02.05.2016 22:53 Uhr

Spurs nur Remis! Leicester ist am Ziel

Sie haben es geschafft! Leicester City ist englischer Meister
Sie haben es geschafft! Leicester City ist englischer Meister

Unfassbar! Unglaublich! Einmalig! Der Leicester City FC hat es tatsächlich geschafft und sich den ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte in der englischen Premier League gesichert.

Ohne eigenes Zutun fiel die Entscheidung am Montagabend, nachdem der einzig verbliebene Verfolger Tottenham Hotspur nur 2:2 beim FC Chelsea spielte.

Bei sieben Punkten Rückstand bei noch zwei verbliebenen Spielen kann der LCFC nicht mehr eingeholt werden. Sie haben damit eine der größten Fußballsensationen der jüngeren Geschichte perfekt gemacht.

Chelsea leistet Schützenhilfe
Tottenham Hotspur zeigte sich beim FC Chelsea zunächst perfekt eingestellt und traf schon im ersten Durchgang zur scheinbar sicheren 2:0-Führung durch Stürmerstar Harry Kane und Ex-Bundesligaprofi Heung-min Son. In einer sehr hektischen zweiten Halbzeit mit vielen Fouls und zehn Gelben Karten kamen die Blues dann aber doch noch einmal zurück und trafen durch Gary Cahill (58.) und Eden Hazard (83.) zum Ausgleich, der den Titel für den Fast-Absteiger der letzten Saison bedeutete.

Nur Trainer Claudio Ranieri verpasste den Moment, als die "Foxes" erstmals Meister wurden - er saß auf der Heimreise aus Italien im Flieger. Leicester, das am Sonntag bei Rekordchampion Manchester United zu einem 1:1 gekommen war, ist unter dem Italiener innerhalb eines Jahres vom Fast-Absteiger zum Champion der wohl besten Liga der Welt gereift. Statt den Moment der Entscheidung in Leicester zu erleben, hatte sich der 64-Jährige für ein Essen mit "Mamma" in Rom entschieden. "Meine Mutter Renata ist 96. Wir gehen essen, das habe ich ihr versprochen", hatte Ranieri gesagt. "Wenn Tottenham spielt, bin ich in der Luft. Das Ergebnis erfahre ich wohl als Letzter."

Das Risiko, das letzte Kapitel im wohl wundersamsten Märchen der englischen Fußballgeschichte zu verpassen, ging Ranieri mit seinem Kurztrip gerne ein. Zu feiern gab es nach seiner Ankunft genug. Der Zeitpunkt der Meisterschaft sei "nicht wichtig", sagte er: "Hauptsache, es passiert". Ob am Montag mit einem Patzer des Rivalen Tottenham oder später, sei "egal".

"Leicester" und "Meisterschaft" in einem Satz, noch vor einem Jahr wäre das undenkbar gewesen. Im März 2015 stand der Klub als Aufsteiger abgeschlagen am Tabellenende der Premier League. Was seither passiert ist, bezeichnet nicht nur Abwehrspieler Roberth Huth als "Märchen", weil es schlicht kein besseres Wort gibt. Sieben Siege aus neun Spielen brachten noch den Klassenerhalt, dann begann der Sturm an die Spitze.

Ranieri als Held der Massen

Zu verdanken ist das vor allem Ranieri. Der Teammanager, in seiner Zeit bei Chelsea als wankelmütiger "Tinkerman" verspottet, ist längst Leicesters Liebling. Ende April befragte ein TV-Sender die Einwohner der Kleinstadt zu Ranieri, das Ergebnis waren wahre Liebesbekundungen. Als dem 64-Jährigen das Video gezeigt wurde, stammelte er gerührt immer wieder "Danke", und dann: "Kann ich das Video bitte haben?"

Die No-Name-Truppe verblüffte. Bei 5000:1 stand vor der Saison die Quote für die Meisterschaft, kein Klub war schlechter notiert. Zum Vergleich: Dass Weihnachten der heißeste Tag des Jahres wird, sahen Englands Buchmacher als ebenso wahrscheinlich an. Doch spätestens nach dem 3:1 bei Manchester City am 6. Februar sackte die Quote drastisch ab. Zuletzt nahmen die Büros schon gar keine Wetten mehr an.

Immerhin: Exakt zwölf Wetter waren laut "BBC" das Risiko eingegangen und hatten vor der Saison auf die Füchse gesetzt. Ein Fan, der 38 Jahre alte Leigh Herbert, erzählte, er habe bei einem Camping-Urlaub "nach ein paar Drinks" und in der Euphorie des Klassenerhalts sowie der Verpflichtung von Ranieri fünf Pfund gesetzt. Vom Gewinn will er "Schulden abbezahlen und heiraten".