09.12.2015 13:23 Uhr

Rampenlicht: Das Glück gefunden

Matthieu Delpierre (r.) gewann 2015 mit Melbourne Victory das Double
Matthieu Delpierre (r.) gewann 2015 mit Melbourne Victory das Double

Viele bekannte Gesichter spielen weitgehend unbeachtet von der deutschen Presse im Ausland. Heute blickt weltfussball auf einen Fast-MLS-Champion, einen Innenverteidiger Down Under und einen Chilenen in Kroatien.

Es hätte der perfekte Abschluss einer herausragenden Saison werden können. Vor eigenem Publikum hatte Michael Parkhurst mitsamt seiner Columbus Crew am vergangenen Sonntag die Chance auf den MLS-Titel. Doch am Ende war es eben nicht der 31-jährige US-Amerikaner, der als Kapitän seiner Mannschaft die begehrte Anschutz-Trophäe entgegennehmen durfte. Sein Team verlor das Finale gegen die Portland Timbers knapp mit 1:2. Für Parkhurst persönlich scheint es wie verhext zu sein. Es war schon sein viertes Endspiel um die nordamerikanische Meisterschaft - zum vierten Mal ging er leer aus. Zwischen 2005 und 2007 scheiterte er bereits drei Mal mit New England Revolution.

Doch auch wenn das Happy-End in diesem Jahr erneut ausblieb, kann der aus Providence in Rhode Island stammende Innenverteidiger auf eine starke Saison zurückblicken. Er verpasste nur ein Spiel in der Regular Season aufgrund einer Rotsperre, ansonsten stand er immer über die vollen 90 Minuten auf dem Rasen - ein echter Dauerbrenner. Das kann man für seine Zeit beim FC Augsburg wahrlich nicht behaupten. Anfang 2013 kam der damalige US-Nationalspieler nach vier Jahren beim FC Nordsjælland nach Bayern. Es wurde ein großes Missverständnis, das ein Jahr später nach nur zwei Bundesliga-Einsätzen in beidseitigem Einvernehmen beendet wurde.

Seither kickt Parkhurst, der aufgrund seiner Wurzeln auch einen irischen Pass besitzt, wieder daheim in den Staaten. Und das durchaus gefällig. Im letzten Jahr war mit der Columbus Crew im Playoff-Viertelfinale Schluss, ausgerechnet gegen New England Revolution. Der Ausgang dieser Spielzeit ist bekannt. Vielleicht klappt es ja im nächsten Jahr mit dem ersten MLS-Titel für Michael Parkhurst.

Ex-VfB-Kapitän auf ungewohntem Terrain

Ein anderer Innenverteidiger verließ Deutschland mit deutlich mehr Spielen auf dem Buckel. Matthieu Delpierre kam in der Bundesliga insgesamt 185 Mal für den VfB Stuttgart und 1899 Hoffenheim zum Einsatz. 2007 feierte der in Nancy geborene Franzose mit den Schwaben sogar die Meisterschaft. Im Kraichgau fand sich der 1.93m lange Abwehrrecke nach der Spielzeit 2012/2013 jedoch in der ominösen "Trainingsgruppe 2" wieder, sodass es für ihn keine Zukunft bei der TSG gab. Nach einem kurzen Intermezzo beim FC Utrecht in den Niederlanden, wagte Delpierre 2014 im reifen Fußballer-Alter von 33 Jahren den Sprung in die noch junge australische A-League - ein eher ungewöhnliches Ziel für europäische Spieler.

Doch der Wechsel zu Melbourne Victory hat sich bezahlt gemacht. Auch wenn der Franzose kurz nach Saisonbeginn aufgrund einer Verletzung über vier Monate pausieren musste, entwickelte er sich gegen Ende der Spielzeit zu einer extrem wichtigen Stütze im Defensivverbund. So kam es, dass er direkt in seiner Premierensaison auf dem roten Kontinent mit seinem Team das Double aus Meisterschaft und Pokal gewann. Auch aktuell läuft es wieder rund für die Mannschaft aus der zweitgrößten Stadt Australiens. Nach neun Spieltagen steht man auf dem zweiten Tabellenplatz, allerdings mit einem Spiel weniger als der Spitzenreiter. Hinsichtlich der Titelverteidigung ist also noch alles möglich.

Knipser in Topform

Ebenfalls rund läuft es für den ehemaligen Werkself-Kicker Junior Fernandes. Schon neun Mal hat der Angreifer in Diensten von Dinamo Zagreb in der laufenden Saison zugeschlagen - bei 15 Einsätzen keine so schlechte Quote. Dazu kommt ein Treffer in der Champions League beim 2:1-Heimsieg am ersten Spieltag gegen Arsenal. Neben Armin Hodžić ist der chilenische Nationalspieler damit einer der Top-Torschützen seines Teams. Bei internationalen Auftritten wird man ihn nach der Winterpause jedoch nicht mehr begutachten können, da der kroatische Meister als Letzter der Gruppe F bereits die Segel streichen musste.

Vorzeitig aufgeben musste der heute 27-jährige Fernandes auch in Leverkusen, obwohl er im Sommer 2012 mit einem Fünfjahresvertrag an die Rheinländer gebunden wurde. "Junior Fernandes bringt alles mit, was ein moderner Offensivspieler braucht. Er ist technisch stark und körperlich robust, schnell und effizient vor dem Tor. Wir sind sicher, dass er sich in der Bundesliga durchsetzen wird", hieß es damals von Seiten Rudi Völlers. Pustekuchen! Der Stürmer kam als Kießling-Ersatz auf ganze 63 Bundesligaminuten und war einzig in der ersten Pokalrunde bei Viertligist Jena "effizient vor dem Tor". Nach nur einem Jahr wurde er zunächst an Zagreb verliehen und später verkauft. Dort entfaltet er seitdem das Potenzial, das man damals bei Bayer in ihm gesehen hat.

Marius Thiemann