27.04.2016 13:20 Uhr

Özil: Nun EM-Titel statt Meisterschaft

Mesut Özil glaubt an den EM-Titel
Mesut Özil glaubt an den EM-Titel

Weltmeister Mesut Özil geht mit viel Optimismus und großem Vertrauen in Bundestrainer Joachim Löw in die EM in Frankreich. Er könne sich "keinen besseren Bundestrainer vorstellen" als Löw, sagte der 27-Jährige im Interview mit dem "Sport-Informations-Dienst".

"Man muss sich nur die Entwicklung anschauen", erläuterte der Spielmacher des FC Arsenal: "Die deutsche Nationalmannschaft von vor zehn Jahren und die heutige, das ist ein großer Unterschied. Heute bewundert die ganze Welt die deutsche Mannschaft, weil sie nicht mehr nur kämpft. Heute sind wir eine spielstarke Mannschaft und können Gegner auch schwindlig spielen. Das ist das Verdienst einer guten Nachwuchsarbeit im DFB - und des Bundestrainers, der großen Anteil an dieser Entwicklung hat."

Deshalb ist Özil auch trotz der mäßigen Ergebnisse und Leistungen seit dem WM-Triumph 2014 nicht bange vor der EURO. "Ich bin nun schon einige Jahre dabei. Vor den Turnieren gab es immer etwas Unruhe", äußerte er: "Ich gehe davon aus, dass auch wir dieses Mal direkt beim Turnierstart da sind. Wir sind eine Turniermannschaft. Wenn es um etwas ging, waren wir immer da." Der EM-Titel werde "nicht leicht, wir dürfen keinen unterschätzen. Aber wenn wir unser Potenzial komplett ausschöpfen, bin ich überzeugt, dass wir Europameister werden können."

Die Nationalmannschaft seiner Wahlheimat England, die im März 3:2 in Berlin gegen Deutschland gewann, sei "auf jeden Fall" ein Titel-Kandidat: "Es sind viele junge Spieler nachgekommen und sie funktionieren inzwischen auch als Mannschaft. Aber nicht nur England muss man auf dem Zettel haben. Auch Frankreich, Italien, Spanien, Belgien. Und es gibt immer wieder sogenannte Kleine, die überraschen. So wie Griechenland 2004. Man muss immer auf der Hut sein."

Özil trauert dem Titel in der Premier League hinterher

"In dieser Saison wäre es möglich gewesen, Meister zu werden", äußerte sich der Arsenal-Spieler. "Doch dafür haben wir vor allem gegen kleine Mannschaften zu viele Punkte liegen gelassen."

Sollten die derzeit punktgleich mit dem Dritten Manchester City auf Platz vier liegenden Gunners Platz drei erreichen "und uns damit direkt für die Champions League qualifizieren, hätten wir zumindest unser Mindestziel erreicht", betonte Özil.

Özil hat aber noch eine Chance auf eine persönliche Auszeichnung: Nach aktuell 18 Assists winkt ihm der Vorlagen-Rekord, den bisher Thierry Henry (ebenfalls Arsenal/2003) mit 20 Tor-Vorbereitungen hält. "Ich bin stolz darauf, was ich diese Saison geleistet habe. Aber ich habe noch nie Wert auf persönliche Auszeichnungen gelegt", versicherte Özil: "Der Erfolg der Mannschaft ist mir immer wichtiger." 

Großen Respekt zollt Özil dem potenziellen Überraschungs-Meister Leicester City. "Niemand hätte das geglaubt", sagte er: "Aber man kann vor Leicester nur den Hut ziehen. Sie geben in jedem einzelnen Spiel zu 100 Prozent Gas und stehen deshalb zu Recht dort oben."

"Bastian Schweinsteiger ist Fußballspieler, kein Maskottchen"

Zu Thema Schweinsteiger hat der Mittelfeldstratege auch eine klare Meinung und würde den deutschen Kapitän im Falle eines verletzungsbedingten Ausfalls für die EM nicht nach dem Vorbild von David Beckham mit nach Frankreich nehmen. "Bastian Schweinsteiger ist Fußballspieler, kein Maskottchen. Wir brauchen ihn auch nicht als dritten Co-Trainer. Wir brauchen ihn mit seiner Erfahrung und Spielintelligenz auf dem Platz", so Özil.

England hatte Superstar Beckham 2010 trotz Verletzung als "Glücksbringer" und zur WM nach Südafrika genommen. Dass der derzeit noch verletzte Kapitän Schweinsteiger rechtzeitig zur EURO fit wird, ist in Özils Augen aber "sehr wichtig. Bastian ist ein großartiger Spieler und eine große Persönlichkeit".

Die erste Saison Schweinsteigers bei Manchester United war - auch aufgrund der zahlreichen Verletzungen - bisher jedoch mehr als durchwachsen. Mit dem ebenfalls in England beim FC Arsenal spielenden Özil hat er sich nach dessen Auskunft "ab und zu" ausgetauscht. "Wir haben darüber gesprochen, dass die Umstellung auf die Premier League nicht einfach ist, weil es hier sehr auf die Knochen geht", berichtete der 27-Jährige: "Ich bin sicher, wir werden noch viel von ihm sehen in Manchester, wenn er gesund ist. Denn grundsätzlich fühlt er sich sehr wohl hier."