11.12.2015 13:00 Uhr

3. Liga: Spannung, Abwechslung, Vollgas

Die Fans von Dynamo sorgten mit einer riesigen Blockfahne für ein Highlight in der Hinrunde
Die Fans von Dynamo sorgten mit einer riesigen Blockfahne für ein Highlight in der Hinrunde

Halbzeit in Liga 3! Bevor am Freitagabend mit der Begegnung VfB Stuttgart II gegen Dynamo Dresden (ab 19:00 Uhr im weltfussball-Liveticker) die Rückrunde in der untersten deutschen Profiliga eingeläutet wird, ist es Zeit, Zwischenbilanz zu ziehen.

Dynamo Dresden: Der Ligadominator

Das Wichtigste zuerst: Ganz oben an der Spitze hat es keine Überraschung gegeben. Erstaunlich ist höchstens, mit welch ausgesprochener Dominanz die SG Dynamo Dresden ihren ersten Platz erspielt und seit dem dritten Spieltag permanent verteidigt hat. Der Vorsprung auf den ersten Verfolger hat sich schon länger bei zehn Punkten eingependelt.

Ein beruhigender Vorsprung, der sogar eine Schwächephase zuließe. Davon will Dresden-Coach Uwe Neuhaus aber naturgemäß nichts hören und wissen. "Wir bereiten uns auf jeden Gegner gleich vor, unterschätzen keinen, egal wo er steht in der Tabelle", versicherte Neuhaus vor der Partie am Freitagabend beim Tabellenvorletzten VfB Stuttgart II. Die Schwaben stehen gemeinsam mit dem Stadtrivalen Stuttgarter Kickers am Ende des Tableaus.

Stuttgarter Kickers: Die große Enttäuschung

Dass es für die Kickers nach den ersten 19. Spielrunden nur zum Träger der Roten Laterne reicht, ist für die sportlich Verantwortlichen aus der Landeshauptstadt noch immer schwer zu fassen. Bis zum achten Spieltag wurden die Kickers der breiten Erwartungshaltung gerecht, die sie zum erweiterten Favoritenkreis um den Aufstieg einschloss. Seitdem ist die Elf aus Degerloch satte zwölf Spieltage ohne Sieg geblieben und folgerichtig von Platz vier auf den letzten durchgereicht worden.

Trainer Horst Steffen wurde (natürlich) längst entlassen, doch auch sein Nachfolger Tommy Stipić kann den Absturz bisher nicht stoppen. Seine magere Bilanz: ein Pünktchen aus drei Spielen. Sportdirektor Andreas Zeyer nimmt den Coach zwar öffentlich in Schutz und meint: "Der Trainer kann keine Wunderdinge vollbringen. Er hat viel Einfühlungsvermögen. Ich bin zuversichtlich, dass sich das in Punkte umschlägt." Klar ist aber auch: Stipić muss dringend Argumente liefern und zeigen, dass er für den harten und langen Abstiegskampf in der 3. Liga der richtige Mann ist.

Erzgebirge Aue: Die Wiederauferstandenen

Ein entgegengesetztes Rennen fährt der FC Erzgebirge Aue in dieser Saison. Wismut wurde nach dem Zweitligaabstieg 2014/2015 und dem brutalen personellen Aderlass wenig bis gar nichts zugetraut in einer stark besetzten 3. Liga. Zum Start schien dann auch alles den erwarteten Verlauf zu nehmen. Das 0:0 gegen Osnabrück und das 0:2 in Großaspach hatten einen frühen Abstiegsplatz zur Folge. Mehr als ein Dutzend neuer Spieler - das gab noch keine Einheit auf dem Platz ab. Doch in den Spätsommer- und Herbstwochen fand im Erzgebirge die neu zusammengestellte Truppe immer besser zusammen und belegte dies auch immer nachhaltiger mit Resultaten.

Der Fokus liegt bei Aue ganz deutlich auf pragmatischem Ergebnisfußball. Für das große Feuerwerk ist im Erzgebirgsstadion kein Platz, es fehlt wohl auch am passenden Personal. Das braucht es aber auch gar nicht. 15 Tore in 19 Spielen reichen aus, um dank einer herausragenden Defensive bis auf den Relegationsplatz vorgedrungen zu sein. Das Abwehrbollwerk um den zentralen Strategen Philipp Riese, den Abwehrrecke Steve Breitkreuz und den Keeper Martin Männel, die bisher in jedem Spiel in der Startelf standen, sicherte zuletzt viele Punkte - vor allem gegen die direkte Konkurrenz aus Chemnitz, Münster und sogar Dresden. Aue startet so als zweiter Dynamo-Verfolger in die Rückrunde.

