02.05.2016 12:50 Uhr

Mama geht vor: Ranieri lässt Party sausen

Könnte beim Titelgewinn im Flieger sitzen: Claudio Ranieri
Könnte beim Titelgewinn im Flieger sitzen: Claudio Ranieri

Leicester City schreibt das wohl wundersamste Märchen der englischen Fußballgeschichte. Claudio Ranieri flog trotzdem zu seiner 96 Jahre alten Mutter.

Ganz Leicester war bereit für die große Party, doch Claudio Ranieri stieg in den Flieger. "Meine Mutter Renata ist 96. Wir gehen essen, das habe ich ihr versprochen", sagte der Trainer des Sensationsteams Leicester City und verabschiedete sich nach Rom. Rückkehr: Montagabend. "Wenn Tottenham spielt, bin ich in der Luft. Das Ergebnis erfahre ich wohl als Letzter."

Mit seinem Kurztrip riskierte Ranieri, das letzte Kapitel im wohl wundersamsten Märchen der englischen Fußballgeschichte zu verpassen. Das kümmerte den Italiener jedoch herzlich wenig. Der Zeitpunkt der Meisterschaft sei "nicht wichtig", sagte er: "Hauptsache, es passiert". Ob am Montag mit einem Patzer des Rivalen Tottenham oder später, sei "egal".

"Leicester" und "Meisterschaft" in einem Satz, noch vor einem Jahr wäre das undenkbar gewesen. Im März 2015 standen die "Foxes" als Aufsteiger abgeschlagen am Tabellenende der Premier League. Was seither passiert ist, bezeichnet nicht nur Abwehrspieler Roberth Huth als "Märchen", weil es schlicht kein besseres Wort gibt. Sieben Siege aus neun Spielen brachten noch den Klassenerhalt, dann begann der Sturm an die Spitze.

Vom "Tinkerman" zum Liebling

Zu verdanken ist das vor allem Ranieri. Der Teammanager, in seiner Zeit bei Chelsea als wankelmütiger "Tinkerman" verspottet, ist längst Leicesters Liebling. Ende April befragte ein TV-Sender die Einwohner der Kleinstadt zu Ranieri, das Ergebnis waren wahre Liebesbekundungen. Als dem 64-Jährigen das Video gezeigt wurde, stammelte er gerührt immer wieder "Danke", und dann: "Kann ich das Video bitte haben?"

Ranieris Verdienst ist es, eigentlich ausgemusterte Spieler zu Stars geformt zu haben. Am Sonntag wählte die Vereinigung der englischen Fußball-Journalisten ihren Spieler des Jahres. Platz 1: Torjäger Jamie Vardy. Platz zwei: Riyad Mahrez. Platz drei: N'Golo Kante. Alle von Leicester, alle vor der Saison kaum beachtete Profis. Am Montagabend könnte die Saison jetzt endgültig veredelt werden.