25.05.2016 12:49 Uhr

Waldhof Mannheim: Aus Tradition treu

Die Fans von Waldhof Mannheim hoffen auf den Aufstieg
Die Fans von Waldhof Mannheim hoffen auf den Aufstieg

Nach Jahrzehnten in der sportlichen Versenkung steht Waldhof Mannheim vor der Rückkehr in den Profifußball. Vor den Aufstiegsspielen gegen Lotte bündelt der Traditionsverein alle Kräfte.

Mannheim. Diese beschauliche, traditionsreiche Universitätsstadt im äußersten Norden Baden-Württembergs. Allgemein ist die Rheinstadt nicht als Epizentrum deutscher Feierkultur bekannt, doch am 29. Mai könnte sich daran schlagartig etwas ändern. Wie das Schicksal es will, fällt der Finaltag des Mannheimer Stadtfestes mit dem Rückspiel der Aufstiegsrelegation zur 3. Liga zusammen - perfekte Vorzeichen für die Party des Jahres.

Seit Tagen fiebert die ganze Region den Alles-oder-Nichts-Duellen zwischen Waldhof Mannheim und Regionalliga-West-Meister Sportfreunde Lotte entgegen. Die Sehnsucht nach dem Sprung zurück in den Profifußball ist groß: 13 Jahre lang dümpelte der traditionsreiche SV Waldhof in den Niederungen des südwestdeutschen Amateurbereichs herum, immer im Schatten der Rivalen aus Frankfurt und Mainz. Doch nun ist das Ende der Durststrecke zum Greifen nah.

Bombensichere Bastion

Als souveräner Tabellenerster der Südweststaffel qualifizierten sich die Blau-Schwarzen für die K.o.-Spiele um den Aufstieg. Angetrieben von durchschnittlich 6536 Besuchern pro Heimspiel - selbst für Drittligaverhältnisse ein guter Wert - ließ das von Kenan Kocak trainierte Team kaum Zweifel an seiner Profitauglichkeit aufkommen. Als bombensichere Bastion erwies sich das heimische Carl-Benz-Stadion: 12 von 17 Begegnungen vor eigenem Anhang endeten siegreich für die Mannheimer, die zuhause nur neun Gegentreffer kassierten und sich in der Offensive auf Jannik Sommer (16 Buden) und Giuseppe Burgio (11) verlassen konnten.

Um die ohnehin gelungene Spielzeit zu krönen, soll nun zunächst auswärts ein guter Auftritt hingelegt werden. "Dann können wir am Sonntag in Mannheim den Sack zumachen", hofft Michael Fink, neben Hanno Balitsch die zweite erfahrene Führungskraft der Mannschaft. Der 34-Jährige, der in seiner bewegten Karriere einst auch viermal in der Champions League auflief, hofft auf die Kulisse im Rückspiel: "Lotte muss erst einmal bei uns vor 25.000 Zuschauern bestehen". Kampfansagen, die sinnbildlich für das neue Mannheimer Selbstverständnis stehen.

Hopp hilft aus der Krise

Eine triste Dekade liegt hinter dem ehemaligen Bundesligisten. Nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga 2003 wurde öffentlich, dass der Verein in einer tiefen finanziellen Krise steckte. Mit bösen Folgen: Durch die Nichterteilung der Lizenz für die Regionalliga ging es direkt in die Oberliga Baden-Württemberg. Der Kredit bei Fans und Sponsoren war verspielt, die Stimmung im Keller. Trotz regelmäßiger Etaterhöhung gelang Waldhof erst 2008 der Sprung in die neue Regionalliga. Wirtschaftlich galt es damals jedoch, die nächste Schieflage auszugleichen.

Zum Retter in der Not avancierte ein prominenter, bei den Fans gleichwohl äußerst umstrittener Mann aus der Region: Mäzen Dietmar Hopp, in erster Linie Förderer der TSG 1899 Hoffenheim, bewahrte den Verein dank einer kurzfristigen Finanzspritze in Höhe von 500.000 Euro vor der Insolvenz. Kein Fortschritt von Dauer: Zur Spielzeit 2010/11 erhielten die Mannheimer vom DFB erneut keine Lizenz für die Regionalliga, zudem zerstritten sich Präsident Noll und Hopp. Doch die Stehaufmännchen vom Waldhof kamen eindrucksvoll zurück: Im entscheidenden Oberliga-Spiel traten die Akteure vor einer Rekordkulisse von 18.313 Zuschauern an - die höchste Zuschauerzahl, die je bei einem Fünftligaspiel in Deutschland gemessen wurde. Auch heute sind die treuen Anhänger ein wichtiges Faustpfand des Klubs.

"Mannheim gehört in den bezahlten Fußball"

Unter Erfolgstrainer Kocak hat sich in Mannheim wieder eine stabile Einheit gebildet, die Stadt steht wie ein Mann hinter dem SVW07, der endlich wieder ein sportliches Aushängeschild der Region werden will. In den Playoffs der "Todesliga", wie die Regionalliga aufgrund ihres mehrstufigen Aufstiegsverfahrens häufig genannt wird, steht nun eine Menge auf dem Spiel. Der Coach geht kämpferisch voran: "Ich denke der SV Waldhof Mannheim gehört in den bezahlten Fußball, den Profifußball. Dieses Jahr haben wir fantastische Arbeit hingelegt".

Und der 35-Jährige vergisst nicht, wem der Aufstieg zu verdanken wäre: "Das wäre in erster Linie für unsere Fans ein großer Verdienst. Sie haben in den letzten Jahren sehr viel gelitten und sehr viel mitgemacht und immer wieder dem Verein die Treue gehalten". Womöglich werden sie am Sonntag mit einer Riesenparty am berühmten Mannheimer Wasserturm belohnt.