eilte durch die Katakomben. Psst, nur nichts sagen. Kurz darauf erscheinen Aleksandar Dragović, Marko Arnautović und David Alaba. "Wir müssen rauf in den VIP-Klub". Mit prall gefüllten Krügen folgte das Trio dem "Schneckerl".

Österreichs Fußballer des 20. Jahrhunderts entging der Bierdusche nicht. Lachend lagen sich alte und neue ÖFB-Helden in den Armen. Zurückhaltung und professionelle Fassade waren abgelegt an diesem Abend der Emotionen. "Jeder muss dran glauben. Auch der Polster. Wir haben alle erwischt", freute sich Dragović. Der 24-Jährige hat, was Siegesfeiern anbelangt, einen einschlägigen Ruf.

Großes war geleistet worden. Eine geschichtsträchtige EM-Qualifikation - erstmals wurde das Ziel sportlich erreicht, unbezwungen mit neun Siegen und nur einem Remis - ist zu Ende. Zuvor hatten die ÖFB-Kicker den Gästen aus Liechtenstein eingeschenkt. Drei Tore. Das war gnädig, für das kleine Fürstentum hätte es weitaus schlimmer kommen können. Die UEFA zählte 15 Schüsse auf das Tor, 14 daneben sowie sieben geblockte Versuche. Martin Harnik traf zudem die Außenstange, Arnautović einmal aus Abseitsstellung. Angekündigte Spektakel finden statt.

"An sich haben wir das in der ersten Halbzeit nicht optimal umgesetzt. Die zweite Halbzeit war besser. Wir haben sehr viele Tormöglichkeiten herausgespielt und leider nur drei Tore erzielt. Aber das reicht schlussendlich auch", legte Teamchef Marcel Koller nach der Partie seine Sicht der Dinge dar. Dennoch: "Wir haben mit 28 Punkten diese Euro-Quali bestanden, das ist schon ein Zeichen, eine Duftmarke."

Auch der Vater dieses historischen Erfolgs blieb von der Bierdusche nicht verschont. "So wie ich rieche, hat die Mannschaft gespielt. Es hat Spaß gemacht. Man sieht die Freude am Platz und in der Kabine." Und weil es um den Anzug bereits geschehen war, fragte Koller seinen Pressechef beim Zuprosten zur Sicherheit: "Trinken wir das jetzt oder leeren wir’s aus?"

Gäste aus Liechtenstein keine Spielverderber

In fünf von zehn Spielen traf Österreich in der Anfangsviertelstunde. Diesmal hieß der Torschütze in der zwölften Minute Marko Arnautović. Gewohnt energisch tankte sich der Stoke-Legionär von links in den Strafraum, Martin Büchel will die zu weite Selbstvorlage klären und trifft Arnautović - keine Chance für Liechtensteins Schlussmann Peter Jehle.

"Ein Zufallsprodukt", ärgerte sich der Keeper nach dem Spiel. Jehle bot in weiterer Folge eine sehenswerte Leistung, genoss den Abend durchaus. "Als Fußballer ist es ein Geschenk, wenn man in so einer Arena, vor so einer Kulisse auflaufen darf", so der ehemalige Schützling von Marcel Koller beim Grasshopper Club Zürich.

Beschenkt wurde auch Mario Frick. Der Liechtensteiner Kapitän ging in Fußball-Pension und wurde bei seiner Auswechslung in einer besonders fairen Geste der versammelten 48.500 Fans mit Standing Ovations verabschiedet. "Ich habe noch gegen ihn gespielt", erinnerte sich Koller, "mit über 40 noch zu spielen, über hundert Länderspiele (125, Anm.), das ist eine fantastische Leistung."

Janko immer und überall zuverlässig

Die rot-weiß-rote Offensive ließ durch David Alaba, Marc Janko und Zlatko Junuzović in den ersten 45 Minuten einige weitere aussichtsreiche Chancen verstreichen. Nach der Pause ging das Nationalteam mit mehr Elan zu Werke und belohnte sich.

Torjäger Janko traf binnen weniger Minuten doppelt aus jeweils kurzer Distanz. 25 Treffer in 50 Partien ließen den Stürmer in der ewigen ÖFB-Torjägerliste auf Rang acht vorrücken. "Mein heutiger Doppelpack ist auch ein Riesenverdienst der Mannschaft. Ich stehe meistens goldrichtig und die Jungs sehen mich dann immer", so der 32-Jährige.

Janko beendete mit den Toren in Wien auch eine bemerkenswerte Sonder-Quest "Immer und überall". An allen Schauplätzen von Österreichs EM-Qualifikationsspielen in der Gruppe G konnte Janko einnetzen. Dieses Kunststück gelang nicht einmal der polnischen Torfabrik Robert Lewandowski. Der Bayern-Spieler erzeilte mit 13 Toren die meisten Treffer in dieser EM-Qualifikation.
>> Marc Janko in der EM-Qualifikation
>> Rekordtorjäger Österreich 
>> Torjäger EM-Qualifikation

Österreich blieb auch nach dem 3:0-Sieg im Vorwärtsgang, lediglich weitere Torerfolge fehlten zum erhofften Schützenfest. Gefeiert wurde nach dem Schlusspfiff trotzdem, und zwar alle von den Assistenten bis zum Zeugwart.

Die EM ist noch weit, der schöne Moment so nah

Der Jubel war groß, am größten beim Teamchef. "Es war natürlich schon emotional und schön. Ich freu mich aber nicht nur für mich, sondern für die Österreicher, die Fußballfans. Dass wir ein Team haben, das guten Fußball spielt und auch anfassbar für den Fan ist", so Koller. "Es war von Anfang an ein Ziel, Fans und Team näher zusammenzubringen, das hat gut geklappt."

Frankreich, wir kommen. Österreich ist bei der EM. Und jetzt, was ist möglich? "Wir müssen diesen Weg weitergehen. Wenn wir uns zurücklehnen und sagen, wir sind eingespielt und das und das passt, dann werden wir schnell wieder verlieren. Wir müssen noch stärker werden, wir haben die Qualität, dass wir noch besser spielen", fasste Zlatko Junuzović den weiter im Team schlummernden Ehrgeiz ganz im Sinne des Koller’schen Denkens zusammen. "Die EM beginnt wieder bei null", sah das auch Aleksandar Dragović so.

"Die EM ist noch so fern. Jetzt wollen wir mal den Moment genießen", Alaba - als Bayern-Profi sozusagen Routinier in Sachen Triumphzügen - erlebte den Abend als etwas Besonders: "Geil, richtig geil. Wenn man am Podest steht und die Unterstützung so groß ist, kann man nur Danke sagen. In Worte ist das aber nur schwer zu fassen."

Beim Feiern lässt Alaba lieber seine Beine sprechen. Das Freudentänzchen legte der ÖFB-Star zum Refrain von "Samsara" hin. Der Dance-Hit hat es zur inoffiziellen Hymne des Nationalteams geschafft. Warum? "Na weil’s geil ist zum Auszucken!"

"Ich bin da voll dabei", schloss sich auch Teamchef Koller dem Musikgeschmack seiner Spieler an. "Das hat begonnen bei Russland daheim. Seither sind wir dabei immer abgegangen", erklärte Dragović und gab eine erste scherzhafte Prognose zum Transfer vom Prateroval zur ÖFB-Party in der Disco ab: "Schauen wir mal, ob der Bus heil ankommt im Volksgarten."

Mehr dazu:
>> 3:0 - toller Abschluss für Österreich! 
>> Endstand EM-Qualifikation Gruppe G 

Sebastian Kelterer