21.01.2016 09:30 Uhr

Rückrunden-Check: Ruhiges Fahrwasser?

Bruno Labbadia und der Hamburger SV sehnen sich nach einer sorgenfreien Saison
Bruno Labbadia und der Hamburger SV sehnen sich nach einer sorgenfreien Saison

Trainingslager, Konditionseinheiten und Staffelläufe sind Geschichte, Medizinbälle werden wieder durch Fußbälle ausgetauscht. Wer hat in der Vorbereitung überzeugt? Wer hat einen schweren Stand? Wie schneiden die Teams in der Rückrunde ab? Vor dem Neustart wirft weltfussball einen Blick auf die Bundesligaklubs. Im dritten Teil: die Plätze 10 bis 12.

Hamburger SV (10., 22 Punkte)

Gewinner der Vorbereitung:
Bruno Labbadia. Der Hamburger SV verlängerte ob der guten Arbeit der letzten Monate den Vertrag mit seinem derzeitigen Coach bis 2017. Das war es dann aber auch mit guten Nachrichten aus der Winterpause bei den Norddeutschen.

Verlierer der Vorbereitung:
Bruno Labbadia. Der HSV-Trainer hat außer einem neuen Vertrag fast nur verloren: an Spielern, Zuversicht und Selbstvertrauen. Bei den Hanseaten klappte in den letzten Wochen kaum etwas. Viele Verletzte machten eine vernünftige Vorbereitung bereits im Vorfeld zunichte. Zu den maladen Kickern gesellten sich mit Ronny Marcos, Marcelo Díaz und Zoltán Stieber drei Abgänge und zu allem Überfluss fehlt das nötige Kleingeld, um auf dem Transfermarkt den dringend benötigten Stürmer zu verpflichten. Nebenbei wurden alle drei Vorbereitungsspiele verloren – die Stimmung an der Alster ist bereits vor dem Rückrundenstart jetzt im Keller.

Neuzugang im Fokus:
Es gibt noch keinen Neuzugang für den HSV, der allerdings auf der Suche nach einem Angreifer ist. Mit Ausnahme von Pierre-Michel Lasogga taugt kaum ein Akteur für die gehobenen Ansprüche des Bundesliga-Dinos. Doch eben dieser ist permanent verletzt. Es dürfte schwer werden, für extrem kleines Geld einen guten Spieler in der Wintertransferperiode auszugraben. Es dürfte sich allenfalls um einen Ersatzspieler für die Breite des Kaders handeln.

Verletzte und Sorgenkinder:
Definitiv gegen die Bayern werden Albin Ekdal und Emir Spahić ausfallen. Was auf den ersten Blick nicht dramatisch klingt, wird allerdings zum Problem, wenn man sich die kleineren und größeren Wehwehchen im Kader in den letzten Wochen anschaut. Viele Spieler wie Aaron Hunt, Gideon Jung, Gojko Kačar oder eben Lasogga konnten die Vorbereitung nicht oder nicht vollständig mitmachen und haben deswegen konditionellen Rückstand. Zudem klappt das Zusammenspiel auf dem Platz damit noch nicht.

Prognose:
Wichtig für den HSV wird der Rückrundenstart mit drei Heimspielen aus den ersten vier Partien sein. Wenn die Rothosen halbwegs vernünftige Ergebnisse einfahren, dürfte es eine ruhige Halbserie werden. Wird der Beginn allerdings gegen durchaus schwere Brocken (u.a. Bayern, Gladbach) verpatzt, droht womöglich erneut der Abstiegskampf. Es sind zwar derzeit komfortable sieben Punkte nach unten, aber es sind schon ganz andere Teams urplötzlich in den Existenzkampf hineingerutscht.  

>> Alle Testspielergebnisse: Die Winterfahrpläne der Bundesligisten

 

FC Ingolstadt 04 (11., 20 Punkte)

Gewinner der Vorbereitung:
Der FC Ingolstadt gehört zu den wenigen Teams, die ihre Vorbereitung auf die Rückrunde zu Hause absolviert haben. Einen einzelnen Gewinner der Vorbereitung hervorzuheben, fällt schwer, besticht die Mannschaft von Coach Ralf Hasenhüttl doch durch das Kollektiv. Dieses zeichnete sich dann auch für eine starke Defensive in den Testspielen aus. In vier Partien setzte es nur ein Gegentor aus dem Spiel heraus, bei einem kassierten Treffer per Elfmeter und acht selbst erzielten Buden.

Verlierer der Vorbereitung:
Als klassisches Eigentor von Trainer Hasenhüttl erwies sich die Idee, mit der gesamten Mannschaft spaßeshalber zum Eishockeyspielen zu gehen. Was als Schub für die gemeinsame Motivation dienen sollte, entpuppte sich für einen Spieler als Katastrophe. Tobias Levels, gesetzter Verteidiger in der Mannschaft, zog sich dabei eine Sprunggelenksverletzung zu und fällt nun womöglich für den Rest der Saison aus.

