02.01.2016 10:00 Uhr

Sporting: Reif für die Wachablösung?

Sporting hat in dieser Saison reichlich Grund zu jubeln
Sporting hat in dieser Saison reichlich Grund zu jubeln

Seit Jorge Jesus bei Sporting das Sagen hat, schwimmen die Löwen auf einer Welle des Erfolgs. Im Spitzenspiel gegen den FC Porto will der Hauptstadtklub die Tabellenführung zurückerobern. Neue TV-Deals sorgen im Vorfeld für reichlich Rückenwind – auf beiden Seiten.

In Portugal schlug die Nachricht ein wie eine Bombe: Nur wenige Tage, nachdem der FC Porto einen monumentalen Fernsehvertrag über 457,5 Millionen Euro für die Übertragungsrechte seiner Heimspiele abgeschlossen hatte, zog Titelrivale Sporting nach. Als nächster Klub durchbrach der 18-malige Meister die Schallmauer von 400 Millionen Euro für die Übertragungsrechte der Heimspiele. Durch den neuen Kontrakt haben die drei portugiesischen Spitzenvereine nun allesamt bereits frühzeitig und langfristig Rekordsummen mit ihren TV-Deals erlöst.

Nicht allein deshalb herrscht Euphorie bei Sporting. Viele Experten trauen Sporting zu, erstmals seit 2002 die Meistertrophäe ins Estádio José Alvalade XXI zu holen. Im Kopf-an-Kopf-Rennen um den Platz an der Sonne hatten die Grün-Weißen wochenlang die Nase vorn, erst die überraschende Pleite bei União Madeira ließ die Drachen aus Porto vorbeiziehen. "Wir wollen beweisen, dass diese Niederlage nur ein Ausrutscher war", gab sich Mittelfeld-Ass Adrien Silva zuletzt kämpferisch. Ist die Zeit für eine Wachablösung gekommen?

Beachtliche Zwischenbilanz

Die Sehnsucht der Löwen nach dem Titel ist groß: In den vergangenen 13 Jahren haben Stadtrivale Benfica und der FC Porto die Meisterschaft stets untereinander ausgemacht. Sporting blieb meist nur die Statistenrolle, graues Mittelmaß war die Folge. Doch die aufsehenerregende Verpflichtung von Trainerfuchs Jorge Jesus, zuvor ausgerechnet bei Benfica beschäftigt, hat die Karten neu gemischt.

Mit erfrischendem Angriffsfußball verzücken Torjäger Slimani, der gerüchteweise bei nahezu allen europäischen Top-Teams auf dem Einkaufszettel steht, und seine Teamkollegen die Primeira Liga. Selbst der wochenlange Ausfall von Mittelfeldmotor William Carvalho, der erst Anfang Oktober sein Startelfcomeback feiern konnte, warf das Team nicht aus der Bahn.

Entsprechend imposant liest sich die Zwischenbilanz des kommenden Europa-League-Gegners von Bayer Leverkusen: 14 Ligapartien, 35 Punkte, nur sieben mickrige Gegentreffer. Dass die Hauptstädter aktuell dennoch  nur Zweiter sind, hängt mit dem Wahnsinnslauf des FC Porto zusammen.

Spitzenfußball ohne große Namen

Als im vergangenen Sommer personell mal wieder der große Ausverkauf drohte, haben die Macher in Porto ihr traditionell gutes Händchen auf dem Transfermarkt einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Der Mexikaner Jesús Corona erwies sich ebenso als Volltreffer wie Altstar Iker Casillas, der sein (Stimmungs-)Tief nach seiner Ausbootung in Madrid überwunden hat und längst zum sicheren Rückhalt geworden ist.

Im Angriff hat Vincent Aboubakar zudem einen deutlichen Leistungssprung gemacht und die vakante Position von Jackson Martinez übernommen. All diese Personalien zeigen: Qualität und Potenzial sind in Porto wichtiger als große Namen.

Dabei wären die finanziellen Mittel für teure Zugänge durchaus vorhanden: Rund 80 Millionen Euro Transferüberschuss erwirtschaftete der Verein zuletzt, hinzu kommen die Mittel aus dem neuen TV-Vertrag. Keine schlechten Rahmenbedingungen für die Drachen, die eine Wachablösung an der Spitze mit aller Kraft verhindern wollen. Nach zwei Benfica-Titeln in Folge soll nicht auch noch Sporting dazwischenfunken.

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Heiko Lütkehus