18.11.2015 15:27 Uhr

Koller blickt auf supergeiles Jahr zurück

Marcel Koller konnte der Niederlage durchaus etwas abgewinnen
Marcel Koller konnte der Niederlage durchaus etwas abgewinnen

Österreichs Teamchef Marcel Koller verliert nicht gerne, hat sich nach dem 1:2 gegen seine Heimat Schweiz aber mit dem Ärger über der Niederlage arrangiert. Die Freude über ein "supergeiles Jahr" blieb ungetrübt.

"Von der Statistik her eine Niederlage, aber sonst eine gute Leistung", blieb ÖFB-Teamchef Marcel Koller auch am Mittwoch in der Nachbetrachtung bei seiner bereits nach dem Spiel dargelegten Sichtweise auf das 1:2 gegen die Eidgenossen. "Es ist auch nicht schlecht, wenn man mal verliert. In der Weltspitze sind Kleinigkeiten entscheidend, das muss uns bewusst sein", hoffte der 55-Jährige auf das Beherzigen der Lektion und ist guter Dinge. "Ich kenne die Mannschaft gut genug, wir werden den Weg wieder finden."

2015 nimmt mit der erstmalig sportlich fixierten EM-Teilnahme einen prominenten Platz im österreichischen Fußball-Geschichtsbuch ein. Marcel Koller benutzte das von Aleksandar Dragović eingeführte Adjektiv nur zu gern: "Ich fand es auch supergeil".

Ein letzter Blick auf das Geleistete war erlaubt. "Es hat alles gepasst, wir waren zwei Tage vor Schluss qualifiziert. Wir sind aus Topf drei gezogen worden, so durch die Gruppe zu marschieren ist fantastisch", so Koller. "Russland und Schweden sind nun auch dabei, das spricht für diese Gruppe."

Den größten Entwicklungsschritt setzte das ÖFB-Team seiner Meinung nach im Bereich der Auswärtsspiele. 2014 ließ Koller noch etwas ungewiss zurück: "Von den vier Spielen hatten wir drei zu Hause. Wir wussten nicht, wie wir das lösen können." Bereits der Sieg in Liechtenstein "ohne Wenn und Aber" machte Mut, dann kam Russland. "Der erste Kracher in einem Auswärtsspiel", obendrein mit verschärften Bedingungen. "Am Ende der Saison, manche Spieler hatten schon frei, es war heiß", zählte Koller auf. "Die Spieler haben sich selbst belohnt."

In Schweden war es dann soweit, die Endrunden-Teilnahme wurde anders als in der WM-Qualifikation für 2014 gebucht. "Aus dem 1:2 in Schweden haben wir auch als Trainerteam gelernt." Die Kür folgte in Montenegro. "Wir waren in Rückstand und haben schon noch mal Gas gegeben, wollten nicht verlieren oder sogar gewinnen. Man braucht ein Quäntchen Glück, kann es aber auch erzwingen."

Koller: "keine einfachen EM-Gegner"

Fortan muss allerdings wieder in die Zukunft geblickt werden. Im Juni 2016 findet die Europameisterschaft in Frankreich statt. Die Teilnehmer stehen fest, Wunschlose gibt es keine: "Ich habe die Gruppentöpfe gesehen und mir gedacht, 'Deftig, da gibt es keine einfachen Gegner.'" Zumindest die Journalisten wollen die Nummer zehn der FIFA-Weltrangliste im internationalen Fußball-Gefüge verortet wissen. Was ist bei der EM möglich, wie gut ist diese vermeintlich goldene Generation? Marcel Koller drehte den Spieß um. "Uns einschätzen, müssen wir das? Man kann diskutieren, aber ob das zu einem Ende führt?"

Die EM kommt früh genug, der 12. Dezember bietet mit der Auslosung einen Vorgeschmack. "Wenn wir die Gruppe kennen, werden wir uns damit beschäftigen und den Plan festlegen." Fix ist bereits, dass im März und Mai jeweils zwei Mal getestet wird. Mit potentiellen Gegnern steht der ÖFB in Kontakt, das Ergebnis der Ziehung in Paris muss abgewartet werden. Ob man daheim oder auswärts testet muss mit den Kontrahenten abgeklärt werden. Marcel Koller stellte aber klar. "Es soll schon ein Gegner aus Europa sein."

EM-Zug rollt an - Wer springt auf?

Auch hinsichtlich des Spielerreservoirs ist Österreich für das kommende Jahr gerüstet. "Wir handhaben das sehr konservativ", erinnerte der Teamchef. "Die dabei waren, haben das Vertrauen. Dass sich noch welche aufdrängen, ist unwahrscheinlich", glaubte Koller. Nicht nur finden sich auch auf der Abrufliste Spieler mit Länderspielerfahrung, auch die U21 steht im erweiterten Blickfeld.

Ein Spieler, dem zugetraut wird, doch noch für Marcel Koller interessant zu werden ist Michael Gregoritsch. Zu ihm hieß es, dass auf die wichtigen EM-Qualifikationsspiele der U21 Rücksicht genommen wurde. Die dortige Teambilanz von Gregoritsch ist mit 20 Toren in 24 Partien jedenfalls beachtlich. 

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>> 1:2 gegen Schweiz ärgert ÖFB-Team bedingt 

Sebastian Kelterer