02.05.2016 13:13 Uhr

Simeone: Der unbändige Trainerlöwe

Auch auf der Tribüne gibt Diego Simeone alles - nicht immer ganz legal
Auch auf der Tribüne gibt Diego Simeone alles - nicht immer ganz legal

Schon wieder liegt in Spanien Ärger für Diego Simeone in der Luft, doch das zeigt nur eines: Der FC Bayern muss auch im Rückspiel gegen Atlético Madrid auf alles gefasst sein. Auch auf Mätzchen des Trainers.

Zu seiner Mannschaft sollte Simeone keinen Kontakt aufnehmen dürfen. Das war die Strafe für seine angebliche Anstiftung zu jenem Ballwurf, mit dem ein Balljunge im Spiel zuvor gegen den FC Málaga einen Konter versucht hatte zu unterbinden. Und nun? Saß neben Simeone dessen Torwarttrainer, er trug ein Headset, ebenso der zur Halbzeit ausgewechselte Kapitän Gabi auf der Bank. Es ist nicht anzunehmen, dass sie Musik gehört haben.

Mit dem Rückspiel in der Champions League gegen den FC Bayern am Dienstagabend in München (20:45 Uhr) haben die Vorfälle in der spanischen Liga nichts zu tun. Sie zeigen nur deutlich, worauf die Münchner sich einstellen müssen: Diego Simeone ist ganz offensichtlich jedes Mittel recht, um seiner Mannschaft zum Erfolg zu verhelfen. Von den weißen Linien um die Coaching-Zone lässt er sich dabei nicht aufhalten.

Simeone wirkt wie ein Mafia-Boss

Simeone sieht ja schon ein bisschen so aus wie ein kleiner Ganove: In seinem dunklen Anzug, mit seinem Dreitagebart und den nach hinten gegelten Haaren gleicht der Argentinier einem Mafia-Boss aus einem Zwanziger-Jahre-Streifen. Doch die elegante Kleidung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass er sich jederzeit die Finger schmutzig macht, wenn es denn sein muss und dem Erfolg dient.

"Wenn ich Schlamm sehe, werfe ich mich hinein. Arbeit ist alles", lautet das Credo von Simeone, der schon in seiner aktiven Zeit keinem Disput aus dem Weg gegangen war. Kein Mätzchen ist ihm auch jetzt noch zu blöd. Es hat schon seinen Grund, warum Atlético den Ruf genießt, der undankbarste Gegner zu sein, den man sich vorstellen kann. Am Dienstagabend werden sie wieder kämpfen, mauern, grätschen, provozieren.

Der Trainer fordert Einsatz bis zum Letzten

"Wir gehen in jeden Ball wie in den Tod, wie in ein Finale. Wir sind einfach eine Gruppe ehrlicher Arbeiter, da gibt es schlechtere Werte in der heutigen Gesellschaft", sagt Simeone über seine Mannschaft, die ihm offensichtlich bedingungslos folgt. "Nur mit dieser Einstellung ist es möglich für uns, gegen eine Mannschaft wie den FC Bayern zu bestehen", betont Saúl Níguez, Torschütze des Siegtreffers im Hinspiel.

Und die "Matratzenmacher" haben es weit gebracht mit dieser Einstellung: 2012 Europa-League-Sieger, 2013 Pokalsieger, 2014 spanischer Meister und im Endspiel der Champions League (1:4 n.V. gegen den Erzrivalen Real). Und in dieser Saison: ist Atlético schon wieder auf Augenhöhe mit Real und FC Barcelona im Kampf um die Meisterschaft und hat im Viertelfinale der Champions League ja schon Titelverteidiger Barca ausgeschaltet.

Simeone kann aber nicht nur Mätzchen, er kann auch Trainer: Eine Schlacht, sagte er bereits vor dem Hinspiel gegen den FC Bayern in Madrid, gewinne nicht der mit den meisten Soldaten, sondern derjenige, der seine Soldaten besser einsetzt. In der vergangenen Woche war Simeone so gesehen eindeutig der bessere Stratege.