18.11.2015 14:35 Uhr

Ligen-Check: Zwergenaufstand im Baskenland

Borja Bastón und Eibar gehören in diesem Jahr zu den größten Überraschungen der Primera División
Borja Bastón und Eibar gehören in diesem Jahr zu den größten Überraschungen der Primera División

Die baskischen Zwerge sind wieder da und spielen groß auf, ein alter Mann wird bei Rayo zum Shootingstar und ein potenzieller Leistungsträger steht auf dem Abstellgleis. In der Länderspielpause wirft weltfussball einen Blick auf Europas Ligen. Heute im Blickfeld: die spanische Primera División.

Das Überraschungsteam: SD Eibar

Sportlich war der "Sensations-Aufsteiger" SD Eibar in der vergangenen Saison als Tabellen-18. direkt wieder abgestiegen. Den nachträglichen Klassenerhalt bekam das Team aus der baskischen Kleinstadt erst am Grünen Tisch zugesprochen. Durch den Zwangsabstieg des Elche CF blieb der kleinste Verein mit dem kleinsten Stadion und dem kleinsten Etat in der Liga – und spielt in diesem Jahr groß auf.

19 Punkte und Platz sechs lautet die Ausbeute nach elf Spieltagen. Besser stand der 1940 gegründete Klub in seiner Geschichte noch nicht da. Angeführt vom Sturmduo Saúl/Bastón (zusammen neun Tore und drei Assists) hat sich Eibar zu einem Team entwickelt, das sehr schwer zu schlagen ist. Bilbao, Celta Vigo und der FC Sevilla mussten diese Erfahrung in den letzten Wochen bereits machen.

Teil der Mannschaft ist ein guter Bekannter aus der Bundesliga: der Ex-Bochumer und Ex-Frankfurter Takashi Inui. Wirklich rund läuft es für den Japaner (nur sechs Einsätze) allerdings noch nicht. Solange die Mittelfeldachse Capa (23), Escalante (22), García (25) weiterhin so reibungslos funktioniert, wird es der größte Außenseiter in der Historie der Primera División verkraften.

Die Tiefflieger der Saison: Sevilla FC

Dass der FC Sevilla die Abgänge von Carlos Bacca, Aleix Vidal und Denís Suárez nicht ohne Probleme verkraften würde, stand schon vor der Saison fest. Aufgrund der Investitionen von mehr als 30 Millionen Euro hatte man sich in der Zwischenbilanz dennoch mehr als den zehnten Platz erhofft. Nach elf Spieltagen rennen die Andalusier dem verkorksten Saisonstart immer noch hinterher.

Nach nur zwei von 15 möglichen Punkten aus den ersten fünf Spielen hing der Haussegen beim amtierenden Europa-League-Sieger schief. Bis heute sind die Baustellen noch nicht vollständig behoben. Das Sturmduo Llorente/Immobile ist merklich unzufrieden mit der eigenen Situation und hat dies auch schon mehrfach öffentlich geäußert.

Sportlich droht zudem das vorzeitige Aus in der Champions League, dem Wettbewerb, in dem der FC erstmals seit sechs Jahren in die K.o.-Runde einziehen wollte. Wie groß das Potenzial der Mannschaft trotz der mauen Punktausbeute ist, hat sich in den Spielen gegen den FC Barcelona und Real Madrid gezeigt. Die beiden Siege gegen die Schwergewichte waren bislang jedoch die einzigen Highlights einer durchwachsenen Saison.

Der Shootingstar: Javi Guerra (Rayo Vallecano)

Rayo Vallecano gehört zu der Sorte Klubs, die sich jährlich neu erfinden müssen. Eine gute Transferpolitik ist dabei mitentscheidend. Gute Spieler günstig ein- und gewinnbringend verkaufen ist ein Teil des Plans.

Einer der wenigen unverkäuflichen Spieler im Kader ist der im August als Last-Minute-Einkauf gekommene Javi Guerra. Der 33-jährige Oldie erlebt in seinem 13. Jahr als Profi seinen zweiten Frühling.

Neun Mal stand der Stürmer für Rayo in dieser Saison auf dem Feld, nur drei Mal traf er nicht ins Schwarze. Acht Saisontore bedeuten Platz drei in der Torschützenliste. "Er hat Instinkt, ist talentiert und ein Teamplayer", lobt Vallecano-Trainer Paco Jemez den Mann, der im Schnitt alle 92 Minuten trifft. "Sein Lauf", schwärmt Jemez, "ist einfach spektakulär."

"Javi Guerra verdient einen Platz in der Selección", titelte "Capital Deporte" gar nach seinem Doppelpack beim jüngsten 2:1 gegen Granada. So weit wird es vermutlich nicht kommen, die Erwartungen, die man im Süden von Madrid in Javi Guerra gesetzt hat, hat er dafür schon längst übertroffen.

Der Absteiger: Jonathas (Real Sociedad)

Als potenzieller Leistungsträger wurde Jonathas im Sommer von Real Sociedad verpflichtet. 14 Tore in 34 Spielen für Elche CF waren den Verantwortlichen genug, um 7,2 Millionen Euro für den Stürmer zu überweisen. Bislang zahlt er nicht zurück.

Nach elf Spieltagen und acht Einsätzen steht der Brasilianer bei einem mageren Saisontor. In den letzten zwei Monaten verbrachte Jonathas nur 44 Minuten auf dem Platz. Ein Muskelfaserriss im Oberschenkel zwingt ihn jetzt auch noch zu einer Zwangspause.

Sein größter Konkurrent, Teamkollege und Klub-Eigengewächs Agirretxe, macht gleichzeitig alles richtig. Der 28-Jährige liegt in der Torschützenliste vor Lionel Messi und gleichauf mit Cristiano Ronaldo. 75 Prozent aller Real-Treffer gehen auf sein Konto.

Einziger Hoffnungsschimmer für Jonathas: die Entlassung von David Moyes. Unter dem neuen Trainer wird sich zeigen, ob er eine Zukunft bei den Basken hat. Derzeit spricht viel dafür, dass der Brasilianer sich schon bald einen neuen Verein suchen muss. Es wäre sein zehnter in den letzten acht Jahren.

Mehr dazu:
>> die aktuelle Scorerliste der Primera División
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>> die besten Vorbereiter der Liga

Der Fahrplan für den weltfussball-Ligen-Check:

10.11. Portugal: Primeira Liga
11.11. Niederlande: Eredivisie
12.11. Türkei: SüperLig
13.11. Russland: Premier Liga
16.11. Frankreich: Ligue 1
17.11. Italien: Serie A
18.11. Spanien: Primera División
19.11. England: Premier League

Christian Schenzel