22.11.2015 11:57 Uhr

Chicharito trifft - und muss runter

Leverkusen kann sich derzeit auf Javier Hernandez verlassen
Leverkusen kann sich derzeit auf Javier Hernandez verlassen

Javier Hernandez hatte gerade seine Tore neun und zehn in den vergangenen sieben Spielen für Leverkusen erzielt, als er von Trainer Roger Schmidt vom Platz beordert wurde. Glücklich war er darüber nicht.

Immerhin: Der 3:1-Sieg bei Eintracht Frankfurt verhinderte zudem den weiteren Absturz in der Bundesliga. Doch der 12-Millionen-Euro-Einkauf von Manchester United wollte einfach weitermachen mit dem Toreschießen. Er wollte nicht geschont werden für das wichtige Champions-League-Spiel am Dienstag bei BATE Borisov. Also guckte er ein wenig traurig und schüttelte den Kopf, als ihn sein Trainer Roger Schmidt in der 62. Minute auswechselte.

Champions League, Borisov: Darauf richtete sich teilweise schon vor dem Abpfiff in der Commerzbank Arena die Leverkusener Konzentration. Bereits am Montag fliegt die Mannschaft nach Weißrussland weiter. Ein Sieg dort zu der ungewohnten Anstoßzeit von 18:00 Uhr deutscher Zeit wäre genauso wichtig, wie es der Erfolg in Frankfurt zur Beendigung einer kleinen Krise in der Bundesliga war. "Wir wollen unbedingt in der Champions League überwintern. Dafür brauchen wir auch unbedingt einen Sieg in Weißrussland", meinte Kevin Kampl.

Auch "Chicharito" weiß das genau. Deshalb wich sein Spieltrieb am Samstag auch schnell wieder der gebotenen Professionalität. Nur dem ZDF gab der Mexikaner ein kurzes Interview. Selbst einen hartnäckigen Radioreporter aus seinem Heimatland wimmelte er mit dem Verweis auf die Reise nach Borissow freundlich wieder ab. "Ich habe kein Erfolgsgeheimnis", sagte Hernandez im "Aktuellen Sportstudio". Es gehe "auch nicht um mich oder meine Tore, sondern um den Erfolg der Mannschaft".

Chicharito als "Lebensversicherung"

Und diese Mannschaft betrachtet ihren Torjäger mittlerweile als eine Art "Lebensversicherung" (Bernd Leno). "Er macht die Tore, klar. Aber wenn man sieht, wie er spielt, wie er sich bewegt, wie er Räume für andere Spieler schafft: Das ist beeindruckend", meinte der Torwart.

Erst am Donnerstagabend war Hernandez von einer stressigen Länderspiel-Reise aus Mexiko zurückgekehrt. "Dafür, dass er nur zwei Stunden geschlafen hat, ist das schon ganz gut", sagte Nationalspieler Christoph Kramer der "Bild am Sonntag" im Scherz.

Doch was anderen ein Grinsen oder großen Respekt abnötigt, ist Hernandez seit Jahren gewohnt. Mittwoch ein Länderspiel in Mittelamerika, am Samstag Liga-Alltag in Europa, am Dienstag dann Champions League noch einmal 1500 Kilometer weiter: Diesen Rhythmus kennt der 27-Jährige aus seinen Zeiten bei Real Madrid und Manchester United. Auf keinem anderen Niveau möchte er spielen.

Blick nach Borisov

Die "kleine Erbse", wie "Chicharito" übersetzt heißt, sei "ein ehrgeiziger Typ", hob Leno hervor. "Er hat nicht die Einstellung: Ich komme von Real Madrid und Manchester United und lasse es jetzt in Leverkusen mal locker angehen. Er macht seine Sache sehr professionell. Genau solche Spieler brauchen wir jetzt."

Denn für Bayer Leverkusen bedeutete der Samstag-Sieg nach Toren von Hernandez (23./39.), Frankfurts Slobodan Medojevic (45.) und Hakan Calhanoglu (72.) nicht nur das ersehnte Ende einer Serie von drei Niederlagen am Stück. Dieses Spiel war auch erst der Auftakt zu "einigen richtig schweren Wochen bis zur Winterpause" (Kampl).

In der Champions League geht es gegen Borisov  und den FC Barcelona um das Weiterkommen, in der Bundesliga warten die direkten Konkurrenten Schalke 04, Hertha BSC und Borussia Mönchengladbach. "Chicharitos" Lauf sollte also nach Möglichkeit noch etwas anhalten, auch wenn sich Roger Schmidt da keine großen Sorgen macht. "Er hat einfach eine Nase für torgefährliche Situationen", lobte der Coach.

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dpa