Sonnenhof Großaspach: Das gallische Dorf

Apropos Dynamo-Verfolger. Als erster Jäger der Schwarz-Gelben hat sich doch tatsächlich die SG Sonnenhof Großaspach etabliert. Die Mannschaft von Rüdiger Rehm, die sich auch im weltfussball-Interview stets als großer Underdog zwischen all den Traditionsvereinen sieht und sich selbst als "Gallisches Dorf" bezeichnet. Seit August setzte es nur eine einzige Niederlage. Demgegenüber stehen Überraschungssiege gegen Rostock, Chemnitz, Aue oder Stuttgart, die das Wort "Überraschung" mittlerweile überflüssig machen.

Die SG Sonnenhof Großaspach ist ein ernsthafter Kandidat für den Aufstieg in die 2. Bundesliga geworden, auch wenn die Entscheidungsträger im "Gallischen Dorf" davon nichts wissen wollen. Auch die Spieler haben weiterhin nichts weiter als das Saisonziel Klassenerhalt eingeimpft bekommen. So stellte Abwehrchef Julian Leist zuletzt in einem Interview mit den "Stuttgarter Nachrichten" klar: "Was bringt es denn, jetzt vom Aufstieg zu träumen und am Ende ist dann womöglich einer enttäuscht, wenn man Siebter oder Achter wird. Und wie schnell es im Sport plötzlich in eine andere Richtung gehen kann, zeigt doch das Beispiel meines ehemaligen Vereins Stuttgarter Kickers." Also weiterhin mehr oder minder still und leise punkten – auf dem Weg zum Klassenerhalt, oder doch zur zweiten Liga?!

Hansa Rostock: Die erneute Abstiegsangst

Die Attribute still und leise lassen sich mit dem FC Hansa Rostock nicht wirklich in Zusammenhang bringen. Der Kogge-Klub träumte von einer Saison in ganz ruhigen Fahrwassern, doch es wird in der Rückrunde wohl erneut der raue Abstiegskampf von Dezember bis Mai werden. Auch die Rostocker haben sich von ihrem Übungsleiter getrennt: In der Vorwoche erwischte es Karsten Baumann nach der 0:2-Pleite in Halle, wonach sich die desaströse Bilanz von einem Sieg aus 15 Begegnungen weiter verschlechterte.

Der neue Mann an der Linie heißt Christian Brand. Er kennt den FC Hansa aus drei gemeinsamen Jahren in der ersten Bundesliga und gab sich bei Amtsantritt kämpferisch: "Ich glaube fest daran, dass wir die Kogge wieder auf Kurs bekommen. Mir ist bewusst, dass uns eine große Herausforderung bevorsteht." Der 43-Jährige wird bei den leidgeprüften Hansa-Fans vor allem auch an den Derby-Resultaten gemessen werden. Die ist nämlich bislang besonders katastrophal: In der östlichsten 3. Liga aller Zeiten konnte Rostock bislang keines der sieben Ostduelle gewinnen.

1. FC Magdeburg: Der Derby-Spezialist

Als Derby-Spezialist hingegen präsentierte sich Aufsteiger 1. FC Magdeburg. Nur gegen Liga-Dominator Dynamo Dresden setzte auswärts eine knappe 2:3-Schlappe, ansonsten wurde in den Nachbarschaftsduellen immer gepunktet. Die tolle Bilanz aus den Ost-Duellen nach Siegen gegen Erfurt, Halle und Chemnitz hatte auch zur Folge, dass der Liganeuling in den ersten Monaten sogar am oberen Tabellendrittel anklopfte.

Der siebte Tabellenplatz bei nur fünf Niederlagen aus 19 Spielen ist für die Madgeburg immer noch eine vollkommen zufriedenstellende Bilanz und aller Ehren wert. Kritisiert werden kann bei den Elbstädtern in erster Linie die Auswärtsbilanz. Noch nicht einen Sieg holten die Mannen von Coach Jens Härtel auf fremden Geläuf. Am Montag bietet sich die nächste Gelegenheit in Erfurt, dies endlich zu ändern. Immerhin: Dann ist ja auch mal wieder Derbyzeit!

Eine offenkundig vorentschiedene Meisterfrage, aber ein hochspannendes Rennen um den zweiten Aufstiegs- und den Relefationsplatz sowie ein erneut knallharter Kampf um das Überleben – diese 3. Liga wird auch in den der Rückrunde für Spannung, Abwechslung und hoffentlich guten Fußball sorgen. Ein Blick auf die Tabelle wird jeden Zweifler davon überzeugen!

Mehr dazu:
>> die 3. Liga: Ergebnisse und Tabellen
>> die 3. Liga: News-Übersicht
>> die 3. Liga: Torjäger

Mats-Yannick Roth