04.11.2015 09:40 Uhr

Vor 125 Jahren: Gründung des DFB-Vorgängers

Auf dem Tempelhofer Feld in Berlin wird um das Jahr 1900 herum bereits Fußball gespielt.
Auf dem Tempelhofer Feld in Berlin wird um das Jahr 1900 herum bereits Fußball gespielt.

Zehn Jahre vor der Gründung des DFB konstituierte sich mit dem Bund Deutscher Fußballspieler in Berlin erstmals im Deutschen Reich ein Fußballverband. weltfussball erinnert an den ersten, missglückten Versuch, dem jungen Sport in Deutschland eine organisatorische Struktur zu geben.

Die "Fußlümmelei", wie der junge Fußballsport von Vertretern der mächtigen Turnvereine verächtlich genannt wurde, hatte in Deutschland einen schwierigen Start. Während in England bereits seit den frühen 1870er Jahren mit dem FA-Cup ein landesweiter Pokal ausgespielt wurde, bildeten sich im Deutschen Reich eher schleppend regionale Hochburgen heraus, in denen nach jeweils eigenen Regeln eine Mischung aus Fußball und Rugby gespielt wurde. Erst Ende der 1880er Jahre setzte ein Entwicklungsschub ein, der beide Sportarten voneinander trennte und zur Gründung zahlreicher Fußballvereine führte.

Im Gegensatz zur britischen Insel gab es in Deutschland allerdings keinen übergeordneten Verband, der die Spiele der Vereinsmannschaften untereinander hätte organisieren und die Regeln festlegen können. So spielten mal 15 Spieler pro Mannschaft, in anderen Fällen wurden Punkte nicht nur für Tore, sondern auch für Ecken oder Abstöße verteilt.

Germania 1888 holt die erste Meisterschaft

Einen ersten Versuch, den Fußball deutschlandweit zu organisieren, gab es 1890 in Berlin. Am 4. November trafen sich die Vertreter mehrerer Vereine aus der deutschen Hauptstadt, um den Bund Deutscher Fußballspieler (BDF) aus der Taufe zu heben. Doch schon in der Gründungsversammlung war das spätere Scheitern des BDF angelegt.

Der BFC Germania 1888, der älteste bis heute bestehende Fußballverein Deutschlands, bestand auf einem Ausschluss ausländischer Spieler und Funktionäre. Germania setzte sich mit seiner Forderung durch, musste aber hinnehmen, dass mehrere anwesende Vereine dem BDF gar nicht erst beitraten. In der Folgezeit gelang es dem neuen Verband nicht, über Berlin hinaus Mitglieder zu werben.

Immerhin organisierte der BDF noch im Herbst 1890 die "1. inoffizielle Deutsche Fußballmeisterschaft". An dem Turnier, das der BFC Germania 1888 für sich entscheiden konnte, nahmen lediglich Mitgliedsvereine aus dem Berliner Raum teil. Da der BDF jedoch der reichsweit einzige Fußballverband war, beanspruchte die junge Organisation den deutschen Meistertitel für den Gewinner des Wettbewerbs.

Die erfolgreiche Durchführung dieses ersten Turniers verschaffte dem BDF allerdings keinen Schub. Im Gegenteil: Die Vereine, die in der Gründungsversammlung aus Protest der Organisation nicht beigetreten waren, gründeten zusammen mit anderen Vereinen im Mai 1891 mit dem Deutschen Fußball- und Cricket Bund (DfuCB) einen Konkurrenzverband, der sich schnell als der attraktivere Verband – auch über die Berliner Stadtgrenzen hinaus – herausstellte. Noch im gleichen Jahr verließen die ersten Vereine den BDF und wechselten zur Konkurrenz, im Frühjahr 1892 löste sich der "Bund Deutscher Fußballspieler" auf.

Ralf Amshove