07.04.2016 09:48 Uhr

Vor 15 Jahren: "Treterei von Westfalen"

Zweikampf zwischen Münchens Salihamidžić (l.) und Dortmunds Dédé
Zweikampf zwischen Münchens Salihamidžić (l.) und Dortmunds Dédé

Spiele zwischen Dortmund und München sind seit etlichen Jahren etwas Besonderes. Doch eine Partie im April 2001 stach dabei heraus und ist noch heute die unfairste Begegnung der Bundesligageschichte. Ein Rückblick.

Die Bundesligasaison 2000/2001 hat in vielerlei Hinsicht Geschichte geschrieben. Eine Anekdote dieser Spielzeit wird wohl noch für lange Zeit das Aufeinandertreffen zwischen Borussia Dortmund und Bayern München am 28. Spieltag bleiben.

Es bahnte sich das vielleicht spannendste Saisonfinale seit Bestehen der Bundesliga an: Nach 27 Runden trennten gerade einmal drei Punkte die Plätze eins bis sechs. Mittendrin: der BVB und die Bayern. Dortmund lag vor jenem denkwürdigen Duell mit nur einem Zähler hinter den Süddeutschen auf Rang zwei. Bereits vor dem Anpfiff war jedem die Bedeutung dieses Spiels bewusst und alle Beteiligten von damals bemerkten im Vorfeld eine extrem angespannte Atmosphäre.

"Mit dem Spiel stimmte was nicht"

Der damalige Schiedsrichter Helmut Strampe sagte 2012 im Rückblick auf diese Partie dem "Spiegel", dass man von "vornherein gespürt hat, dass irgendetwas mit diesem Spiel nicht stimmt. Man sieht Spieler wie Oliver Kahn, Stefan Effenberg oder Jens Jeremies und merkt ihre Anspannung und Aggressivität."

Wenig später sollte sich diese Anspannung auf dem Platz in Form von elf Gelben, einer Gelb-Roten und zwei Roten Karten entladen. Allein elf der 14 Karten gingen auf das Bayern-Konto, die nach Platzverweisen für Bixente Lizarazu und Stefan Effenberg schon nach 55 Minuten in doppelter Unterzahl weiterspielen mussten, ehe sich Dortmunds Evanilson (90.) ebenso unrühmlich verabschiedete.

Nur Scholl noch ansprechbar

Der damalige FCB-Manager Uli Hoeneß schnaubte nach dem Abpfiff seinen Unmut über die Schiedsrichterleistung in die Kameras: "Zu einem Spitzenspiel gehört auch ein Spitzenschiedsrichter, das ist Strampe sicherlich nicht. Der DFB sollte sich überlegen, ob er Herrn Strampe nicht mal eine Zeitlang aus dem Verkehr zieht. Der hat heute über 50 Fehler gemacht."

Strampe, der fortan nie wieder ein Match mit diesen beiden Klubs leiten durfte, gab später zu Protokoll, dass er bereits während der 90 Minuten bemerkt habe, dass ihm die Partie aus der Hand geglitten war: "Ab einem gewissen Zeitpunkt spürte ich, dass die Spieler auf die Karten nicht mehr reagierten. Der einzige Spieler, den ich in der Partie noch normal ansprechen konnte, war Mehmet Scholl. An den Rest kam ich nicht mehr heran", so Strampe.

Wie eng in dieser Spielzeit alles zusammenliegen sollte, deutete sich den 68.600 Fans im Westfalenstadion in der Schlussminute an: Tomáš Rosický zirkelte einen Freistoß an den Innenpfosten, von dort sprang die Kugel Münchens Schlussmann Oliver Kahn direkt in die Arme, der Ball und Punkt festhalten konnte. Das Bild seiner geballte Faust blieb Fußballfans lange in Erinnerung. Wer weiß, wie die Geschichte verlaufen wäre, wenn Dortmund dieses Spiel gewonnen hätte. So aber sollte am letzten Spieltag der Saison ein gewisser Patrik Andersson die Schalker in der 94. Minute zum "Meister der Herzen" schießen. Das wiederum dürfte viele Dortmunder nicht allzu sehr geärgert haben.

Mehr dazu:
>> zur Saison 2000/2001
>> die unfairsten Spiele der Bundesliga-Geschichte

Nico Schrimpf