17.11.2015 09:00 Uhr

GER-NED: Eine lange Historie

Rassige Zweikämpfe gehören zu den Duellen zwischen Deutschland und den Niederlanden dazu
Rassige Zweikämpfe gehören zu den Duellen zwischen Deutschland und den Niederlanden dazu

Angesichts der aktuellen Ereignisse sind alle Verantwortlichen bemüht, den Freundschaftsspielcharakter der Partie zwischen Deutschland und den Niederlanden herauszustellen. Das war nicht immer so.

Freundschaftlicher Rahmen? Der einstige Kapitän des FC Bayern - Mark van Bommel - sagte einmal, dass es zwischen diesen beiden Ländern keine Freundschaftsspiele gebe. Kaum eine andere Rivalität im Weltfußball hat sich über Jahre derart hochgeschaukelt, bis diese Ende der achziger Jahre förmlich explodierte. Auf und neben dem Rasen. weltfussball wirft einen Blick auf vergangenen Tage.

1974 – Von Deutschland erneut gedemütigt

Im Nachhinein wird die niederländische Schmach vom verlorenen WM Finale 1974 zusammen mit der Besatzungszeit im zweiten Weltkrieg als Beginn der vergifteten Atmosphäre angesehen. Die goldene Generation um Johan Cruyff geht als klarer Favorit ins Endspiel in München, zieht aber wie vier Jahre später den Kürzeren. Ein Trauma, von dem sich der Fußball im Nachbarland lange Zeit nicht erholen kann.

1980 – Lothars Geburtsstunde

Bei der EM 1980 kommt es zum Aufeinandertreffen in der Gruppenphase. Deutschland gewinnt mit 3:2 und schießt die Niederlande aus dem Turnier. Es ist zugleich die Geburtsstunde von Lothar Matthäus im Trikot der Nationalmannschaft, wenn auch eine unrühmliche.

Kaum ist der "Wunderknabe" eingewechselt, verursacht er mit einer Harakiri-Grätsche einen Strafstoß. "Schwupps, nach drei Minuten hatte er den ersten Holländer umgelegt", erinnert sich Bundestrainer Jupp Derwall. Grund genug, Matthäus danach eineinhalb Jahre bis zu seinem zweiten Einsatz im DFB-Dress schmoren zu lassen.

1988 – Am A… vorbei

"Wir fressen sie auf", ruft Ruud Gullit vor dem Spiel. Die Stimmung zwischen den beiden Lagern hat sich mittlerweile derart aufgeheizt, dass die Spieler den Rasen bereits mit dem sprichwörtlichen Messer im Mund betreten. 32 Jahre nach dem bis dahin letzten Sieg über den großen Rivalen Deutschland feiert die Elftal den 2:1-Halbfinaltriumph über das DFB-Team wie eine Erlösung - erneut ist der Austragungsort das Münchner Olympiastadion. Der spätere EM-Titel ist - obwohl der größte Verbandserfolg - lediglich das Sahnestückchen.

Nach dem Abpfiff gegen Deutschland entladen sich ganz eigene Emotionen auf Seiten der Niederländer. Ronald Koeman wischt sich symbolisch mit dem zuvor getauschten Trikot von Olaf Thon seinen Hintern ab. Eben jenen entblößt ein niederländischer Reporter auf der Tribüne gegenüber seinen deutschen Kollegen und "De Telegraf" titelt: "Endlich Rache!" Marco van Basten spricht hinterher von einem "wunderbaren Gefühl, besonders, weil wir auf dem Weg ins Finale diese widerwärtigen Deutschen rausgeworfen haben".

1989 – Jetzt auch neben dem Platz

Bis 1988 war die Rivalität eher einseitiger Natur, doch spätestens im Anschluss an die Geschehnisse der EM ist die gegenseitige "Antipathie" (Rudi Völler) allgegenwärtig. Leider nun auch außerhalb des Platzes. Ein Jahr danach spielen beide Teams in der WM-Qualifikation in Rotterdam gegeneinander. Die Partie wird von stundenlangen schweren Ausschreitungen vor und nach dem Spiel überschattet.

1990 – Wenn der Rijkaard zweimal klingelt

Den emotionalen Höhepunkt dieser sportlichen Auseinandersetzung erleben die Verbände bei der Weltmeisterschaft 1990. Deutschland schaltet die Niederlande mit 2:1 aus, die Bilder gehen um die Welt. Es sind jedoch die Bilder einer wüsten Treterei und einem spuckenden Frank Rijkaard, der Gegenspieler Rudi Völler zweifach die Lockenpracht befeuchtet. Die Geschehnisse in Italien sind das Resultat einer jahrelangen Dauerfehde. Wie so oft holte am Ende eines dieser beiden Teams letztlich den Titel – in Italien ist wieder Deutschland an der Reihe.

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Zusammengestellt von Nico Schrimpf