03.05.2016 11:05 Uhr

Uli Hoeneß: Starker Mann (noch) ohne Amt

Uli Hoeneß ist noch auf der Suche nach seinem
Uli Hoeneß ist noch auf der Suche nach seinem "neuen" Posten

Uli Hoeneß hat schon immer polarisiert. Aber dass er gleich alle Parteien gegen sich aufbringt, gelang ihm nicht einmal zu besten "Abteilung-Attacke"-Zeiten. Dabei ist der 64-Jährige derzeit genau genommen nur eine Privatperson.

Er ist der Ex-Präsident des FC Bayern, ein Edel-Fan, wie seit Wochen beim Rekordmeister aus München gerne betont wird. Aber Hoeneß ist eben Hoeneß: Wo er auftaucht, genießt er reichlich Aufmerksamkeit. Sein Wort hat nach wie vor Gewicht - ob in Amt und Würden oder nicht.

Das mussten die Münchner erst in den vergangenen Tagen wieder erfahren, als Hoeneß mit Äußerungen zum bevorstehenden Transfer von Mats Hummels sowohl die Verantwortlichen im eigenen Klub als auch die Dortmunder und Hummels selbst massiv verärgert hatte. Man habe Hoeneß "informiert und aufgeklärt", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.

Auf der Suche nach der Rolle

Noch vor Jahren hätte sich Hoeneß gegen eine derartig oberlehrerhafte Äußerung zur Wehr gesetzt. Nun aber muss Hoeneß so etwas schlucken - genauso wie Angriffe von Sportvorstand Matthias Sammer vor einigen Wochen. Da hatte Hoeneß die Bayern mit Aussagen zum Triple-Wunsch von Trainer Pep Guardiola in Aufruhr versetzt.

Noch sucht Hoeneß, der Ende Februar aus der Haft entlassen wurde, in Ermangelung eines Amtes seine Rolle beim Rekordmeister. Seit einigen Wochen tritt er aber schon wieder verstärkt in der Öffentlichkeit auf. Er begleitet seine Bayern zu Auswärtsreisen in der Champions League, sitzt auf seinem angestammten Platz auf der Ehrentribüne in der Allianz Arena als ob nie etwas gewesen wäre oder er feuert seine Basketballer im Audi Dome an.

Hopfner im Schatten von Hoeneß

Am vergangenen Freitag war der frühere Manager erstmals sogar in offizieller Funktion für den Verein unterwegs gewesen. Bei der Eröffnung der Sonderausstellung "Fußballprofi - Traum und Wirklichkeit" in der Erlebniswelt der Arena vertrat Hoeneß zusammen mit seinem Nachfolger Karl Hopfner Vereinsboss Rummenigge. Der FC Bayern kündigte Hoeneß als "Ex-Präsident und Nationalspieler" an. Im Anschluss an die Veranstaltung waren dann auch die Sätze zum Thema Hummels gefallen. Das Interessante dabei war aber auch: Hopfner stand bei der Veranstaltung klar im Schatten von Hoeneß, er hielt bei den Interviews mit Hoeneß sogar brav ein Mikro von "FCB.tv".

Noch hat sich Hoeneß nicht geäußert, ob er noch einmal ein offizielles Amt bei den Bayern übernehmen will. Eine Entscheidung hatte er nach einem Urlaub für Juli oder August angekündigt. Viel deutet derzeit aber daraufhin, dass Hoeneß es beim FC Bayern noch einmal wissen will. "Das war´s noch nicht", hatte er schon vor Haftantritt betont. Die Wahlen sind für November anberaumt. Hopfner hatte bereits seinen Rückzug angekündigt, sollte Hoeneß antreten. Er weiß: Gegen Uli Hoeneß hätte er nicht den Hauch einer Chance.

Ansprechpartner Nummer eins

Noch ist es aber nicht soweit. Hoeneß verbringt momentan viel Zeit mit der Familie in seinem Haus am Tegernsee, versucht Abstand zu seinem Gefängnisaufenthalt wegen Steuerhinterziehung zu gewinnen.

Sein Rat ist aber nach wie vor gefragt beim Rekordchampion. Er ist Ansprechpartner für die Profis, aber auch für Trainer Pep Guardiola. Zudem zieht er im Hintergrund weiter in der Jugendarbeit die Fäden. Für das FC Bayern Junior Team hatte Hoeneß als Freigänger bis Ende Februar gearbeitet und viele Dinge angeschoben, so auch die Planungen rund um das neue Nachwuchsleistungszentrum. Sein Präsidenten-Büro an der Säbener Straße hat Hoeneß sowieso noch. Bald wohl auch wieder in offizieller Funktion.