24.03.2016 11:00 Uhr

DFB-Check: Der letzte Mohikaner

Mats Hummels steht im Kader für die Testspiele gegen England und Italien
Mats Hummels steht im Kader für die Testspiele gegen England und Italien

Philipp Lahm? Zurückgetreten! Jérôme Boateng und Benedikt Höwedes? Nach Verletzungen noch nicht spielfit! Mats Hummels ist bei den anstehenden Tests gegen England und Italien der einzige verbliebene WM-Stammverteidiger im DFB-Team. Größere Überraschungen sind bei der Nominierung für die Europameisterschaft dennoch nicht zu erwarten. Heute im weltfussball-DFB-Check: die Abwehr.

Hamburger Volksparkstadion, 18. Bundesligaspieltag, 55. Spielminute: Jérôme Boateng bleibt nach einem Zweikampf an der Grundlinie auf dem Rasen liegen. Sofort signalisiert der derzeit wohl beste Innenverteidiger der Welt zur Seitenlinie, dass er ausgewechselt werden muss. Eine echte Schrecksekunde für Bayern-Trainer Pep Guardiola und Joachim Löw. 

Die schlimmsten Befürchtungen bestätigten sich im Anschluss glücklicherweise nicht. Boateng erlitt einen Müskelbündelriss der Adduktoren, will Mitte April wieder spielen. Auch Benedikt Höwedes steht nach seinem Muskelfaserriss vor der Rückkehr ins Training auf Schalke.

Mats Hummels gibt noch weniger Anlass zur Sorgen. Der 27-Jährige blieb in der laufenden Spielzeit nach seiner durchwachsenen Saison 2015 verletzungsfrei. Seit der Winterpause befindet sich der BVB-Kapitän zudem im Formhoch, knüpfte in vielen Spielen wieder an seine überragende WM-Form an. Er, Boateng und Höwedes dürften für den EM-Kader gesetzt sein.

Die restlichen Kandidaten:

Emre Can: Unumstrittener Stamm- und Führungsspieler unter Jürgen Klopp bei Liverpool, vielseitig einsetzbar, vor allem auf der Problemposition hinten rechts.
Prognose: wahrscheinlich dabei

Matthias Ginter: Beim BVB mit bärenstarkem Saisonbeginn als Rechtsverteidiger, inzwischen aber nur noch Rotationsspieler ohne festen Stammplatz; Vorteil: kann auch Innenverteidiger und Sechser spielen.
Prognose: Wackelkandidat

Jonas Hector: Der Kölner hat einen großen Vorteil: Er besetzt die langjährige Schwachstelle Linksverteidigung. Dort im Vereinsdress und bei seinen bisherigen DFB-Auftritten mit soliden bis guten Leistungen.
Prognose: sicherer EM-Fahrer

Robert Huth: Auch dank seiner bärenstarken Leistungen steht Leicester City vor der Sensations-Meisterschaft in England; absolvierte sein letztes Länderspiel allerdings 2009 und passt als Innenverteidiger alter Schule nicht in Löws Konzept.
Prognose: sicher nicht dabei

Shkodran Mustafi: Der 23-Jährige durchleidet mit dem FC Valencia eine Horror-Saison und ließ sich von der schwachen Mannschaftsleistung zuletzt zunehmend anstecken; war im DFB-Team in den wichtigen Spielen nur Ersatz.
Prognose: Wackelkandidat

Antonio Rüdiger: Löw hält seit jeher große Stücke auf den 23 Jahre alten Ex-Stuttgarter, der bei der AS Roma zum Stammpersonal zählt. Ihm wird eine ähnliche Entwicklung zugetraut wie Jérôme Boateng.
Prognose: wahrscheinlich dabei

Sebastian Rudy: In Hoffenheim zumeist im Mittelfeld eingesetzt, plant Löw mit ihm auf der rechten Abwehrseite. Im Abstiegskampf mit der TSG leiden seine Leistungen in dieser Saison aber deutlich.
Prognose: Wackelkandidat

Marcel Schmelzer: Der Linksverteidiger spielt eine starke Saison beim BVB, hat bei Löw aber überhaupt kein Standing. Hector hat die Nase als Spezialist auf links im DFB-Team derzeit klar vorne.
Prognose: Außenseiterchancen

Jonathan Tah: Das Küken im aktuellen Aufgebot, darf reinschnuppern. Hat sich diese Chance aufgrund seiner starken Leistungen in Leverkusen verdient. Wird bei der endgültigen Nominierung aber keine Rolle spielen und stattdessen zu Olympia fahren.
Prognose: sicher nicht dabei

Tobias Knoop