16.11.2015 20:22 Uhr

Schweiz: Mit Liebe zum Fußball zum Erfolg

Die Schweizer haben nach dem 2:3 in der Slowakei ein angeknackstes Selbstbewusstsein
Die Schweizer haben nach dem 2:3 in der Slowakei ein angeknackstes Selbstbewusstsein

Die Schweiz weilt am Dienstag (ab 20:45 Uhr im weltfussball-Liveticker) im Wiener Ernst Happel Stadion zum freundschaftlichen Test mit Österreich. Für die Eidgenossen geht es nach dem enttäuschenden 2:3 in der Slowakei um einen versöhnlichen Jahresabschluss.

Der Pressesprecher des Schweizer Fußball-Verbandes bat die Journalisten vor der Abschlusspressekonferenz vor dem Gastspiel in Wien darum, die Fragen auf das Sportliche zu beschränken. SFV-Generalsekretär hatte sich bereits mit einer Stellungnahme zur "Katastrophe von enormer Tragweite" an die Öffentlichkeit gewandt. Nichtsdestotrotz darf ein zentraler Satz von Teamchef Vladimir Petkovic mehr als nur als Kommentar zu fußballerischen Lage der Schweiz gedeutet werden: "Wir müssen noch mehr unsere Liebe zum Fußball finden."

Nach einem Wochenende des Schreckens mit Anschlägen in Paris und Beirut, versucht auch der Fußball in die Normalität zurückzukehren. Vergleichsweise klein wirken somit die zu besprechenden Probleme. Die Schweiz verlor am Freitag gegen die Slowakei mit 2:3. In Trnava lag die Nati nach 55 Minuten bereits mit 0:3 zurück. Die Aufholjagd in der letzten halben Stunde kam zu spät und blieb unbelohnt. "Es war wahrscheinlich das schlechteste Spiel dieser Mannschaft seit Jahren", nahm sich Verteidiger Stephan Lichtsteiner nach der Niederlage kein Blatt vor den Mund.

"Man darf die ersten 60 Minuten nicht nur schwarz sehen", relativierte Petkovic die zwar nachvollziehbare (Selbst)Kritik, erinnerte aber daran, dass auch positive Lehren gezogen werden können. Die Aufholjagd in der letzten halben Stunde kam spät, blieb unbelohnt; immerhin, sie fand statt. Nun gelte es für die Schweiz "besser zu werden, von Anfang an unser Spiel zu spielen und vielleicht mal in Führung zu kommen." Petkovic forderte zudem Leidenschaft. "Beim Nationalteam musst du immer das Maximum geben."  

Johan Djourou sagte auf die besagte Liebe zum Fußball angesprochen: "Sie ist immer da. Wir sind alle leidenschaftliche Fußballer." Laut ihm sei die Mannschaft sowohl für eine "Top-Leistung" bereit als auch "ein anderes Gesicht zu zeigen." Als Verteidiger musste der Hamburg-Legionär auch Fragen nach vermeidbaren Gegentreffern gefallen lassen. "Das hat mit dem Stil der Schweizer Mannschaft zu tun, wir sind sehr offensiv ausgerichtet", beschrieb er das systemimmanente Risiko sowie die Wichtigkeit gemeinsamer Defensivarbeit der Blöcke.

Wie auch Österreiche muss die Schweiz auf Leistungsträger verzichten. Neben Granit Xhaka und Ricardo Rodriguez fehlt auch Youngster Breel Embolo.

Pikantes Duell auf der Trainerbank

Vladimir Petkovic steht als Nati-Trainer vor der Vertragsverlängerung. Im Amt weilt er unter anderem, weil Österreich vor zwei Jahren das Tauziehen um die Dienste des Schweizers Marcel Koller gewonnen hatte. Nun stehen sich die beiden Teamchefs im direkten Duell gegenüber. Für Petkovic ist die Partie aber keinesfalls eine besondere: "Jedes Spiel ist ein Prestigespiel."

Natürlich blieb Österreichs Aufstieg auf Platz zehn der FIFA-Weltrangliste auch in Kollers Heimat (Platz 11) nicht unbemerkt. "Er hat überall Fuß gefasst und gut gearbeitet", urteilte Petkovic über sein Gegenüber, "der Lohn dafür ist kein Zufall, das ist alles verdient."

Die Schweiz wird ihr Glück dennoch wie gehabt in der Offensive suchen. "Die Qualität ist da", erinnerte Johann Djourou, dass die Schweiz durchaus über ein starkes Team verfügt. "Vielleicht brauchen wir noch mehr Selbstvertrauen, aber zum Glück ist noch Zeit bis zur EM." Teamchef Petkovic fasste es so zusammen: "Wir müssen uns nicht verstecken, aber auch nicht überbewerten. Wenn wir 120 Prozent geben, dann können wir eine gute Schweizer Mannschaft sein."

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Sebastian Kelterer