14.05.2016 10:05 Uhr

Rapid-Präsident gegen übereilte Liga-Reform

Die geplanten Änderungen im österreichischen Profifußball könnten doch noch etwas länger auf sich warten lassen. Rapid-Präsident und Bundesliga-Aufsichtsrat Michael Krammer sprach sich nämlich im "Kurier" (Samstag-Ausgabe) gegen vorschnelle Reformen aus und sparte auch nicht mit Kritik an der Liga-Führung.

"Rapid ist für einen sauberen Reformprozess. Aber dieser überhasteten Reform werden wir nicht zustimmen. Das Vorgehen der Bundesliga ist hochgradig unprofessionell. Außerdem verstehe ich nicht, warum der Panikknopf gerade jetzt gedrückt wurde", ließ Krammer ausrichten.

Für den Rapid-Boss sind die Konsequenzen und Probleme eines Formats mit zwölf Vereinen im Oberhaus sowie 16 Vereinen in der zweithöchsten Spielklasse nicht geklärt worden. So auch im Zusammenhang mit dem TV-Vertrag. Außerdem drohe durch die Reduktion von 36 auf 32 Runden ein beträchtlicher finanzieller Schaden. "Wir haben es für Rapid durchgerechnet. Das Minus beträgt über eine Million", erzählte Krammer.

"Kann dort jemand 'Marketing' überhaupt buchstabieren?"

Für die Probleme, die auf die Vereine durch den Wartungserlass zukommen, hat Krammer eine Lösung parat. "Es geht dabei um rund 200.000 Euro im Jahr. Alle Vereine zahlen 4,5 Prozent Ticketabgabe an die Bundesliga und Landesverbände. Dieses Geld soll für den Wartungserlass umgewidmet werden", meinte der Niederösterreicher.

Außerdem wies Krammer darauf hin, dass mit dem Finanzministerium nicht geklärt sei, ob die als Halbprofi-Liga geplante zweithöchste Spielklasse vom Wartungserlass ausgenommen sein würde.

Zu guter Letzt gab es noch unverhohlene Kritik an der Bundesliga-Spitze. "Seit 2009 ist der TV-Vertrag nicht besser geworden. Das Liga-Sponsoring sogar schlechter. Und anstatt um mehr Fans zu kämpfen, werden lieber Auswärtsfahrer prämiert. Kann dort jemand 'Marketing' überhaupt buchstabieren?"

2018 nach Ende der TV-Beträge wäre besserer Zeitpunkt für Reform

Gänzlich verhindern will Krammer eine Liga-Reform aber nicht. "Wenn alle Stakeholder beteiligt werden, also auch Sponsoren und TV-Partner, können wir im kommenden Jahr eine Reform schaffen, die ab 2018 statt 2017 gilt. Da 2018 die TV-Verträge auslaufen, wäre das ohnehin der geeignetere Zeitpunkt für die Reform."

Der ursprüngliche Plan der Reform-Befürworter war, am 19. Mai bei einer Vereinskonferenz in Klagenfurt die Weichen für die Änderungen zu stellen. Die offizielle Absegnung sollte im Rahmen einer Außerordentlichen Hauptversammlung am 31. Mai mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit (die zehn Oberhaus-Vereine haben je fünf, die neun stimmberechtigten zweitklassigen Vereine je drei Stimmen) beschlossen werden.

Auch das ÖFB-Präsidium müsste noch zustimmen. Dann würde der neue Modus mit der Saison 2017/18 in Kraft treten.

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apa/red