Neuzugang im Fokus:
Die Defensive scheint auch in Zukunft der Pluspunkt im Spiel der Ingolstädter zu sein - der Schuh drückt in der Offensive. Um diesen Schwachpunkt auszumerzen, verpflichtete der FCI Dario Lezcano vom FC Luzern. Problem: Der Stürmer kam erst eine Woche vor dem Rückrundenstart und hat Nachholbedarf im Training. Zudem bleibt abzuwarten, wie er den Sprung aus der Schweiz in die Bundesliga verkraftet.

Verletzte und Sorgenkinder:
Mit der Verletzung von Levels wurde eine Baustelle eröffnet, die unerwartet daher kam. Womöglich kann der FCI diese mit einem Last-Minute-Transfer noch schließen, ansonsten klafft in der Viererkette erstmal eine zu füllende Lücke. Zudem ist unklar, ob Linksverteidiger Danilo endlich zur Verfügung stehen wird. Der Brasilianer verpasste beinahe die komplette Hinrunde. Erst im letzten Spiel vor der Winterpause durfte er Bundesligaluft schnuppern.

Prognose:
Es bleibt abzuwarten, wie Ingolstadt den Ausfall von Levels kompensieren kann. Bleibt die Abwehr in der Rückrunde ähnlich stabil wie an den ersten 17 Spieltagen, dann wird der Aufsteiger die Klasse halten. Nicht umsonst heißt es: Offense wins games, defense wins championships. Und das Halten der Klasse wäre im Süden der Republik sicherlich mit einem Titelgewinn gleichzusetzen. 

>> Alle Transfers der Bundesligisten

 

FC Augsburg (12., 19 Punkte)

Gewinner der Vorbereitung:
In der Rückrunde wird ein alter Bekannter für Augsburg auflaufen. Nikola Đurđić ist bereits seit 2014 bei dem bayrischen Verein angestellt, war jedoch in der Hinrunde zu Malmö nach Schweden verliehen. In der Vorsaison gelang dem Angreifer ein mickriges Törchen für den FCA, bei Malmö traf er immerhin in zwölf Begegnungen fünf Mal. Zudem gehörte der Serbe zu den lediglich drei Torschützen in den beiden Testspielen. Gut möglich also, dass man demnächst mehr von Đurđić hören wird, zumal Konkurrent Sascha Mölders zum TSV 1860 München transferiert wurde.

Verlierer der Vorbereitung:
Nach seiner Verletzung zu Saisonbeginn wollte Piotr Trochowski zur Rückrunde wieder voll angreifen, um zu zeigen, dass sich sein Wechsel von Sevilla zum FCA ausgezahlt hat. Doch bislang konnte sich der Techniker nicht nachhaltig für die erste Elf empfehlen. Ihm droht auch zum Start der Rückrunde die Tribüne.

Neuzugang im Fokus:
Gleich drei Neue haben sich im Winter dem FCA angeschlossen. Neben Rückkehrer Đurđić kamen noch der Schweizer Albian Ajeti sowie der Niederländer Jeffrey Gouweleeuw. Während Ajeti ob seines jungen Alters (18) eher als Ergänzungsspieler angesehen werden kann, dürfte Verteidiger Gouweleeuw direkt mit einem Startelfeinsatz zum Rückrundenauftakt liebäugeln. Etwas schade ist dabei, dass der 24-Jährige nicht für die Europa League spielberechtigt sein wird, in der Augsburg auf Klopp-Klub Liverpool treffen wird.

Verletzte und Sorgenkinder:
Gleich drei Ausfälle tun dem FCA mehr oder weniger weh. Jan-Ingwer Callsen-Bracker könnte wegen eines Wadenbeinbruchs womöglich die gesamte Rückrunde verpassen. Dazu befinden sich Ja-Choel Koo und Tobias Werner erst im Aufbautraining nach Verletzungen. Die schnelle Rückkehr dieser beiden Mittelfeldantreiber wäre enorm wichtig, um den Aufwärtstrend zum Ende der Hinrunde bestätigen zu können (13 Punkte aus den letzten fünf Bundesligaspielen).

Prognose:
Bereits vor der Saison hatte eigentlich niemand den FCA als Abstiegskandidaten auf dem Zettel. Von daher verwunderte es nicht, dass sich die Augsburger nach dem schwachen Start am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen konnten. Zudem beflügelte zuletzt das gute Auftreten in Europa. Dennoch erlebten viele deutsche Teams in den letzten Jahren, dass sich ein gleichzeitiger Auftritt in der Europa League negativ auf die Bundesliga auswirken kann. Diesen Spagat wird die Weinzierl-Truppe jedoch hinbekommen und am Ende knapp hinter den internationalen Plätzen landen.

 

Mehr dazu:
>> Plätze 1 bis 3: Spannung? Fehlanzeige!
>> Plätze 4 bis 7: Kampf um die CL-Plätze
>> Plätze 7 bis 9: Eine Frage des Potenzials
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