11.02.2016 12:33 Uhr

St. Pauli fordert Leipzig zum Spitzenduell

Das Hinspiel gewann St. Pauli in Leipzig mit 1:0
Das Hinspiel gewann St. Pauli in Leipzig mit 1:0

Wenn der Überraschungsvierte FC St. Pauli den Tabellenführer RB Leipzig zum Spitzenspiel der 2. Bundesliga am Millerntor empfängt, prallen zwei Welten aufeinander.

Hier der als alternativ geltende Kiezclub, der seinen Werten treu bleiben will und die sportlichen Ziele mit weitaus bescheideneren Mitteln als sein Gegner erreichen muss. Dort der 2009 von einem Weltkonzern (Red Bull) gegründete sächsische Club, der mit reichlich Moneten und aller Macht in die Erste Liga geführt werden soll.

Vor dem brisanten Duell der Gegensätze am Freitag kommt es inzwischen regelmäßig zu Irritationen. Diesmal sorgte dafür Ewald Lienens Antwort auf die Frage, ob er Bedingungen wie bei dem mit viel Geld des Hauptsponsors unterstützen Verein aus Leipzig als Paradies empfinde. "Wenn die Alternative wäre, den Fußball den Faschisten und dem Kommerz zu überlassen, verzichte ich gerne auf die Möglichkeit", sagte der St.-Pauli-Coach, der mit seinem Club am Mittwoch auch ein Trikot mit dem Aufdruck "Kein Fußball den Faschisten" präsentierte. Den Dress wird sein Team am Freitag zum Abschluss der Holocaust-Gedenktage tragen.

St. Pauli setzte sich umgehend mit den Leipzigern in Verbindung. "Das sollte kein Angriff auf Leipzig sein. Das war von Ewald Lienen unglücklich formuliert", erklärte Medienchef Christoph Pieper. Für RB Leipzig ist der Fall damit erledigt. "St. Pauli hat versichert, dass Ewald Lienen mit seiner Aussage insgesamt die Zusammenhänge so nicht herstellen wollte sowie die explizite Wortwahl nicht uns galt. Damit ist zwischen den Vereinen alles geregelt", sagte RB-Mediendirektor Florian Scholz der "Bild"-Zeitung.

Logo-Irritationen vor dem Hinspiel

Schon vor dem Hinspiel gab es Irritationen. Damals entfernte der FC  St. Pauli auf seiner Homepage das dem Konzern-Logo ähnelnde RB-Logo. Seitdem steht dort schlicht Leipzig. Die RB-Verantwortlichen nahmen es belustigt zur Kenntnis und nannten das Vorgehen schlicht "albern".

Über das Spiel in dem am Freitag (18:30 Uhr) mit 29.546 Besuchern ausverkauften Millerntor-Stadion wurde auch geredet. Für Lasse Sobiech sind die Sachsen, die elf Punkte Vorsprung auf Platz vier haben, Aufstiegskandidat Nummer eins. "Die Leipziger sind bereits durchgestartet. Sie spielen einen überragenden Fußball", lobte der Abwehrchef. Dennoch hofft Lienen, dem Favoriten wie in den letzten beiden Duellen (jeweils 1:0) Paroli bieten zu können: "Leipzig ist das Maß der Dinge. Das wird eine große Herausforderung für die Jungs - aber das Leben ist dafür da, Herausforderungen anzunehmen."

Klare Favoritenrolle

Favorisiert sind aber eindeutig die Gäste. Nicht nur, weil sie in der laufenden Serie in allen zehn Auswärtsspielen Zählbares mit nach Hause genommen haben. Nach Investitionen in Höhe von 18,6 Millionen Euro ist RBL der logische Spitzenreiter und Aufstiegsaspirant zugleich. Dass aber der letztjährige Beinahe-Absteiger aus der Hansestadt bei nur drei Punkten Rückstand auf den Relegationsrang weiter um den Aufstieg mitspielen kann, überrascht hingegen schon.

Garant dafür war und ist Lienen. Der 62 Jahre alte Routinier führte den FC im Überlebenskampf vom letzten auf den 15. Rang. Er sorgte dafür, dass aus der einstigen Schießbude ein stabiles Abwehrbollwerk wurde. Auch 2015/16. Bester Beweis: Bereits zehnmal blieb Torhüter Robin Himmelmann ohne Gegentor. Das wäre am Freitag die halbe Miete.

dpa