30.03.2016 10:43 Uhr

"Das hat er gesagt?" Götze kontert Scholl

Götze ist über die Scholl-Kritik verwundert
Götze ist über die Scholl-Kritik verwundert

Nach seinem vielleicht schönsten Fußball-Tag seit jenem WM-Finale für die Ewigkeit schien Mario Götze der fröhlichste Mensch in der Allianz Arena. Bis 23:30 Uhr. Übers ganze Gesicht strahlend war der 23-Jährige nach dem 4:1 (2:0) gegen Italien vor die Presse getreten, als ihn die Frage nach der Kritik des "ARD"-Experten Mehmet Scholl eiskalt und auf dem falschen Fuß erwischte.

"Das hat er gesagt?", fragte Götze, aus seinem Gesicht wichen Freude und Erleichterung. "Wie kommt er darauf? Ist er beim Training dabei? Oder hat er das einfach nur so gesagt?"

Fragen statt Antworten. Worte, um Zeit zu gewinnen. Zeit, um das Gehörte sacken zu lassen. Erst später, im vertrauten Kreis, schimpfte Götze über die Kritik Scholls. Öffentlich begnügte er sich mit der Aussage: "Wenn er das so sieht, werde ich mir das zu Herzen nehmen. Ich bin der Meinung, dass ich genug trainiere."

Götze nicht das erste Scholl-Opfer

Er müsse aber "viel, viel mehr trainieren", hatte Scholl gesagt. Götze müsse jemand "auf die Sprünge helfen, ihn anstupsen". Und der frühere Bayern-Star, dessen "Wundliegen"-Spruch Mario Gomez bis heute verfolgt, hatte auch Zweifel an der körperlichen Verfassung Götzes geäußert: In seiner Anfangszeit in Dortmund sei er "so schnell, so athletisch" gewesen, "er war ein Pfeil". War.

Dies alles sagte Ex-Nationalspieler Scholl freilich im Vorlauf des Spiels. Doch auch nach der starken Leistung des in München zum Dauer-Bankdrücker degradierten WM-Helden war Scholl nicht versöhnt. Im Gegenteil. Er sah sich bestätigt darin, dass dieser Mario Götze Besonderes kann. Wenn er nur will. Und wenn man ihn lässt.

Götze ein Teilzeit-Messi

"Lionel Messi macht sowas über 90 Minuten, Mario, wenn ihm danach ist", erklärte er nach Götzes Kopfballtor zum zwischenzeitlichen 2:0 (45.). Mit einem deutlichen Seitenhieb gegen Bayern-Trainer Pep Guardiola ergänzte der 45-Jährige: "Die macht er, wenn er Vertrauen spürt und frei ist. Wenn er weiß, dass ihm nicht der Kopf abgerissen wird."

Ob er Genugtuung gegenüber Guardiola verspüre, der den großen Auftritt des von ihm zuletzt als untauglich eingestuften Offensivspielers auf der Tribüne verfolgte, wurde Götze denn auch gefragt. Er antwortete ausweichend. "Ich spiele für mich", sagte er: "Ich lebe im Hier und Jetzt. Für mich zählt, dass ich gesund und fit bin, und dann freue ich mich auf die kommende Zeit."

Wo er die verbringen wird, ist offen. In München nicht, so viel scheint trotz des Abgangs von Guardiola festzustehen. Wahrscheinlich in Dortmund. Vielleicht in Liverpool. Möglicherweise ganz woanders. Den zermürbenden Alltag scheint Götze zu vergessen, wenn er bei den Kollegen der Nationalmannschaft ist. Sie alle hat er mit seinem Tor in jener 113. Minute von Rio 2014 zu Weltmeistern gemacht. Das vergessen sie nicht.

"Wer den Fußball liebt, will auf dem Platz stehen"

So hatte Löw Götze schon im Laufe der Woche eine Einsatzgarantie für das Italien-Spiel und einen Freifahrtschein zur EM gegeben. Mangelnden Trainingsfleiß sah er nicht. Im Gegenteil: "Mario hat viele Zusatzschichten eingelegt." Er vertraute dem Hochbegabten und Sensiblen. Und wurde belohnt.

"Wer den Fußball liebt, will auf dem Platz stehen und spielen", sagte Götze nach dem Spiel: "Und dann noch mit der Nationalmannschaft. Gegen Italien. In München. Mit einem Sieg und einem Tor. Das ist schon ein guter Moment." Trotz Scholl.