13.10.2015 22:43 Uhr

Debakel! Oranje verpasst die EM!

Robin van Persie unterlief gegen Tschechien ein Eigentor
Robin van Persie unterlief gegen Tschechien ein Eigentor

Holland trauert: Der Oranje-Albtraum ist wahr geworden, die EM 2016 in Frankreich findet ohne die niederländische Nationalmannschaft statt. Der Europameister von 1988 unterlag am Dienstagabend zum Abschluss der Qualifikation gegen Tschechien trotz Überzahl nach einer über weite Strecken schwachen Vorstellung mit 2:3 und beendete die Gruppe A mit 13 Punkten nur auf dem vierten Platz hinter der Türkei (18).

Die Türken schafften hingegen nach einem 1:0-Heimsieg gegen Island durch einen Freistoßtreffer von Selçuk İnan (89.) als bester Gruppendritter den direkten Sprung zur EM. Die Niederländer können nach dem Verpassen des Playoffs unterdessen wie geplant das Länderspiel am 17. November in Hannover gegen Weltmeister Deutschland bestreiten. Island und Tschechien hatten sich bereits vor dem abschließenden Spieltag für die Europameisterschaft qualifiziert.

Pavel Kadeřábek von 1899 Hoffenheim in der 24. Minute und Josef Šural von Slovan Liberec in der 35. Minute schockten die Niederländer mit ihren Toren vor der Pause. Nach einer Roten Karte gegen Marek Suchý (43./Notbremse) schöpften die Gastgeber zwar Hoffnung, doch ihr Angriffsspiel blieb zunächst zu harmlos. Das Eigentor von Robin van Persie zum 0:3 in der 66. Minute war bezeichnend. Die Tore von Schalke-Stürmer Klaas-Jan Huntelaar (70.) und durch van Persie (83.) kamen zu spät.

Konsequenzen für Blind? Wohl nicht

Obwohl die Elftal erstmals seit 1984 nicht an einer EM-Endrunde teilnehmen wird, muss Bondscoach Danny Blind zunächst keine Konsequenzen befürchten. "Wir werden beim Verband nicht verrückt spielen. Danny sitzt auch nach dem Spiel gegen Tschechien noch auf der Trainerbank. Ob das nun während eines Playoff-Duells ist oder bei einem Freundschaftsspiel. Das macht nichts aus", hatte Bert van Oostveen, Direktor des niederländischen Fußball-Verbandes KNVB, bereits vor der Begegnung gegen die schon zuvor qualifizierten Tschechen erklärt. 

Van Oostveen verwies dabei auf den bestehenden Kontrakt: "Er hat einen Vertrag bis einschließlich der WM 2018. Irgendwann in 2016 haben wir ein Evaluierungsgespräch. Wir finden, dass Danny auf dem guten Weg ist, und er kann auf die Unterstützung des KNVB rechnen." Der KNVB-Direktor mahnte zugleich: "Die muss er auch von der niederländischen Bevölkerung erhalten."

Cruyff übt Kritik

Bei einigen Stars der Vergangenheit ist der Rückhalt für den WM-Dritten aber schon auf ein Minimum gesunken. Das niederländische Fußball-Idol Johan Cruyff kritisierte die Mannschaft schon vor ihrem abschließenden Auftritt. "Sie spielen nicht gut, sie machen Fehler, die man nicht machen darf. Das sieht man fast im gesamten niederländischen Fußball", sagte der Vize-Weltmeister von 1974.

Der angeschlagen fehlende Bayern-Star Arjen Robben hatte schon vor dem Anpfiff in der nicht ausverkauften Amsterdam Arena nicht mehr an den Playoff-Einzug geglaubt. "Es muss ein Wunder passieren", hatte Robben erklärt. Das Wunder blieb nach einer schwachen Leistung aber aus. Die Niederländer dominierten zwar die Anfangsphase, doch spätestens nach dem 0:1 war es mit der Herrlichkeit vorbei. Zahlreiche Fehlpässe waren Ausdruck der großen Verunsicherung beim Oranje-Team. 

Zuschauer pfeifen

Nach dem zweiten Gegentreffer machten die Zuschauer ihrem Unmut mit Pfiffen Luft. Blind reagierte und brachte noch vor der Pause mit van Persie einen zweiten Stürmer neben Huntelaar.

Mit van Persie kam etwas mehr Schwung ins Spiel der Gastgeber, die die komplette zweite Halbzeit in Überzahl agierten. Doch gegen die meist sicher stehende tschechische Abwehr fiel Huntelaar und Co. lange Zeit nicht viel ein. Daran änderte auch die Einwechslung des Wolfsburg-Torjägers Bas Dost (64.) nichts. Das Eigentor durch van Persie war der unrühmliche Höhepunkt und Sinnbild einer völlig verkorksten Qualifikation. Die Aufholjagd in der Schlussphase war vergebens.

Mehr dazu:
>> Gruppe A im Überblick

sid